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Mit keiner anderen Einrichtung des Mittelalters haben die Reformatoren so radikal aufgeräumt wie mit den Klöstern. Dabei war Sachsen einst ein klosterreiches Land, auch wenn die meisten Klöster heute spurlos verschwunden sind. Dieser (fast) vergessene Teil der sächsischen Geschichte wird jetzt wiederentdeckt: Über Jahre wurde die sächsische Klostergeschichte am Lehrstuhl für Sächsische und Vergleichende Landesgeschichte der Universität Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Enno Bünz und dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden in Zusammenarbeit mit zahlreichen Wissenschaftler:innen erforscht.
Das Ergebnis liegt nun in Form des im Leipziger Universitätsverlag im April erschienen, dreibändigen Sächsischen Klosterbuchs vor.
Dreibändiges Grundlagenwerk beleuchtet religiöses Gemeinschaftsleben
Die Neuerscheinung stellt die vielfältigen Formen religiösen Gemeinschaftslebens in Sachsen erstmals grundlegend dar. Es blickt auf Klöster, Stifte und Kommenden (Niederlassungen der Ritterorden) und damit auf Institutionen, die der modernen Welt fremdartig erscheinen, die aber in früheren Jahrhunderten präsent und prägend waren. „Der negative Blick der Reformatoren auf das Klosterleben hat nicht nur in Sachsen lange nachgewirkt und dazu beigetragen, dass sich auch Wissenschaftler kaum mit den sächsischen Klöstern und Stiften beschäftigt haben.
Dabei geht die Klostergeschichte keineswegs bloß Kirchenhistoriker oder Theologen an, denn die geistlichen Gemeinschaften des Mittelalters haben in vielfältiger Weise sowohl die Kirche als auch die Welt geprägt“, sagt Herausgeber Enno Bünz. Es gehe nicht bloß um Glauben und Frömmigkeit, sondern auch um alltägliche Lebensformen, Herrschaftspraxis, Wirtschaftsweise, Bildung und Kultur. Klöster und Welt waren untrennbar miteinander verflochten.
„Im Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen bestanden während des Mittelalters 74 Klöster, Stifte und Ritterordenskommenden. Dadurch, dass einige Klöster einmal oder mehrfach verlegt wurden, erhöht sich die Gesamtzahl der Klosterstandorte auf 80“, resümiert der Historiker. Diese Einrichtungen prägten die Geschichte des Landes lokal und regional, sie waren überdies Knotenpunkte eines internationalen Netzwerkes des religiösen Gemeinschaftslebens von Skandinavien bis Spanien, von Irland bis Sizilien. Das „Sächsische Klosterbuch“ zeigt, dass sich hier fast alle wichtigen Orden und religiösen Gemeinschaften des Mittelalters etabliert und jahrhundertelang entfaltet haben.
Das Klosterbuch ist als Handbuch angelegt, das die geistlichen Institutionen nach einem einheitlichen Bearbeitungsschema darstellt und damit auch die vergleichende Betrachtung ermöglicht. Geschichte, Bau- und Kunstgeschichte, Archäologie und Bibliotheksgeschichte der geistlichen Institutionen stehen im Mittelpunkt. Alle Klosterartikel, geschrieben von zahlreichen Expert:innen, sind mit historischen und aktuellen Aufnahmen, Lageplänen, Grundrissen und Besitzkarten ausgestattet. Umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnisse bilden den Ausgangspunkt für weitere Forschungen. Die Beschreibungen und Abbildungen regen dazu an, den Spuren vor Ort nachzugehen. Das Klosterbuch richtet sich nicht nur an Wissenschaftler:innen, sondern auch an historisch interessierte Laien und Ortsforscher:innen, da es durch die Klostergeschichte auch viele lokale historische Informationen enthält.
Öffentliche Buchpräsentationen in Leipzig, Dresden und weiteren Städten
Bei verschiedenen Präsentationsterminen in ganz Sachsen wird das Klosterbuch der Öffentlichkeit vorgestellt. Den Auftakt macht die feierliche Buchvorstellung am 8. Mai 2025 im Festsaal des Alten Rathauses in Leipzig um 19:00 Uhr (Einlass 18:30 Uhr). Universitätsrektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell wird ein Grußwort halten. Die Herausgeber:innen stellen den Aufbau des Werkes vor und geben Einblicke in die historische sächsische Klosterlandschaft. Bei einem weiteren Termin am 12. Mai 2025, 17:00 Uhr wird das Klosterbuch in der Sächsischen Landesbibliothek (SLUB) in Dresden vorgestellt. Weitere Präsentationstermine finden in Freiberg, Kamenz, Annaberg-Buchholz, Pirna, Altzella und Bautzen statt.
Das Sächsische Klosterbuch (ISBN 978-3-86583-816-2) kostet 224 Euro und 249 Euro im Schmuckschuber. Es ist erhältlich über den Leipziger Universitätsverlag und den Buchhandel.
Dörthe Schimke
Prof. Dr. Enno Bünz
Telefon: +49 341 97-37082
E-Mail: buenz@rz.uni-leipzig.de
https://www.isgv.de/projekte/saechsische-geschichte/saechsisches-klosterbuch
https://www.univerlag-leipzig.de/
https://www.gkr.uni-leipzig.de/historisches-seminar/institut/aktuelles-und-veran...
Das Sächsische Klosterbuch ist gerade erschienen.
Foto: Lpz. Universitätsverlag
Prof. Dr. Enno Bünz mit den drei Bänden des Sächsischen Klosterbuchs.
Foto: Bettina Weil
Criteria of this press release:
Journalists, all interested persons
History / archaeology, Religion
regional
Research results, Scientific Publications
German
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