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06/24/2025 08:58

Studie: Frauen und junge Menschen sorgen sich besonders um das Klima

Susann Sika Stabsstelle Universitätskommunikation / Medienredaktion
Universität Leipzig

    Psycholog:innen der Universität Leipzig und der TU Dortmund haben erstmals internationale Forschungsergebnisse zum Phänomen Klimaangst zusammengefasst. Sie fanden heraus, dass bestimmte Gruppen eher zu Klimaangst neigen als andere. Dazu gehören vor allem jüngere Menschen, Frauen, Personen mit eher linksgerichteten politischen Ansichten, Menschen mit großer Sorge um die Zukunft und die Umwelt sowie solche, die häufig mit den Folgen des Klimawandels und entsprechenden Informationen konfrontiert sind. Die Forschenden haben die Ergebnisse ihrer Metaanalyse gerade im Journal „Global Environmental Change“ veröffentlicht.

    Die Überzeugung, dass der Klimawandel eine reale Bedrohung ist und mit erheblichen Risiken einhergeht, sowie die wahrgenommene Einigkeit unter Klimawissenschaftler:innen zu den Ursachen und Gefahren der globalen Erwärmung sind laut der Studie ebenfalls eng mit Klimaangst verbunden. „Sie hängt negativ mit Wohlbefinden zusammen, steht jedoch auch in positivem Zusammenhang mit privatem und kollektivem umweltfreundlichem Verhalten und der Unterstützung von klimapolitischen Maßnahmen“, sagt die Erstautorin des Papers, Dr. Clara Kühner vom Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig. Die Klimakrise und ihre Folgen seien für viele Menschen beängstigend. Dementsprechend gewinne die Klimaangst, also Ängste und Sorgen in Zusammenhang mit dem Klimawandel, an gesellschaftlichem Interesse und werde zunehmend beforscht. „Die bisherige Literatur ist jedoch über verschiedene Disziplinen verteilt und wurde bisher nicht quantitativ zusammengefasst“, erklärt die Psychologin.

    Die nun vorliegende Metaanalyse zu den Zusammenhängen zwischen Klimaangst und 33 weiteren Konstrukten soll Forschenden und Praktiker:innen einen Überblick über die potenziellen Folgen und die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Klimaangst ermöglichen. In die Analyse wurden 94 Primärstudien mit insgesamt 170.747 Teilnehmenden aus 27 Ländern einbezogen.

    Die gefundenen Zusammenhänge variierten Kühner zufolge teilweise in Abhängigkeit davon, wie Klimaangst gemessen wurde. Außerdem spiele die Qualität der Primärstudien eine Rolle, so dass einige Zusammenhänge bei größerer Studienqualität stärker waren. Darüber hinaus fanden die Forschenden heraus, dass sich Klimaangst konzeptionell von allgemeiner, nicht klimabezogener Angst unterscheidet und damit ein „eigenes“ Phänomen darstelle.

    „Die Ergebnisse legen nahe: Klimaangst ist ein zweischneidiges Schwert. Sie kann das Wohlbefinden beeinträchtigen, aber auch als Antrieb für Klimaschutzhandeln dienen“, sagt Mitautor Prof. Dr. Hannes Zacher von der Universität Leipzig. Anstatt berechtigte Sorgen um den Klimawandel abzutun, sollten öffentliche Akteur:innen wie Politiker:innen, Journalist:innen und Führungskräfte in der Wirtschaft Menschen dabei unterstützen, Klimaangst in dringend notwendiges Klimaschutzhandeln zu kanalisieren. Personen, die besonders zu Klimaangst neigen, etwa junge Menschen oder solche, die häufig mit dem Thema konfrontiert sind, benötigten gezielte Unterstützung, so die Empfehlung der Forschenden.

    Da Klimaangst ein Thema von großem gesellschaftlichem und wissenschaftlichem Interesse ist und weiterhin viele Primärstudien zu dem Thema publiziert werden, soll die Metaanalyse in den kommenden Jahren laufend mit neuen Daten aktualisiert werden. Außerdem werden einige Befunde aus der Metaanalyse tiefergehend untersucht, beispielsweise der nach wie vor unklare Zusammenhang zwischen Klimawandel-Wissen und Klimaangst.

    Fast drei Viertel der inkludierten Studien wurden im Globalen Norden durchgeführt. Der Globale Süden wird jedoch noch stärker vom Klimawandel betroffen sein, so dass die potenziellen Prädiktoren und Folgen von Klimaangst hier anders ausgeprägt sein könnten. Deshalb ist nach Ansicht der Wissenschaftler:innen mehr Forschung zu Klimaangst in Ländern des Globalen Südens notwendig.


    Contact for scientific information:

    Dr. Clara Kühner
    Wilhelm-Wundt-Institut für Psychologie der Universität Leipzig
    E-Mail: clara.kuehner@uni-leipzig.de


    Original publication:

    Originaltitel der Veröffentlichung in „Global Environmental Change“:
    „Climate change anxiety: A meta-analysis“, https://doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2025.103015


    Images

    Überwiegend junge Menschen ziehen bei einer Demonstration und dem globalen Klimastreik im März 2023 durch den Berliner Bezirk Mitte. (Symbolbild)
    Überwiegend junge Menschen ziehen bei einer Demonstration und dem globalen Klimastreik im März 2023 ...
    Source: Olaf Schülke
    Copyright: picture alliance / SZ Photo


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Environment / ecology, Oceanology / climate, Psychology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

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