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11/12/2025 11:38

Ultraschnelle lichtgetriebene Elektronenrutsche

Blandina Mangelkramer Presse und Kommunikation
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

    Forschende weisen einen bislang unbekannten Effekt der Elektronenbeschleunigung in ultrakurzen Laserpulsen nach

    Forschende der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und Universität Rostock haben einen bahnbrechenden Effekt entdeckt, bei dem Elektronen bereits durch nur eine einzige Schwingung eines Laserpuls stark beschleunigt werden. Bisher war dieser Effekt nur bei langen Laserpulsen sichtbar und konnte nun durch die Verwendung extrem scharfer Metall-Nadelspitzen beobachtet werden. Diese Entdeckung könnte zur Entwicklung ultraschneller Optoelektronik beitragen. Die Ergebnisse sind nun bei Nature Physics erschienen.

    Trifft ein intensiver Laserpuls auf ein ruhendes Elektron, vollführt es eine Zitterbewegung mit der Frequenz des Lichtfeldes. Diese Bewegung klingt allerdings nach dem Puls wieder ab und das Elektron kommt am Ursprungsort erneut zur Ruhe. Verändert das Lichtfeld entlang der Flugbahn des Elektrons jedoch seine Stärke, baut das Elektron mit jeder Schwingung eine zusätzliche Driftbewegung auf, die es auch nach dem Puls beibehält. Die räumliche Lichtintensität wirkt dabei wie ein Berg, den das Elektron hinabrutscht.

    Dieser seit Jahrzehnten bekannte Effekt wird als „ponderomotorische Beschleunigung“ bezeichnet. Aufgrund der selbst in fokussierten Lichtstrahlen geringen Ortsabhängigkeit der Intensität ist dieser lichtgetriebene Rutscheffekt jedoch nur für lang andauernde Laserpulse mit vielen Schwingungen des Feldes deutlich zu beobachten. In einer aktuellen Studie ist es nun gelungen, eine ausgeprägte ponderomotorische Beschleunigung während nur einer einzigen Lichtschwingung nachzuweisen. Der entscheidende Trick war die Verwendung scharfer metallischer Nadelspitzen, die bei Beleuchtung mit Laserlicht eine extrem stark räumlich veränderliche Lichtintensität aufweisen.

    Schnelle Elektronen und haarscharfe Nadeln

    In Experimenten konnten die durch das Licht freigesetzten Elektronen so erstmals den einzelnen Zyklen des Lichtfeldes zugeordnet werden. Hierfür wurden in den Laboren der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Peter Hommelhoff am Lehrstuhl für Laserphysik der FAU mit einem speziellen Verfahren Wolfram-Nadeln mit besonders scharfen, nur wenige Nanometer kleinen Spitzen hergestellt und mit optischen Laserpulsen mit nur etwa drei Feldschwingungen beleuchtet.

    „Typischerweise interessieren wir uns besonders für die aus den Nanospitzen freigesetzten schnellen Elektronen, die wir präzise mit der Wellenform des Lichtpulses steuern können“, erklärt Dr. Jonas Heimerl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Laserphysik. „Für diese ist bekannt, dass die ponderomotorische Bewegung für scharfe Spitzen komplett unterdrückt wird. Überraschenderweise haben wir nun ausgerechnet im Signal der langsamen Elektronen eine bislang unbekannte und ausgeprägte Streifenstruktur entdeckt. Unsere Experimente haben für die langsamen Elektronen sogar eine Verstärkung der ponderomotorischen Effekte aufgedeckt.“

    Für den Vergleich mit den experimentellen Daten führte die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Thomas Fennel von der Universität Rostock umfassende numerische Simulationen durch, die den ponderomotorischen Beschleunigungseffekt in einer einzelnen Lichtschwingung quantitativ beschreiben und die weitreichenden Implikationen für die Charakterisierung und Steuerung ultraschneller Elektronendynamik belegen.

    „Ponderomotorische Beschleunigung wird üblicherweise als ein über viele Lichtschwingungen gemittelter Effekt beschrieben. Ein faszinierender Aspekt unserer Erkenntnisse ist, dass dieser nun genutzt werden kann, um Prozesse auf der Zeitskala eines Bruchteils einer Lichtschwingung zu vermessen“, erklärt Anne Herzig, Doktorandin in der Gruppe von Thomas Fennel.

    „Obwohl die grundlegende Physik der nahfeldinduzierten Streifenstrukturen prinzipiell mit klassischer Mechanik erklärt werden kann, eröffnen sie einen neuen Zugang zur Charakterisierung der Quanteneffekte des Emissionsprozesses“, ergänzt Anne Herzig. Die gewonnenen Erkenntnisse konnten nur durch das exzellente Zusammenspiel von Experiment und Theorie erzielt werden und haben das Potential, das fundamentale Verständnis der Photoemission zu erweitern und neue Anwendungen in der ultraschnellen Metrologie und Optoelektronik zu ermöglichen.

    Direkt zur Originalpublikation: https://www.nature.com/articles/s41567-025-03093-3

    Ansprechpartner für Medien:
    Dr. Jonas Heimerl
    FAU, Lehrstuhl für Laserphysik
    jonas.heimerl@fau.de

    Prof. Dr. Peter Hommelhoff
    FAU, Lehrstuhl für Laserphysik
    Tel.: 09131 / 85-27089
    peter.hommelhoff@fau.de

    Prof. Dr. Thomas Fennel
    Universität Rostock
    Tel.: 0381 / 498-6815
    thomas.fennel@uni-rostock.de


    Contact for scientific information:

    Dr. Jonas Heimerl
    FAU, Lehrstuhl für Laserphysik
    jonas.heimerl@fau.de

    Prof. Dr. Peter Hommelhoff
    FAU, Lehrstuhl für Laserphysik
    Tel.: 09131 / 85-27089
    peter.hommelhoff@fau.de

    Prof. Dr. Thomas Fennel
    Universität Rostock
    Tel.: 0381 / 498-6815
    thomas.fennel@uni-rostock.de


    Original publication:

    https://www.nature.com/articles/s41567-025-03093-3


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results
    German


     

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