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02/02/1999 09:47

Enge Forschungskooperation mit der Industrie

Dieter Heinrichsen M.A. Corporate Communications Center
Technische Universität München

    Neue Einrichtungen an der TU München in Freising-Weihenstephan

    Am Lehrtstuhl für Chemisch-Technische Analyse und Chemische Lebensmitteltechnologie (Prof. Dr. Harun Parlar) der TUM in Freising-Weihenstephan sind in enger Zusammenarbeit mit der Industrie zwei neue Forschungseinrichtungen etabliert worden. Zum einen handelt es sich dabei um das Adalbert-Raps-Zentrum für Arznei- und Gewürzforschung, zum anderen um das Euronorm-Standard-Labor.

    Adalbert-Raps-Zentrum für Arznei- und Gewürzforschung

    Im Rahmen der engen Zusammenarbeit zwischen den Lehrstühlen für Chemisch-Technische Analyse und Chemische Lebensmitteltechnologie (Prof. Dr. Harun Parlar) und Maschinen- und Apparatekunde (Prof. Dr. Karl Sommer) mit der Adalbert-Raps-Stiftung, Kulmbach, wurde ein neues Forschungszentrum für Arznei- und Gewürzforschung gegründet. Das Zentrum wird vollständig von der Stiftung finanziert - jährlich kommt der Einrichtung rund eine Million Mark zugute -- und beschäftigt derzeit zehn wissenschaftliche und technische Mitarbeiter. Die Forschung richtet sich auf den analytisch-chemischen und verfahrenstechnologischen Bereich.

    In der analytischen Chemie liegt der Schwerpunkt auf dem Gebiet der pflanzlichen Rohstoffe mit dem Ziel der Isolierung und Identifizierung wertvoller Bestandteile. Gesucht werden Verbindungen für den Einsatz als naturidentische Wirk- oder Aromastoffe. Nach der Charakterisierung können sie synthetisiert werden. Voraussetzung für ein erfolgreiches Screening ist die Entwicklung analytischer Methoden, mit deren Hilfe pflanzliche Inhaltsstoffe auch im Spurenbereich angereichert und identifiziert werden.

    Zusätzlich zu den bisher bekannten Methoden (Lösungsmittelextraktion, Wasserdampf- und Hochdruckdestillation) erprobt das Adalbert-Raps-Zentrum für die Isolierung und Anreicherung auch neuartige Verfahren, wie beispielsweise die Zerschäumungsanalyse. Eine weiterer Einsatzbereich dieser neuen Methode könnte in der Gewinnung wertvoller Inhaltsstoffe aus Abfällen der Lebensmittelindustrie liegen. Darüber hinaus sollen auch effiziente, zeitsparende Analysemethoden auf Sensorbasis für die Überwachung und Optimierung von Herstellungsprozessen in der Lebensmittelindustrie entwickelt werden. Mit Hilfe dieser Methoden wären dann sowohl die Qualität der Lebensmittel als auch die Umweltverträglichkeit der Produktionsverfahren und des Endproduktes überprüfbar. Auch rückstandsanalytische Untersuchungen in wirtschaftlich bedeutenden Rohstoffen (Gemüse, Kräuter) könnten in Zukunft mit diesen Methoden durchgeführt werden, obwohl zur Zeit noch Hochleistungschromatographie und massenspektrometrische Verfahren besser für diesen Zweck geeignet sind.

    Im verfahrenstechnologischen Bereich liegt der Schwerpunkt des Forschungszentrums auf der Evaluierung des Potentials neuer Technologien. Dies betrifft vor allem Hochdruckextraktion, Coating-Verfahren und biotechnologische Methoden zur Isolierung und Herstellung natürlicher Additive für die Lebensmittelindustrie. Darüber hinaus sollen im Rahmen dieser Forschungsarbeiten bereits etablierte Herstellungsverfahren in ihrem Prozessablauf optimiert werden. Ein weiterer Aspekt ist die Entwicklung von Matrices zur gesteuerten, zeitverzögerten Freisetzung von Geschmacks- und Wirkstoffen (Slow-Release-Prinzip) aus natürlichen Polymeren, die eine kontrollierte Dosierung ermöglichen.

    Euronorm-Standard-Labor: Zusammenarbeit TUM - Merck AG

    Im Rahmen eines Forschungskooperationsvertrages zwischen Merck AG, Darmstadt und dem Lehrstuhl für Chemisch-Technische Analyse und Chemische Lebensmitteltechnologie wurde das Euronorm-Standard-Labor in Betrieb genommen. Das Ziel dieser Kooperation besteht in der Synthese und dem Vertrieb von unter kontrollierten Bedingungen hergestellten und international anerkannten Standards für Forschung und Routineanalytik.

    Die europaweite Harmonisierung von Gesetzen und Richtlinien zur Festlegung der Qualität von Endprodukten sowie zur Sicherung der Umwelt führt zwangsläufig zu einer Reihe von Schwierigkeiten. In allen Produktions- und Kontrollbereichen werden gesicherte analytische Daten verlangt. Nicht nur die Abnahme und Aufarbeitung von Proben sowie die unterschiedlichen apparativen Voraussetzungen in den verschiedenen Labors können zu erheblichen Problemen führen, sondern auch das Fehlen von analytischen Standards, die unter normierten Bedingungen hergestellt wurden. Nur durch den Einsatz solcher Standards ist gewährleistet, daß die Ergebnisse, die in den verschiedenen Laboratorien der EU bzw. der EU-assoziierten Staaten erzielt werden, vergleichbar sind. Analytische Daten, die unter Verwendung selbst hergestellter Standards gewonnen wurden, können in Zukunft zur Qualitätsbeurteilung nicht mehr akzeptiert werden. Deshalb besteht großes Interesse, normierte Standards zur Verfügung zu haben.

    Zusätzlich zu den Standardsubstanzen oder Substanzgemischen, die beispielsweise die Bereiche Umweltchemikalien, Lebensmittelinhaltsstoffe oder Textil- und Lederzusatzstoffe repräsentieren, müssen in vielen Fällen auch deren Metaboliten oder abiotische Umwandlungs- bzw. Zersetzungsprodukte bestimmt werden. Für diesen Zweck werden zur Zeit nur sehr wenige analytische Standards angeboten. Eine sehr wichtige Klasse davon stellen auch die isotopenmarkierten Verbindungen dar, deren Einsatz für die quantitative Analytik im Spurenbereich unerläßlich ist. Dies ermöglicht eine sichere Bestimmung von Substanzen. Besonders in der Dioxin-Analytik hat sich der Einsatz isotopenmarkierter Standards bereits durchgesetzt, und auch bei anderen Substanzklassen ist dies zu erwarten. Entsprechend wichtig ist die Einrichtung von Labors, die zur kontrollierten Synthese solcher Standards berechtigt sind.

    Das Euronorm-Standard-Labor ist in den Räumen des Lehrstuhls für Chemisch-Technische Analyse und Chemische Lebensmitteltechnologie untergebracht. Dort wurden mehrere Labors mit Digestorien, Büros und Meßräumen eingerichtet. Ein Isotopenbereich steht im neuen Lebensmitteltechnologiegebäude zur Verfügung. Sieben Wissenschaftler und Technische Mitarbeiter sind zur Zeit im Euronorm-Standard-Labor beschäftigt. Die Standards sollen nach ISO 90001 und ISO 90002 zertifiziert werden. Im Isotopenbereich wird voraussichtlich auch die "Good Laboratory Praxis" eingeführt, die für Untersuchungen für die Chemikalienzulassung unerläßlich ist. Alle Standards werden von der Merck AG weltweit vermarktet.

    Kontakt:
    Prof. Harun Parlar
    Lehrstuhl für Chemisch-technische Analyse und Chemische Lebensmitteltechnologie
    TU München in Freising-Weihenstephan
    Tel: (08161) 71-3283; Fax: (08161) 71-4418


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry
    transregional, national
    Research projects
    German


     

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