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Personalengpässe drohen - Memorandum für "Moderne Arbeit und Qualifizierung in der Gesundheitswirtschaft NRW"
Bei der Personalentwicklung in der Gesundheitswirtschaft zeichnet sich eine wachsende Schere zwischen Ausbildung und Beschäftigung ab. Während die Beschäftigung in der Branche zwischen 1999 und 2003 um rund 7 % Prozent zunahm, ging die Zahl der zwischen 1995 und 2002 in NRW ausgebildeten Krankenpfleger und Krankenschwestern um 19 %, die der Altenpfleger und Altenpflegerinnen um 8 % und die der Arzthelferinnen um 18 % zurück. Der Neuzugang von Ärzten zum Arzt im Praktikum nahm bundesweit zwischen 1998 und 2001 um rund 13 Prozent ab, so dass bei Ärzten bereits deutliche Personalengpässe bestehen.
MedEcon Ruhr als Zusammenschluss der in der Gesundheitswirtschaft engagierten regionalen Akteure fordert angesichts der bedrohlichen Situation eine Ausbildungsoffensive, um die Schere zwischen künftigem Angebot und Nachfrage zu schließen und die Beschäftigten für künftige Anforderungen in der Gesundheitswirtschaft fit zu machen. "Dabei geht es nicht nur um den aktuellen Bedarf, sondern um eine innovationsorientierte Ausbildungsstruktur, die z.T. mit neuen Qualifikationen, Berufsbildern, Abschlüssen und Übergängen den Anforderungen im künftigen, modernen und reformierten Gesundheitswesen Rechnung trägt", erläutert die Gesundheitswirtschafts-Expertin Michaela Evans vom Institut Arbeit und Technik (IAT/Gelsenkirchen), die MedEcon Ruhr wissenschaftlich unterstützt und begleitet.
Wie "Moderne Arbeit und Qualifizierung in der Gesundheitswirtschaft NRW" entwickelt werden kann, hat die MedEcon-Arbeitsgruppe Lernallianzen in einem jetzt veröffentlichten Memorandum beschrieben, das federführend vom Bildungsinstitut im Gesundheitswesen (BiG/Duisburg) und dem IAT erarbeitet wurde. "Während in anderen Wirtschaftsbranchen vielfach über Bedarf ausgebildet wird, um Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, wird in der Gesundheitswirtschaft überwiegend kostenorientiert unter Bedarf ausgebildet", stellt der IAT-Wissenschaftler Stefan von Bandemer fest. Aber auch in der Gesundheitswirtschaft muss Ausbildung als Investition verstanden werden. "Wer Weltmeister in der Gesundheitswirtschaft werden will, der muss auch Weltmeister bei Ausbildung und Qualifizierung in der Gesundheitswirtschaft sein!"
Lediglich bei einigen nicht medizinischen Heilberufen (Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten) und einigen Berufen im Gesundheitshandwerk (Augenoptiker, Orthopädieschuhmacher) ist in den letzten Jahren ein Anstieg der Ausbildungszahlen zu verzeichnen. Selbst bei den Arzthelferinnen, die bisher deutlich über Bedarf ausgebildet wurden, gibt es einen bedenklichen Rückgang. Die Ausbildung zur Arzthelferin schafft zumindest eine gute Grundlage für eine Weiterqualifizierung in weitere Berufe der Gesundheitswirtschaft. So können Arzthelferinnen beispielsweise zu Dokumentationsassistentinnen ausgebildet werden und damit Ärzte und Pflegekräfte von administrativen Aufgaben entlasten oder mit einer Zusatzqualifikation im Bereich Praxismanagement die Organisation von medizinischen Versorgungszentren unterstützen.
Sowohl in der Qualifikation der Bewerber als auch in der mangelnden Attraktivität der Ausbildungsplätze bzw. der Berufe liegen die Gründe dafür, dass trotz insgesamt guter Berufsausichten zurzeit nicht alle Ausbildungsplätze in der Gesundheitswirtschaft besetzt werden können. Um dieser Entwicklung zu begegnen, müssen vielfältige Anstrengungen unternommen werden, die maßgeschneiderte Zugänge zum Ausbildungssystem der Gesundheitswirtschaft schaffen, Übergänge zwischen unterschiedlichen Ausbildungsgängen und Abschlüssen ermöglichen und überbetrieblichen wie betrieblichen Anforderungen gerecht werden. Entsprechende Voraussetzungen und Innovationen in der Ausbildung müssen auch für neue Berufsbilder und Ausbildungsgänge geschaffen werden. Denn international gibt es bereits Berufsabschlüsse etwa in der Komplementärmedizin oder bei Physiotherapeuten und sonstigen medizinnahen Berufen, die zu einem Ausbildungstourismus in andere Länder führen. Anerkannte Abschlüsse sollten aber in NRW zu erwerben sein, wenn die Gesundheitswirtschaft als Leitbranche entwickelt werden soll.
Zur Aktivierung der Ausbildung für die Gesundheitswirtschaft wird in dem Memorandum vorgeschlagen, einen intensiven Dialog mit den Tarifparteien zu führen, ein Benchmarking mit andern Bundesländern und internationalen Lösungen zu betreiben und einen Forschungsverbund für Ausbildung in der Gesundheitswirtschaft zu initiieren, der die Entwicklung begleiten und Zukunftsperspektiven aufzeigen kann.
Für weitere Fragen stehen
Ihnen zur Verfügung:
Michaela Evans
Durchwahl: 0209/1707-121
Stefan von Bandemer
Durchwahl: 0209/1707-115
Pressereferentin
Claudia Braczko
Munscheidstraße 14
45886 Gelsenkirchen
Tel.: +49-209/1707-176
Fax: +49-209/1707-110
E-Mail: braczko@iatge.de
info@iatge.de
WWW: http://iat-info.iatge.de
http://iat-info.iatge.de/aktuell/veroeff/2004/bandemer01.pdf - (Memorandum)
Criteria of this press release:
Economics / business administration, Law, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Politics, Social studies
regional
Research projects, Scientific Publications
German
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