idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/11/1996 00:00

Gefühlvolle Wissenschaft

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    82/96

    Gefuehlvolle Wissenschaft

    Koelner Mediziner entwickelt Theorie der Gefuehle

    Unsere Gesellschaft ist kein 'gefuehlloser Moloch', sondern fordert im Gegenteil gerade den nuetzlichen und oekonomischen Umgang mit Gefuehlen. Zu diesem Ergebnis kommt Dr. Karsten Wolf in einer Studie, die an der Klinik und Poliklinik fuer Neurologie und Psychiatrie der Universitaet zu Koeln entstand.

    In unserer technisierten, modernen Gesellschaft scheinen Gefuehle oft sinnlos und stoerend, denn sie lassen sich weder berechnen noch in ein funktionales System pressen. Auf der anderen Seite fordert die Gesellschaft individuelle Persoenlichkeiten, die sich jedoch nur entwickeln koennen, wenn Gefuehlen Raum gewaehrt wird. Je freier unsere Gesellschaft wird, desto schwerer gelingt es dem Einzelnen, mit seinen Gefuehlen umzugehen. Der Mediziner, der zuvor Germanistik, Philosophie und Sport studiert hatte, stellte fest, dass vom Einzelnen zwar ein angemessener Umgang mit seinen Gefuehlen gefordert wird, dass jedoch wenig Moeglichkeiten geboten werden, dies zu erlernen.

    Aufwertung und Verstaendnis der Gefuehle kann dem Einzelnen moeglicherweise etwas bieten, was dieser in Sekten sucht. Die Sekte vermittelt ein Gefuehl von emotionaler Geborgenheit. Ihre Mitglieder bedienen sich einer ganz eigenen Sprache. An Nicht-Mitglieder kann die mystische Erfahrung der Sekte demnach nicht vermittelt werden.

    Dr. Wolf fand heraus, dass Sektenmitglieder dem falschen Glauben erliegen, innerhalb der Sekte werden mehr Gefuehle produziert als in der vernunftsbestimmten Welt ausserhalb der Sekte. Dies liegt daran, dass Sektenmitglieder keine Abstufungen innerhalb ihrer Gefuehlswahrnehmungen kennen, die sich jedoch bei Nicht-Mitgliedern feststellen lassen. Zudem betont die Studie, dass die These, nur persoenlichkeitsschwache Menschen seien sektengefaehrdet, falsch ist. UEbertreibende Darstellung und Suggestion koennen auch starke Persoenlichkeiten in den Bann extremer Religionsgemeinschaften ziehen.

    Unsere Gesellschaft ist nach Auffassung von Dr. Wolf nicht arm an Gefuehlen. Die einzelnen Menschen haben nur nicht gelernt, richtig mit ihnen umzugehen. Gefuehle spiegeln die Wirklichkeit in ihrer ganzen Vielfalt wider. Oft sind sie die erste Bewusstseinsstufe bei Problemsituationen. Gleichzeitig beinhalten sie Ansaetze zu Loesungen, aus denen der Einzelne je nach Situation die vorteilhafteste auswaehlt. Wird dieser Mechanismus nicht geschult, kann es zu pathologischen Zustaenden kommen. Die Theorie der Gefuehle verfolgt das Ziel, Gefuehlen einen Sinn zuzuschreiben, ihren Wert zu erhoehen. Somit wird ein Ansatz zum Verstaendnis der Krise des Individuums geleistet. Gefuehle stellen fuer Dr. Wolf keine Bedrohung, sondern fuer den Einzelnen eine Chance dar, Lebenskrisen zu ueberwinden.

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Dr. Karsten Wolf am 12. Juli 1996 unter der Telefonnummer 0221/478-6123 oder 478-6124 zur Verfuegung.


    Images

    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    No categories were selected
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).