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05/15/1996 00:00

Wenn die Psyche krank macht

Dr. Wolfgang Mathias Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    47/96

    Wenn die Psyche krank macht

    AErzte sehen bei Kindern mit koerperlichen Beschwerden oft auch psychische Probleme

    Koeln, den 13. Mai 1996 - Psychische Probleme spielen bei koerperlich erkrankten Kindern eine grosse Rolle. Bei mehr als der Haelfte der von ihnen untersuchten Kinder stellten AErzte auch psychische Probleme fest. Rund 40 Prozent beschrieben sie als psychisch auffaellig. Die meisten dieser Kinder hatten auch Probleme in Familie und Schule, die sich psychisch belastend auswirkten. Knapp zehn Prozent litten ueberdies unter psycho-sozialen Belastungen, ohne dass sie zu auffaelligem Verhalten neigten. Nur wenige der Kinder wurden aber zu einer psychotherapeutischen Einrichtung ueberwiesen. Zu diesen Ergebnissen kommt Dr. Monika Panhuysen in einer Studie an der Klinik und Poliklinik fuer Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universitaet zu Koeln.

    Bei den psychisch auffaelligen Kindern nahmen die AErzte vor allem emotionale Stoerungen wie Depressivitaet oder ausgepraegte Angst sowie Ess- und Schlafstoerungen, Sprechstoerungen, starkes Naegelkauen, Bettnaessen und Hyperaktivitaetsstoerungen wahr. Die haeufigsten psychosozialen Belastungen waren Beziehungsstoerungen zwischen Eltern und Kind, familiaere Gesundheitsprobleme, Partnerschaftsprobleme der Eltern und Probleme alleinerziehender Muetter. Bei psychischen Problemen neigen Maedchen eher als Jungen zu sozialem Rueckzug, koerperlichen Beschwerden, Angst und Depressivitaet. Jungen zeigen oft ein staerker ausgepraegtes auffaelliges Verhalten, werden aber seltener als Maedchen psychisch auffaellig.

    Die AErzte vermuteten bei einem Fuenftel aller untersuchten Kinder, dass die Krankheitsursache teilweise oder ueberwiegend im psychischen Bereich lag. UEber die Haelfte der psychisch mitbedingten Krankheiten bezog sich auf die Atemwege und den Magen-Darmtrakt. Jedes fuenfte Kind mit psychisch bedingter Erkrankung zeigte eine klinisch bedeutsame Auffaelligkeit, die als diagnose-, beratungs- oder behandlungsbeduerftig anzusehen ist. Zu einer psychotherapeutischen Einrichtung wurde aber nur ein psychisch auffaelliges Kind ueberwiesen, bei einem weiteren Kind plante der behandelnde Arzt die UEberweisung. Mit Psychopharmaka wurde keines der Kinder behandelt. Die Kinder im Alter von sechs bis zwoelf Jahren konsultierten fast alle wegen akuter koerperlicher Beschwerden den Kinderarzt. Dabei wurden in den Praxen der Kinderaerzte wesentlich haeufiger psychische Probleme wahrgenommen als in der Ambulanz des Kinderkrankenhauses. Die Koelner Medizinerin legte sowohl den AErzten als auch den Eltern der rund 100 untersuchten Kinder Frageboegen vor. Eltern und AErzte stimmten in der Beurteilung der Frage, ob ein Kind psychische Probleme hat, weitgehend ueberein.

    Die Ergebnisse der Studie zeigen die grosse Bedeutung des Kinderarztes in der Versorgung psychisch auffaelliger und psycho-sozial belasteter Kinder. Daraus folgert Dr. Panhuysen, dass die Aus- und Weiterbildung der Kinderaerzte auch diagnostische und therapeutische Kenntnisse ueber psychische Stoerungen im Kindesalter vermitteln sollte. Darueberhinaus sollte die Zusammenarbeit von Kinderaerzten, psychotherapeutischen Einrichtungen und kinder- und jugendpsychiatrischen Kollegen intensiviert werden. So koennten zukuenftig mehr psychisch auffaellige Kinder und deren Familien therapeutische Unterstuetzung erhalten.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Fuer Rueckfragen steht Ihnen Professor Dr. G. Lehmkuhl von der Klinik und Poliklinik fuer Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters am Dienstag, den 14. Mai 1996 unter der Telefonnummer 0221/478-4370 zur Verfuegung.

    UEber die Zusendung eines Belegexemplares wuerden wir uns freuen.


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    No categories were selected
    German


     

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