idw - Informationsdienst
Wissenschaft
20/98
Guter Patient - gluecklicher Patient Schizophreniepatienten sind mit ihrem Leben nicht unzufrieden
Das Lebensgefuehl der meisten Schizophreniepatienten ist als "eher zufrieden" zu bezeichnen. Schwer erkrankte Patienten, die eine langandauernde Krankengeschichte hinter sich gebracht haben, sind nicht wesentlich unzufriedener als weniger schwer Betroffene. Norbert Darimont vom Psychologischen Institut der Universitaet zu Koeln erklaert dies mit der Faehigkeit der Patienten, trotz aller Einschraenkungen und Probleme, ihrem Leben viel Positives abzugewinnen. Der Koelner Psychologe untersuchte zusammen mit Dr. Michael Schifferdecker vom Zentrum fuer Neurologie und Psychiatrie der Universitaet zu Koeln, wie Betroffene ihre Lebensqualitaet und ihre Erkrankung beurteilen und welche Einfluesse dies auf den Erfolg von Therapien hat.
Schizophrenie ist eine Erkrankung, die fuer den Patienten eine Einschraenkung in ihrer Lebensentfaltung bedeutet. Sie aeussert sich im Nebeneinander von gesunden und veraenderten Erlebnis- und Verhaltensweisen beim Betroffenen. Die Ursachen fuer die Entstehung dieser Krankheit sind bislang unklar. Es gibt Therapiemoeglichkeiten, die jedoch nur helfen koennen, wenn der Patient bereit ist, sich auf die Behandlung einzulassen.
In einige Gebiete der Medizin hat der Begriff der "Lebensqualitaet" bereits Eingang gefunden. Dies sind die Bereiche, in denen versucht wird, die Therapie staerker an den Beduerfnissen der Patienten zu orientieren. Ein Mass fuer die Lebensqualitaet ist die Zufriedenheit des Einzelnen in verschiedenen Bereichen des Lebens. Die beiden Wissenschaftler stellten fest, dass die allgemeine Zufriedenheit der Patienten als "maessig" bezeichnet werden kann. Die groesste Zufriedenheit erleben die Befragten in den Bereichen Sicherheit, Freizeit und Wohnen. Eher unzufrieden aeussern sich die meisten Patienten ueber ihre seelische Gesundheit und ihre finanzielle Situation. Grosse Bedeutung fuer das persoenliche Wohlbefinden hat die Zufriedenheit mit der eigenen Gesundheit, im Freizeitbereich und mit sozialen Beziehungen ausserhalb der Partnerschaft und Familie. Wenig Einfluss auf das Lebensgefuehl der Betroffenen haben hingegen die Schulbildung, die finanzielle Situation und der Familienstand. So sind etwa Patienten, die betreut werden oder mit einem Partner zusammen wohnen, auch zufriedener in anderen Lebensbereichen. Dabei beeinflusst die Tatsache, dass der Betreffende verheiratet ist oder Kinder hat, den Grad der Zufriedenheit kaum. Merklich verschlechtert wird die Lebensqualitaet hingegen durch stationaere Aufenthalte in Kliniken.
Die Frage, wie schizophrene Patienten ihre Erkrankung einschaetzen, ist bislang kaum beruecksichtigt worden. Darimont und Schifferdecker finden bei ihren Befragungen heraus, dass die meisten Patienten, besonders Frauen, sich fuer schwer krank und rueckfallgefaehrdet halten. Darueber hinaus haben sie grosses Vertrauen in den behandelnden Arzt und die Medikamente, besonders wenn sie bereits sehr lange Zeit krank sind. Die Verantwortung fuer die Entwicklung der Erkrankung wird von den meisten Patienten den betreuenden AErzten gegeben.
Die Koelner Wissenschaftler sehen einen Zusammenhang zwischen Lebensqualitaet des Betroffenen und dessen eigener Einschaetzung der Erkrankung. Die grosse Gruppe von Patienten, die eine positive Einstellung zu ihrer Therapie, zum Arzt und zu den Medikamenten haben, ist auch in allen anderen Lebensbereichen zufriedener als diejenige, die grosse Vorbehalte gegen Medikamente und AErzte hegt. Diese Unzufriedenheit kann noch verstaerkt werden, wenn sich die Betroffenen zugleich fuer schwerer erkrankt und rueckfallanfaelliger halten.
Diese enge Beziehung zwischen Lebensqualitaet und Krankheitsempfinden sollte dazu fuehren, so Darimont und Schifferdecker, die Sichtweisen des Patienten staerker zu beruecksichtigen. Eine Verbesserung der ambulanten psychiatrischen Versorgung in der Schizophreniebehandlung kann nur gelingen, wenn die behandelnden AErzte einen positiven Einfluss auf den ihnen anvertrauten Kranken nehmen.
Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias
Fuer Rueckfragen steht Ihnen Dr. Michael Schifferdecker unter der Telefonnummer 02102/3030 und der Fax-Nummer 02102/303311 zur Verfuegung.
Fuer die UEbersendung eines Belegexemplares waeren wir Ihnen dankbar.
Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
No categories were selected
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).