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Was macht der Nachbar? Europäische Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) erkennen das am Geruch der Latrinen, die wie ein Zaun die Grenze des Territoriums markieren. Latrinen in der Nähe des eigenen Baus dienen dagegen dem Informationsaustausch in der eigenen Gruppe. Wie eine Forschergruppe der Goethe-Universität jetzt herausgefunden hat, benutzen Stadt-Kaninchen häufiger die Latrinen an der Territoriumsgrenze und zeigen damit ein stärkeres Bedürfnis, sich von ihren Nachbarn abzugrenzen.
FRANKFURT. Kaninchen kommunizieren über Duftstoffe miteinander, die sich im Urin beziehungsweise im Kot befinden. Beim Schnuppern an der Latrine erfahren sie alles über das Alter, Geschlecht oder den sozialen Status der anderen Benutzer. Doch Stadt-Kaninchen zeigen bei der Benutzung der Latrinen ein ganz anderes Verhalten als ihre Artgenossen auf dem Land, wie Madlen Ziege, Doktorandin der Arbeitsgruppe Ökologie und Evolution der Goethe-Universität, in der aktuellen Ausgabe des online Journals „BMC Ecology“ berichtet.
Während Wildkaninchen auf dem Land mehr Latrinen in direkter Nähe zum Bau anlegen und diese auch häufiger nutzen, verhält es sich bei ihren städtischen Artgenossen ganz anders. Mit zunehmender Urbanisierung fanden die Forscher nicht nur besonders viele Latrinen an den Territoriumsgrenzen, d.h. weiter vom Bau entfernt, sondern auch Anzeichen dafür, dass sie regelmäßiger genutzt wurden als solche direkt am Bau. „Die Anlage von Latrinen zur Kommunikation zwischen benachbarten sozialen Gruppen, zum Beispiel um das Territorium eindeutig abzugrenzen, ist somit bei Wildkaninchen in der Frankfurter Innenstadt von besonderer Bedeutung“ so Madlen Ziege.
Erkenntnisse aus früheren Studien liefern eine gute Erklärung für diese Beobachtungen: In der Frankfurter Innenstadt leben nur wenige Tiere – oft sogar nur Pärchen oder einzelne Wildkaninchen - in einem Bau. Die Bauten- und Kaninchendichten sind hier jedoch sehr hoch und somit auch die Konkurrenz um Ressourcen. Eine klare Abgrenzung zum Nachbarn scheint hier von besonders großer Bedeutung zu sein, während die „interne“ Kommunikation in einer ohnehin kleinen sozialen Gruppe weniger wichtig ist. Im ländlichen Umland Frankfurts hingegen bewohnen große soziale Kaninchengruppen weitläufige Bautensysteme; die Dichte an Bauten und Kaninchen ist hier vergleichsweise gering. Folglich ist die Kommunikation innerhalb derselben sozialen Gruppe von größerer Wichtigkeit.
Publikation: Ziege M, Bierbach D, Bischoff S, Brandt A–L, Brix M, Greshake B, Merker S, Wenninger S, Wronski T, Plath M (2016) Importance of latrine communication in European rabbits shifts along a rural–to–urban gradient. BMC Ecology, http://bmcecol.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12898-016-0083-y
Informationen: Madlen Ziege, Arbeitsgruppe Ökologie und Evolution, Campus Riedberg, Tel.: 0157 73883101, madlen.ziege@mailbox.org.
http://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/stadt-kaninchen-grenzen-sich-staerke...
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Foto: Madlen Ziege
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Criteria of this press release:
Journalists
Biology
transregional, national
Research results
German
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