idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
08/11/2020 10:51

Lichtwirbel ermöglichen neuen Blick in die Quantenwelt

Ronja Münch Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Eine neue Methode ermöglicht es, mit Hilfe von Lichtwirbeln bislang unsichtbare Quantenzustände von Elektronen zu beobachten. Entwickelt wurde sie von Physikern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und einem internationalen Forschungsteam. Die Methode verspricht neue Erkenntnisse über die Elektronenbewegung, die für Materialeigenschaften wie elektrische Leitfähigkeit, Magnetismus oder molekulare Strukturen entscheidend ist. Der experimentelle Nachweis erfolgte am freien Elektronenlaser FERMI in Italien, die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Nature Photonics" veröffentlicht.

    Lichtmikroskope ermöglichten der Menschheit die ersten Einblicke in den Mikrokosmos von Bakterien und Zellen. Doch ihre Auflösung ist durch die Wellenlänge des Lichts beschränkt. "Die Quantenwelt bleibt dabei unsichtbar", sagt Dr. Jonas Wätzel vom Institut für Physik der MLU, der in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Jamal Berakdar forscht. "Die räumliche Ausdehnung von Quantenteilchen in Atomen, wie Elektronen, ist um ein Vielfaches kleiner als die Lichtwellenlänge, sodass eine Abbildung mit der klassischen optischen Mikroskopie unmöglich ist."

    Licht kann jedoch eine beachtliche Menge an Energie mit sich führen. "Wenn die Energie eines Photons stark genug ist, um ein Elektron aus Materie herauszuschlagen, spricht man vom photoelektrischen Effekt", erklärt Wätzel. Der Effekt wurde bereits von Einstein vorhergesagt. Die Eigenschaften des herausgeschlagenen Photoelektrons lassen sich mit Spektrometern nachweisen. Die Photoelektronenspektroskopie ist momentan das Hauptwerkzeug für die Analyse der elektronischen Struktur von Materialien. "Viele Quantenzustände lassen sich jedoch nicht mit einem Photon anregen und bleiben so unsichtbar", so Wätzel.

    Zusammen mit einem internationalen Forschungsteam fand er nun eine neue Methode, um das Photoelektron mit mehr Informationen auszustatten. Dafür kombinieren die Physiker herkömmliche Laserstrahlen mit Lichtwirbeln, sogenannten optischen Wirbeln. "Dabei werden Lichtwellen auf eine Schraubenbahn gezwungen und bekommen einen Drehimpuls. Wenn sie dann mit Materie interagieren, werden Elektronen herausgeschleudert, wobei die Schraubenbewegung übertragen wird", erklärt Wätzel. Kombiniert mit der Spektroskopie können so vormals unsichtbare Eigenschaften des Materials nachgewiesen werden. Denn: Wie und ob das Photoelektron mit der verdrehten Lichtwelle interagiert und selbst zum Drehen gebracht wird, hängt maßgeblich von den Materialeigenschaften ab.

    Das dazugehörende hochkomplexe Experiment wurde am freien Elektronenlaser FERMI in Triest in Italien durchgeführt. "Dabei stellten sich hervorragende Übereinstimmungen zwischen den theoretischen Vorhersagen und den Messergebnissen heraus", so Wätzel. "Diese Spektroskopiemethode ebnet den Weg für neuartige Einblicke in die Struktur der Materie und deren Wechselwirkung mit Licht. Wie ein Molekül aussieht, ob es links- oder rechtsdrehend ist, ob ein Material elektrisch leitend oder magnetisch ist, alles hängt von der elektronischen Struktur ab", erklärt Wätzel. Die Methode sei im Prinzip universell anwendbar und für verschiedene Anwendungen, von der Medizin über die Elektronik bis zur Materialwissenschaft, interessant.

    Die Forschung wurde von der Slowenischen Forschungsagentur ARRS und der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie im Rahmen des europäischen "Horizon 2020"-Programms gefördert.


    Contact for scientific information:

    Dr. Jonas Wätzel
    Institute für Physik / Theoretische Physik
    Telefon: +49 345 55-28521
    E-Mail: jonas.waetzel@physik.uni-halle.de

    Prof. Dr. Jamal Berakdar
    Institut für Physik / Theoretische Physik
    Telefon: +49 345 55-28530
    E-Mail: jamal.berakdar@physik.uni-halle.de


    Original publication:

    De Ninno, G., Wätzel, J., Ribič, P.R. et al. Photoelectric effect with a twist. Nature Photonics (2020). https://doi.org/10.1038/s41566-020-0669-y


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars
    Physics / astronomy
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).