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28.05.2008 15:17

Schnelle Wundheilung

Fraunhofer Gesellschaft Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Gesellschaft

    Bei Verbrennungen oder schwer heilenden Wunden wie bei Diabetes soll demnächst eine Wundauflage aus Kieselgelfasern helfen. Sie dient neu wachsenden Hautzellen als Gerüst und wird vom Körper im Zuge der Heilung komplett abgebaut.

    Allein in Deutschland leiden etwa drei Millionen - meist ältere - Patienten an großflächigen und schlecht heilenden Wunden. Diabetes, Verbrennungen oder Wundlägerigkeit können die Ursache sein. Mit gängigen Auflagen aus Kollagen oder Polymilchsäuren lassen sich die Wunden behandeln - der Erfolg ist aber noch nicht optimal. Eine neue Wundauflage aus Kieselgelfasern soll das ändern. Entwickelt wurde sie von Wissenschaftlern am Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC in Würzburg. Diese Wundauflage hat viele Vorteile: Sie ist formstabil, pH-neutral und 100 Prozent bioresorbierbar - einmal aufgelegt, bleibt sie im Körper und wird dort ohne Rückstände abgebaut. Zudem bietet das Vlies den gesunden Zellen an den Wundrändern eine Leitstruktur, die sie zusätzlich zu einer adäquaten Nährstoffversorgung für ein gerichtetes Wachstum benötigen. Damit keine Infektionen entstehen, muss die Behandlung der Wunde absolut steril erfolgen. "Da nur noch der äußere Verband gewechselt werden muss, ist die Gefahr die Wunde zu verunreinigen gering", erklärt Dr. Jörn Probst vom ISC. Und dank des Klettergerüsts für die Zellen stehen die Chancen auf einen narbenfreien natürlichen Wundverschluss sehr gut.

    Basis der Fasern ist eine nasschemische Werkstoffsynthese, ein Sol-Gel-Verfahren. Dabei wird aus Tetraethoxyisilan (TEOS), Ethanol und Wasser in einem mehrstufigen, sauer katalysiertem Syntheseprozess ein transparentes, honigartiges Gel hergestellt. Dieses läßt sich in einem Spinnturm weiterverarbeiten: "Wir pressen es bei konstanten Temperaturen und Luftfeuchte durch feine Düsen", erläutert Walther Glaubitt, der Erfinder der Kieselgelfasern. "Dabei entstehen feine Endlosfäden, die auf einem Changiertisch aufgefangen und in einem bestimmten Muster gesponnen werden, so dass ein etwa DIN A4 großes Vlies aus mehreren Schichten entsteht." Im Anschluss werden die Wundauflagen geschnitten, verpackt und sterilisiert. Für die Entwicklung der biokompatiblen Wundauflage erhalten Dr. Jörn Probst und Dipl.-Ing. Walther Glaubitt den Joseph-von-Fraunhofer-Preis 2008.

    Ein Partner, der die Entwicklung begleitet und die Wundauflage vermarkten wird, wurde bereits gefunden: die Bayer Innovation GmbH BIG, eine hundertprozentige Tochter der Bayer AG. "Wir rechnen damit, dass die Kieselgel-Wundauflage ab 2011 in die Krankenhäuser kommt", so der Projektleiter der Bayer Innovation GmbH, Iwer Baecker. Die Forscher planen schon weiter: Sie wollen zum Beispiel Wirkstoffe, etwa Antibiotika oder Schmerzmittel, in die Wundauflage integrieren, um die Heilung zu verbessern und zu beschleunigen.


    Weitere Informationen:

    http://www.fraunhofer.de/presse/presseinformationen/2008/05/Mediendienst5s2008Th...


    Bilder

    Dipl.-Ing. Walther Glaubitt und Dr. Jörn Probst (v.l.n.r.) mit frisch gesponnen Kieselgelfasern.
    Dipl.-Ing. Walther Glaubitt und Dr. Jörn Probst (v.l.n.r.) mit frisch gesponnen Kieselgelfasern.
    Quelle: Foto: Fraunhofer/Kai-Uwe Nielsen


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Dipl.-Ing. Walther Glaubitt und Dr. Jörn Probst (v.l.n.r.) mit frisch gesponnen Kieselgelfasern.


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