Hannoverscher CI-Kongress 2009 bringt Experten und Betroffene zusammen und zeigt zahlreiche Neuerungen
Vor 25 Jahren wurde an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) die erste Innenohrprothese implantiert - seit dem sind über 4.000 Patienten, Erwachsene wie Kinder, mit einem solchen Cochlea-Implantat versorgt worden. "Selbst für mich ist es immer wieder beeindruckend, wie selbstverständlich Kinder mit ihrem Cochlea-Implantat umgehen und wie normal sie damit aufwachsen", sagte Professor Dr. Ernst Lehnhardt auf einer Pressekonferenz im Vorfeld des 11. Hannoverschen CI-Kongresses. Professor Lehnhardt leitete bis 1993 die MHH-Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, führte 1984 die erste CI-Operation durch und versorgte 1988 erstmals ein gehörloses Kind mit einem Cochlea-Implantat.
Unter dem Titel "Individualisierte, qualitätsgesicherte Therapie mit Cochlea-Implantaten und anderen Hörsystemen" diskutieren Patienten, Eltern, Ärzte, Krankenkassen, Ingenieure, Pädagogen, Logopäden, Audiologen, Selbsthilfegruppen sowie Unternehmen der Hörsystemindustrie vom 7. bis 9. Mai an der MHH. Thema wird das gesamte Spektrum der Therapie und Förderung von Patienten mit Hörschädigungen sein. "Wir betrachten diesen Kongress als eine Plattform für den Kompetenzaustausch zwischen Experten und Betroffenen. Denn nur durch die interdisziplinäre Vernetzung erreichen wir die optimalen Ergebnisse für unsere Patienten - aber auch zukünftige Entwicklungen und Fortschritte", erklärte Professor Dr. Thomas Lenarz, Direktor der HNO-Klinik und des Hörzentrums Hannover der MHH. "Als CI-Patient und als Präsident der größten deutschen CI-Selbsthilfegruppe kann ich die Bedeutung der Vernetzung von CI-Patienten untereinander, aber auch mit den CI-Experten nur betonen", sagte Franz Hermann, Präsident der Deutschen Cochlear Implant-Gesellschaft (DCIG).
Notwendig ist aber immer eine lebenslange Betreuung der Patienten, wie es das Hörzentrum Hannover seit 2003 bietet. Seit diesem Jahr ist die Betreuung auch mittels Fernanpassung, "Remote Care" möglich. "Damit können Patienten, in der Nähe ihres Heimatorts bei einem niedergelassenen HNO-Arzt eine streng qualitätsgesicherte Cochlea-Implantat-Anpassung via Fernanpassung zum Hörzentrum Hannover durchführen lassen - ohne auf die Kompetenz unserer HNO-Klinik zu verzichten", erläuterte Dr. Andreas Büchner, wissenschaftlicher Leiter des Hörzentrums Hannover und Mitentwickler des Systems zur Fernanpassung. Auf dem Kongress wird eine Fernanpassung live demonstriert.
Diskutiert werden außerdem Frühförderkonzepte für Kinder mit Hörproblemen oder die Rehabilitation von jugendlichen und erwachsenen Nutzern von Hörsystemen. Wie wichtig gerade die Rehabilitation bei CI-Kindern ist, erläuterte Dr. Barbara Eßer-Leyding, Leiterin des Cochlear Implant Centrums "Wilhelm Hirte" in Hannover: "Eine hochwertige lebenslange Versorgung ermöglicht vielen Kindern und Jugendlichen mit Cochlea-Implantaten ein ganz normales Leben mit dem Besuch der Regelschule und einem ganz normalen Beruf - trotz "Hörschädigung."
Erstmals stellen Hörexperten der HNO-Klinik nicht nur Cochlea-Implantate, sondern sämtliche derzeit auf dem Markt verfügbaren Hörsysteme sowie deren neueste Entwicklungen vor, vom konventionellen Hörgerät über Innen- und Mittelohrprothesen bis zu Hirnimplantaten wie dem ABI (Auditory Brainstem Implant) oder dem AMI (Auditory Midbrain Implant), von denen vor allem Patienten profitieren, deren Hörnerv nicht intakt ist. Schwerhörigkeit oder gar Gehörlosigkeit ist heutzutage kein unabänderliches Schicksal mehr. Medizinische und technische Fortschritte wie beispielsweise neue Diagnosemöglichkeiten und Operationstechniken ermöglichen individuell zugeschnittene Therapien für nahezu jedes Hörproblem. Die Bandbreite der Hörsysteme hat sich vervielfältigt, es können Hörprobleme bewältigt werden, die früher unlösbar schienen. Heute erhält jeder Patient das individuell zu seinem Hörverslust passende Hörsystem.
Ein weiterer Fokus ist das Thema "Restgehör in der CI-Versorgung". Während bisherige CI-Operationen ein möglicherweise vorhandenes Restgehör nahezu zwingend zerstören mussten, ist es heute durch neuartige Elektroden und einer weiter verbesserten Operationstechnik möglich, ein Restgehör zu erhalten. Unternehmen der Hörsystemindustrie bieten zudem Workshops zu ihren Produkten und deren Handhabung. Eine weitere Premiere ist eine Live-Operation, die vom OP-Saal in den Hörsaal übertragen wird, so dass erstmals auch Patienten Zuschauer einer CI-OP sein werden.
HNO-Klinik und Hörzentrum Hannover:
Die HNO-Klinik der MHH ist international vor allem bekannt für das weltweit größte Cochlea-Implantat-Programm zur Versorgung hochgradig schwerhöriger Patienten. Bereits 1984 wurde durch den damaligen Direktor der HNO-Klinik der MHH, Prof. Dr. Dr. Ernst Lehnhardt, die erste CI-OP durchgeführt. Seit 1993 führt Prof. Dr. Thomas Lenarz die HNO-Klinik sowie seit 2003 das Hörzentrum Hannover. Bis heute konnten mehr als 4.000 Erwachsene und Kinder implantiert werden. Pro Jahr werden rund 500 Patienten neu mit einem CI versorgt. Weitere Schwerpunkte bestehen im Bereich der Hörgeräteversorgung und deren Weiterentwicklung, der Früherfassung kindlicher Schwerhörigkeit, der Diagnostik und Behandlung von Innenohrschwerhörigkeiten einschließlich Tinnitus. Im Hörzentrum Hannover wird das gesamte Spektrum der Diagnostik, der Therapie und der Hörsystem-Versorgung unter einem Dach zusammengefasst. Die Behandlung der Patienten basiert auf einem zeitlich und organisatorisch ökonomischen Konzept der engen Verzahnung zwischen HNO-Klinik, Akustikern, Herstellern und Wissenschaftlern bis zur Entwicklung neuer Medizinprodukte.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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