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30.06.2009 16:28

Qualifizierungsoffensive: Promotion mit FH-Abschluss - Öffnung der Universitäten gefordert

Andreas Bulling Presse und Marketing
Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen

NÜRTINGEN (pm) Ein klares Plädoyer gegen den Hürdenlauf bei einer Promotion mit Fachhochschul-Abschluss formulierten die Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen während ihrer bundesweiten Jahrestagung Ende Juni in Nürtingen. Die von Universitäten aufgestellten Zugangshürden seien kaum zu überwinden und stünden im Widerspruch zu Vorgaben der Politik. Neben politischen Lösungen wurden auch neue Wege zur Selbsthilfe aufgezeigt.

Die kooperative Promotion, bei der Fachhochschulen mit Universitäten zusammenwirken, könne erste Fortschritte für promotionswillige FH-Absolventinnen und -Absolventen erbringen. So das Credo der Tagung "Nachwuchsförderung ist mehr als Forschungsförderung", bei der die Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen erstmals in Baden-Württemberg zusammen kamen. Über 50 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland suchten in Nürtingen nach Wegen, die Studierenden an Fachhochschulen den steilen Weg zur Promotion ebnen und mehr Professorinnen an Fachhochschulen bringen. Für diese Ziele plädierten in ihren Grußworten auch Klaus Tappeser, Ministerialdirektor im Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg, und Prof. Dr. Werner Ziegler, Rektor der gastgebenden Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU).

Im Einführungsvortrag erläuterte Jan Rathjen von der Hochschulrektorenkonferenz vor allem die Ursachen und das Ausmaß der Probleme bei Promotionen mit FH-Abschluss. Weil Fachhochschulen keine Dr.-Titel verleihen dürfen, können Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen nur an Universitäten (und einigen weiteren Hochschularten) promovieren. Dort liegt die Latte aber übermäßig hoch, obwohl die Politik schon lang auf bessere Durchlässigkeit drängt. So werden Promotionswillige mit FH-Abschluss von vielen Universitäten nur dann zugelassen, wenn sie an der FH die Note "sehr gut" erreicht haben und in einem mehrsemestrigen Eignungsfeststellungsverfahren mehrere Prüfungen mit überdurchschnittlichem Ergebnis bestehen. Überdies sind die Zulassungsbedingungen außerordentlich intransparent, weil jede Fakultät ihre Promotionsordnung selbst festlegen kann und die Umstellung auf die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse noch lange nicht abgeschlossen ist. Wegen solcher Hürden entfallen von den mehr als 24.000 Promotionen, die zwischen 2006 und 2008 abgeschlossen wurden, nur knapp 500 auf Personen mit einem FH-Abschluss. Das belegt, wie wenig die Vorgaben der Politik zur Öffnung der Universitäten bisher erreicht haben.

Die sechs folgenden Tagungsbeiträge beleuchteten aus verschiedenen Perspektiven, wie die Hürden konkret aussehen und wie sie sich derzeit überwinden lassen. Auf einen Vortrag über Promovendinnen in der Genderforschung folgten Erfahrungsberichte von fünf FH-Absolventinnen mit abgeschlossenen oder laufenden Promotionen; hierbei zeigte sich, dass auch spezielle Förderprogramme für Frauen zu spürbaren Fortschritten beitragen können. Der Weg über kooperative Promotionen wurde an einem Beispiel verdeutlicht - dem Institut für Medizintechnologie, das von der Hochschule Mannheim und der Universität Heidelberg gemeinsam betrieben wird. Drei Websites, die von FH-Gleichstellungsbeauftragten aufgebaut wurden und gepflegt werden, geben praktische Hilfen; sie eröffnen Online-Zugänge zu vielen Promotionsordnungen oder zu diversen Service- und Mentoring-Angeboten für Akademikerinnen auf dem Weg zur FH-Professur.

Im Abschlussvortrag diskutierte Prof. Dr. Elke Platz-Waury, Bundesvorsitzende des Verbandes Hochschule und Wissenschaft, die Frage "Promotionsrecht für Fachhochschulen: eine realistische Vision?". Für sie ist es ein "unhaltbarer Zustand", dass Promotionen mit FH-Abschluss von Universitäten noch immer abgeblockt werden. Das widerspricht nicht nur den Vorgaben der Politik, sondern auch der Qualität der Fachhochschulen. Verbesserungen erwartet sie von der kooperativen Promotion, die schon in allen Landeshochschulgesetzen verankert ist und nur durch politischen Druck zunehmend Realität werden kann. Die kooperative Promotion hält Platz-Waury zugleich für einen "notwendigen Schritt" auf dem langen Weg zu dem Ziel: einem Doktorat (PhD) an Fachhochschulen, das eng mit den Forschungsleistungen der Fachhochschulen verknüpft ist.

Auf der Grundlage der Tagungsergebnisse fordern die Gleichstellungsbeauftragten der Fachhochschulen von der Hochschulpolitik eine nachdrücklichere Öffnung der Universitäten. Außerdem wollen sie auf einen Ausbau von kooperativen Promotionen und zielführenden Förderprogrammen hinwirken sowie ihre eigenen Unterstützungsangebote fortentwickeln.

Info:

Service- und Mentoring-Angebote für Akademikerinnen auf dem Weg zur FH-Professur:
http://www.fh-hannover.de/professur
http://www.gleichstellung-fh-bw.de
Promotionsordnungen sind ab Herbst unter http://www.promotion-fh.de einzusehen.

Ein Nachdruck des "Promotionsführers für Fachhochschulabsolventen", der die aktuellen Promotionszugangsbedingungen an mehr als 200 Fakultäten/Fachbereichen von 70 deutschen Universitäten untersucht hat, ist gerade neu erschienen: Steinbeis-Transferzentrum Berlin, Tel. 030/44723945, Fax: 030/44723946, E-Mail: Promotion-FH@web.de


Bilder

Die Teilnehmerinnen der Jahrestagung der Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen beschäftigten sich in Nürtingen mit der Frage der Nachwuchsförderung.
Die Teilnehmerinnen der Jahrestagung der Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen beschäftigte ...
Drechsel
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Ergänzung vom 01.07.2009

Zur Verdeutlichung der Darstellung von Herrn Rathjen (HRK) wurde ein neuer Absatz eingefügt.

Qualifizierungsoffensive: Promotion mit FH-Abschluss

Öffnung der Universitäten gefordert
NÜRTINGEN (pm) Ein klares Plädoyer gegen den Hürdenlauf bei einer Promotion mit Fachhochschul-Abschluss formulierten die Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen während ihrer bundesweiten Jahrestagung Ende Juni in Nürtingen. Die von Universitäten aufgestellten Zugangshürden seien kaum zu überwinden und stünden im Widerspruch zu Vorgaben der Politik. Neben politischen Lösungen wurden auch neue Wege zur Selbsthilfe aufgezeigt.
Die kooperative Promotion, bei der Fachhochschulen mit Universitäten zusammenwirken, könne erste Fortschritte für promotionswillige FH-Absolventinnen und -Absolventen erbringen. So das Credo der Tagung "Nachwuchsförderung ist mehr als Forschungsförderung", bei der die Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen erstmals in Baden-Württemberg zusammen kamen. Über 50 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland suchten in Nürtingen nach Wegen, die Studierenden an Fachhochschulen den steilen Weg zur Promotion ebnen und mehr Professorinnen an Fachhochschulen bringen. Für diese Ziele plädierten in ihren Grußworten auch Klaus Tappeser, Ministerialdirektor im Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg, und Prof. Dr. Werner Ziegler, Rektor der gastgebenden Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU).

Im Einführungsvortrag erläuterte Jan Rathjen von der Hochschulrektorenkonferenz vor allem die Ursachen und das Ausmaß der Probleme bei Promotionen mit FH-Abschluss. Weil Fachhochschulen keine Dr.-Titel verleihen dürfen, können Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen nur an Universitäten (und einigen weiteren Hochschularten) promovieren.

Die Tagung machte deutlich, dass die Latte aber übermäßig hoch liegt, obwohl die Politik schon lang auf bessere Durchlässigkeit drängt. So werden Promotionswillige mit FH-Abschluss von vielen Universitäten nur dann zugelassen, wenn sie an der FH die Note "sehr gut" erreicht haben und in einem mehrsemestrigen Eignungsfeststellungsverfahren mehrere Prüfungen mit überdurchschnittlichem Ergebnis bestehen. Überdies sind die Zulassungsbedingungen außerordentlich intransparent, weil jede Fakultät ihre Promotionsordnung selbst festlegen kann und die Umstellung auf die neuen Bachelor- und Masterabschlüsse noch lange nicht abgeschlossen ist. Wegen solcher Hürden entfallen von den mehr als 24.000 Promotionen, die zwischen 2006 und 2008 abgeschlossen wurden, nur knapp 500 auf Personen mit einem FH-Abschluss. Das belegt, wie wenig die Vorgaben der Politik zur Öffnung der Universitäten bisher erreicht haben.

Die sechs folgenden Tagungsbeiträge beleuchteten aus verschiedenen Perspektiven, wie die Hürden konkret aussehen und wie sie sich derzeit überwinden lassen. Auf einen Vortrag über Promovendinnen in der Genderforschung folgten Erfahrungsberichte von fünf FH-Absolventinnen mit abgeschlossenen oder laufenden Promotionen; hierbei zeigte sich, dass auch spezielle Förderprogramme für Frauen zu spürbaren Fortschritten beitragen können. Der Weg über kooperative Promotionen wurde an einem Beispiel verdeutlicht - dem Institut für Medizintechnologie, das von der Hochschule Mannheim und der Universität Heidelberg gemeinsam betrieben wird. Drei Websites, die von FH-Gleichstellungs¬beauftragten aufgebaut wurden und gepflegt werden, geben praktische Hilfen; sie eröffnen Online-Zugänge zu vielen Promotionsordnungen oder zu diversen Service- und Mentoring-Angeboten für Akademikerinnen auf dem Weg zur FH-Professur.

Im Abschlussvortrag diskutierte Prof. Dr. Elke Platz-Waury, Bundesvorsitzende des Verbandes Hochschule und Wissenschaft, die Frage "Promotionsrecht für Fachhochschulen: eine realistische Vision?". Für sie ist es ein "unhaltbarer Zustand", dass Promotionen mit FH-Abschluss von Universitäten noch immer abgeblockt werden. Das widerspricht nicht nur den Vorgaben der Politik, sondern auch der Qualität der Fachhochschulen. Verbesserungen erwartet sie von der kooperativen Promotion, die schon in allen Landeshochschulgesetzen verankert ist und nur durch politischen Druck zunehmend Realität werden kann. Die kooperative Promotion hält Platz-Waury zugleich für einen "notwendigen Schritt" auf dem langen Weg zu dem Ziel: einem Doktorat (PhD) an Fachhochschulen, das eng mit den Forschungsleistungen der Fachhochschulen verknüpft ist.

Auf der Grundlage der Tagungsergebnisse fordern die Gleichstellungsbeauftragten der Fachhochschulen von der Hochschulpolitik eine nachdrücklichere Öffnung der Universitäten. Außerdem wollen sie auf einen Ausbau von kooperativen Promotionen und zielführenden Förderprogrammen hinwirken sowie ihre eigenen Unterstützungsangebote fortentwickeln.

Info:

Service- und Mentoring-Angebote für Akademikerinnen auf dem Weg zur FH-Professur:
www.fh-hannover.de/professur
www.gleichstellung-fh-bw.de.
Promotionsordnungen sind ab Herbst unter www.promotion-fh.de einzusehen.
Ein Nachdruck des "Promotionsführers für Fachhochschulabsolventen", der die aktuellen Promotionszugangsbedingungen an mehr als 200 Fakultäten/Fachbereichen von 70 deutschen Universitäten untersucht hat, ist gerade neu erschienen: Steinbeis-transferzentrum Berlin, Tel. 030/44723945, Fax: 030/44723946, E-Mail: Promotion-FH@web.de


Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch


 

Die Teilnehmerinnen der Jahrestagung der Gleichstellungsbeauftragten an Fachhochschulen beschäftigten sich in Nürtingen mit der Frage der Nachwuchsförderung.


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