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02.07.2009 10:41

Finanzspritze für Wissenschaftler soll neue Forschungsfelder etablieren

Dr. Christian Jung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
VolkswagenStiftung

    Vier neue Lichtenberg-Professuren für die Universitäten in Aachen, Bayreuth, Frankfurt und Freiburg - VolkswagenStiftung unterstützt mit mehr als 4,1 Millionen Euro Forschungen zu Gehirnprozessen, Münzgebrauch in der Antike, Textilchemie und Plasmaphysik.

    Um zukunftsträchtige Forschungsfelder an deutschen Universitäten zu etablieren, fördert die VolkswagenStiftung herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einer Lichtenberg-Professur. 25 solcher Professuren - benannt nach dem Mathematiker, Physiker und Philosophen Georg Christoph Lichtenberg - hat die Stiftung seit 2003 an 17 Hochschulen eingerichtet. Jetzt kommen vier weitere hinzu: Dr. Marlene Bartos (46) wird künftig am Physiologischen Institut der Medizinischen Fakultät der Universität Freiburg forschen und lehren, Dr. Fleur Kemmers (31) tritt die Professur am Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Frankfurt am Main an. Dr. Andrij Pich (34) wird Lichtenberg-Professor am Lehrstuhl für Textilchemie und Makromolekulare Chemie der RWTH Aachen. Und Professor Dr. Arthur Godfried Peeters (42) forscht künftig am Physikalischen Institut der Universität Bayreuth. Insgesamt stellt die Stiftung mehr als 4,1 Millionen Euro für die vier Professuren bereit.

    "Wir wollen dazu beitragen, dass Deutschland als herausragender Wissenschaftsstandort wächst. Deshalb geben wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit zukunftsweisenden Forschungsfeldern eine Karriere-Perspektive für die nächsten fünf bis acht Jahre", sagt Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung in Hannover. "Diese Zeit unserer Förderung sollen die Forscher dazu nutzen, ihr innovatives, teils noch unbekanntes Wissenschaftsgebiet an einer deutschen Universität zu verankern. Die Hochschulen können mit der Einrichtung der neuen Professuren ihr Profil schärfen und strategisch für die Zukunft planen."

    1. Dr. Marlene Bartos erforscht als W3-Lichtenberg-Professorin an der Universität Freiburg künftig spezielle Gehirnprozesse

    Wie werden Informationen im menschlichen Gehirn verarbeitet, um Lernen, Erinnern und Verhalten zu ermöglichen? "Die Beantwortung dieser Fragen ist eine der größten Herausforderungen der heutigen Lebenswissenschaften", betont Dr. Marlene Bartos. Als Lichtenberg-Professorin wird sie konkret zu dem Thema "A fast rythm in the Dentate Gyrus - its role in coding of behavior-related information" forschen und in Freiburg dafür mit weiteren renommierten Neurowissenschaftlern zusammenarbeiten. Vergleichbar mit einer Uhr als zeitlichem Taktgeber, erzeugen Zellverbände im Gehirn regelmäßige rhythmische Aktivitäten während kognitiver Leistungen. Bartos will in ihrer Arbeit untersuchen, wie diese rhythmischen Aktivitäten von Nervenzellenverbänden erzeugt werden, und wie sie zum Kodieren, Speichern und Abrufen von Informationen im Gehirn beitragen.

    Die vergangenen Jahre hat Dr. Marlene Bartos an der Universität Aberdeen in Schottland am Institut für Medizinische Wissenschaften als Reader (Associate Professor) gearbeitet. Jetzt kehrt die Neurobiologin als W3-Lichtenberg-Professorin an die Universität Freiburg zurück, an der sie von 1998 bis 2004 tätig war. Bartos studierte Biologie an den Technischen Universitäten in Braunschweig und in München, wo sie 1994 promovierte. Im Anschluss arbeitete sie als Postdoktorandin an der Universität Pennsylvania (Philadelphia) in den USA.

    2. W1-Lichtenberg-Professorin Dr. Fleur Kemmers beschäftigt sich künftig am Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Frankfurt am Main mit "Münze und Geld in der griechisch-römischen Antike".

    Geld regiert die Welt, sagt ein altes Sprichwort. Aber war das auch in der griechisch-römischen Antike schon so? Fleur Kemmers untersucht künftig im Zuge ihrer W1-Lichtenberg-Professur zum Thema "Münze und Geld in der griechisch-römischen Antike" an der Universität Frankfurt am Main die Entwicklung des Geldes und seines Gebrauchs sowie die Bedeutung und Funktion von Münzen in der damaligen Zeit. Wie hat sich der Münzgebrauch in den Jahren 600 vor Christus bis 500 nach Christus in der antiken Welt entwickelt und verändert? Um das herauszufinden, nutzt Kemmers Methoden und Theorien aus der Archäologie, Anthropologie, Ethnologie, Archäometrie und der Alten Geschichte. Dabei sieht sie die Zukunft der antiken Numismatik - der Münzkunde - weniger im Studium der Münze als Einzelobjekt; vielmehr stehe zunehmend die Analyse von Münzen im Kontext ihrer Herstellung, ihres Gebrauchs und Verlusts sowie ihrer Deponierung im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. Kemmers freut sich: "Die Zukunft der antiken Numismatik liegt in der interdisziplinären Betrachtungsweise. Die Lichtenberg-Professur bietet mir jetzt die Möglichkeit, diesen Ansatz zu verfolgen!"

    Fleur Kemmers studierte von 1996 bis 2000 Europäische Archäologie an der Universität Amsterdam und wechselte dann an die Universität Nijmegen, an der sie im Juni 2005 mit Auszeichnung promovierte. Während ihrer Promotionszeit arbeitete die 31-jährige Niederländerin zusätzlich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Royal Dutch Museum for Coins and Medals. Für ihr Postdoktorat an der Universität Nijmegen erhielt sie ein Stipendium der Netherlands Organisation for Scientific Research. Forschungsaufenthalte absolvierte Dr. Kemmers von November 2006 bis Januar 2007 an der Universität Frankfurt am Main und von April bis Juni 2008 an der Universität Oxford. Neben ihrer Forschungstätigkeit betreibt Kemmers ein kleines Unternehmen, das bei der Identifikation von Funden römischer Münzen hilft und entsprechende Informationen für Interessierte bereit stellt.

    3. Dr. Andrij Pich beschäftigt sich in Aachen als W2-Lichtenberg-Professor mit dem Design multifunktionaler Materialien

    Über das Verhalten von wässrigen Nano- und Mikrogelen, deren Charakterisierung und Zusammensetzung forscht der Ukrainer Andrij Pich. Seine Untersuchungen über "Nano- and Micro-Gels for Design of Multifunctional Materials" sollen wichtige Erkenntnisse liefern, um in Zukunft komplexe multifunktionale Materialien und Textiloberflächen besser aufbauen zu können. Entscheidend dabei ist, die entsprechend benötigten Nano- und Mikrogele mit maßgeschneiderten Eigenschaften herzustellen - etwa hinsichtlich ihrer chemischen Funktionalität, ihrer Empfindlichkeit gegenüber bestimmten Temperaturen oder mit Blick auf eine gewünschte exakte Größe.

    Andrij Pich studierte in den 1990er Jahren Organische Chemie und Chemische Technologie an der Nationalen Polytechnischen Universität in Lviv (Lemberg) in der Ukraine, bevor er an die Technische Universität Dresden wechselte, wo er 2001 promovierte und 2008 habilitierte. Den Winter 2006/2007 verbrachte er für Forschungen an der Universität Toronto in Kanada. 2007 erhielt er den Georg-Manecke-Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker für seine Arbeiten zur Herstellung, Charakterisierung und Anwendung von anorganisch-organischen Nano-Hybridpartikeln. Seit März 2008 hat Dr. Pich eine Vertretungsprofessur für Makromolekulare Chemie an der TU Dresden inne und ist gleichzeitig seit Oktober 2008 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Wollforschungsinstitut an der RWTH Aachen.

    4. Professor Dr. Arthur Godfried Peeters geht an das Physikalische Institut der Universität Bayreuth, um über Plasmaphysik in der Nichtlinearen Dynamik und Computerphysik zu forschen

    Die Plasmaphysik spielt eine zentrale Rolle bei der Erforschung moderner Energien und in der Astrophysik. In Plasmen treten eine Vielzahl faszinierender Wellen und Transportphänomene mit besonderen Eigenschaften auf. "Diese komplexen Phänomene zählen zu den anspruchsvollsten in der aktuellen Forschung", erklärt Professor Dr. Arthur Godfried Peeters. An der Universität Bayreuth wird er künftig im Rahmen des universitären Forschungsschwerpunktes Nichtlineare Dynamik und Strukturbildung mit seiner W3-Lichtenberg-Professur zum Thema "Nonlinear dynamics in high temperature magnetized plasmas; Physics understanding through computing" forschen; er kooperiert mit dem Max-Planck-Institut für Plasmaphysik (IPP) in Garching. Ein wichtiges Thema, zu dem diese Lichtenberg-Professur beitragen soll, ist die Untersuchung magnetischer Einschlüsse in der Kernfusion als einer möglichen Energiequelle der Zukunft. Der Einsatz von Höchstleistungsrechner-Methoden und von Methoden der Nichtlinearen Dynamik spielt bei dieser Forschung eine Schlüsselrolle.

    Peeters studierte Ende der 1980er Jahre Physik an der Technischen Universität (TU) Eindhoven in den Niederlanden. Am Institut für Plasmaphysik an der Universität Rijnhuizen führte er die Arbeiten zu seiner Dissertation durch und promovierte 1994 an der TU Eindhoven. Sein Postdoktorat absolvierte der Niederländer von 1995 bis 1996 am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching, wo er bis 2006 arbeitete. 2003 habilitierte er an der Technischen Universität München. Seit 2007 lehrt Peeters an der Universität Warwick in England, wo er seit 2009 Inhaber eines Lehrstuhls ist.

    Hintergrund Förderinitiative Lichtenberg-Professuren
    Das Angebot richtet sich in erster Linie an herausragende Nachwuchswissenschaftler mit zwei- bis dreijähriger Forschungserfahrung nach der Promotion, die mit ihrer Arbeit in einem innovativen Feld auf sich aufmerksam gemacht haben und nun mit einer Lichtenberg-Professur ihr Gebiet weiter voranbringen möchten. Es steht auch exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern offen, deren Promotion bereits mehrere Jahre zurückliegt. Details zu diesem Angebot und Informationen zur Antragstellung sind nachzulesen auf http://www.volkswagenstiftung.de/foerderung/strukturen-und-personen/lichtenberg-....

    Mit den Lichtenberg-Professuren fördert die VolkswagenStiftung seit dem Jahr 2003 herausragende Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in innovativen Lehr- und Forschungsfeldern. Für fünf bis - im Falle einer positiven Zwischenevaluation - maximal acht Jahre stellt die Stiftung Mittel zur Verfügung. Voraussetzung ist, dass die aufnehmende Hochschule die Übernahme erfolgreich evaluierter Professuren garantiert.

    Kontakte Lichtenberg-Professoren

    Dr. Marlene Bartos
    zurzeit:
    University of Aberdeen,
    Institute of Medical Sciences (IMS), Scotland, UK
    Telefon: +44 (0)1224-559146
    Fax: +44 (0)1224-555719
    E-Mail: m.bartos@abdn.ac.uk

    Dr. Fleur Kemmers
    zurzeit:
    Radboud University Nijmegen,
    Department of Classics, Nijmegen, The Netherlands
    Telefon: +31-24-3612848
    oder: +31-6-52683018
    E-Mail: f.kemmers@let.ru.nl oder fleur@kemmers.nl

    Dr. Andrij Pich
    Deutsches Wollforschungsinstitut an der RWTH Aachen e.V. (DWI),
    Pauwelsstraße 8, 52056 Aachen,
    Telefon: 0241 80 233 31
    Fax: 0241 80 233 01
    E-Mail: pich@dwi.rwth-aachen.de

    Professor Dr. Arthur Godfried Peeters
    zurzeit:
    University of Warwick,
    Centre for Fusion, Space & Astrophysics,
    Physics Department, Coventry, United Kingdom
    Telefon: +44(0)2476 150212
    Fax: +44(0)2476 150897
    E-Mail: A.G.Peeters@warwick.ac.uk

    Kontakte VolkswagenStiftung
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Dr. Christian Jung
    Telefon: 0511 8381 - 380
    E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de

    Förderinitiative
    Dr. Anja Fließ
    Telefon: 0511 8381 - 374
    E-Mail: fliess@volkswagenstiftung.de

    Der Text der Presseinformation und Fotos stehen im Internet zur Verfügung unter http://www.volkswagenstiftung.de/service/presse.html?datum=20090702


    Bilder

    Die vier neuen Lichtenberg-Professoren, gefördert von der VolkswagenStiftung (v.l.): Dr. Fleur Kemmers, Prof. Dr. Arthur G. Peeters, Dr. Andrij Pich, Dr. Marlene Bartos
    Die vier neuen Lichtenberg-Professoren, gefördert von der VolkswagenStiftung (v.l.): Dr. Fleur Kemme ...
    VolkswagenStiftung
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Medizin, Physik / Astronomie, Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

    Die vier neuen Lichtenberg-Professoren, gefördert von der VolkswagenStiftung (v.l.): Dr. Fleur Kemmers, Prof. Dr. Arthur G. Peeters, Dr. Andrij Pich, Dr. Marlene Bartos


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