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09.12.2009 15:18

Plastische Chirurgen der MHH warnen vor leichtfertigem Umgang mit Designkaminen

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

    Zwei schwerwiegende Brandverletzungen in zwei Wochen beim Nachfüllen

    Gerade in der Vorweihnachtszeit steigt der Absatz von modernen Designkaminen für die Innenausstattung im festlich geschmückten Wohnzimmer. Diese häufig mit Bioethanol betriebenen Kamine ohne Abzug werden bereits bei Discountketten oder auch im Pay-TV angeboten und stark nachgefragt. Solche Kamine stellen für den sorglosen Benutzer eine nicht unerhebliche Gesundheitsgefahr dar: In den vergangenen zwei Wochen mussten im Brandverletztenzentrum der Klinik für Plastische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) (Direktor: Prof. Dr. Peter M. Vogt) zwei Frauen operativ behandelt werden. "Beide Frauen haben schwerwiegende Brandverletzungen nach Unfällen mit Designkaminen davongetragen", sagt Klinikdirektor Professor Dr. Peter M. Vogt.

    "Ist es im Sommer immer wieder der sorglose Umgang mit Brennspiritus beim Grillen, der zu Unfällen führt, lauern in den Wintermonaten die Gefahren beim Nachfüllen von Bioethanol-Kaminen", betont Professor Vogt. Er empfiehlt daher einen äußerst um- und vorsichtigen Umgang mit Bioethanol. "Sollte man nicht vollständig auf die Benutzung von Bioethanol als Brennstoff verzichtet können, so empfehlen wir, statt flüssigem Ethanol Brennstoffe mit einer geringeren Entflammbarkeit wie etwa Sicherheits-Brenngel oder mit Ethanol getränkten Brennflies zu benutzen", ergänzt der Professor. "Vom Nachfüllen des Kamins in noch heißem Zustand oder sogar bei brennender Flamme muss dringend abgeraten werden. Das kann lebensgefährlich sein."

    Die MHH-Verbrennungsmediziner um Professor Dr. Hans-Oliver Rennekampff mussten eine 45-jährige Patientin behandeln, die zweit- bis drittgradige Verbrennungen im Gesicht, am Oberkörper, an beiden Armen, Händen sowie Oberschenkeln erlitt mit einer Ausdehnung von fast einem Drittel der Körperoberfläche. Der Unfall passierte, als die Patientin aus einer Flasche mit flüssigem Bioethanol den noch brennenden Designerkamin nachfüllen wollte. Dabei kam es zu einer Verpuffung, die die Patientin in Brand setzte. Der Ehemann erlitt zweitgradige Verbrennungen an beiden Händen und Unterarmen, als er seine Frau in das Badezimmer zog, um dort mit der Dusche die brennenden Körperareale zu löschen. Die Patientin wurde aufgrund der Schwere der Verletzungen in künstlichem Koma mit dem Rettungshubschrauber in das Brandverletztenzentrum der MHH geflogen. Die MHH-Ärzte hoffen, dass die Patientin das Weihnachtsfest bei ihrer Familie feiern kann. Die ambulante Rehabilitation wird sich aber über Monate erstrecken, wobei die MHH-Mediziner die Patientin in der Verbrennungsnachsorgesprechstunde begleiten. In der Folge sind rekonstruktive funktionelle und ästhetische operative Eingriffe nicht ausgeschlossen.

    Der zweite Unfall ereignete sich zehn Tage später nach demselben Muster. Eine 48-jährige Patientin wollte einen vier Tage zuvor gekauften Designerkamin mit flüssigem Bioethanol nachfüllen, der schon in Betrieb war. Auf dem Weg zum Kamin stolperte die Frau mit der geöffneten Ethanolflasche in der Hand, woraufhin der flüssige Brennstoff in die Kaminflamme spritzte. Es kam ebenfalls zu einer Verpuffung, die gleichzeitig die Ethanolflasche in der Hand der Patientin zur Explosion brachte. Die brennende Patientin konnte sich in die Dusche retten und die Flammen löschen. Die Patientin zog sich ebenfalls zweit- bis drittgradige Verbrennungen im Gesicht, an beiden Händen sowie am rechten Bein mit einer Ausdehnung von etwa 20 Prozent der Körperoberfläche zu. Auch sie wurde per Rettungstransporthubschrauber in die MHH gebracht.

    Stichwort: Ethanol-Kamine

    Die Zahl der verkauften, mit (Bio-)Ethanol betriebenen Kamine wächst stetig. Die Werbung verspricht Kamine ohne Schornstein und echtes Feuer ohne Rauch. Tatsächlich sind Bioethanol-Kamine genehmigungsfrei, wenn folgende Auflagen erfüllt werden:

    - Der Verbrauch muss unter 0,5 Liter Brennstoff pro Stunde liegen.

    - Der Kamin darf nicht fest mit dem Baukörper verbunden sein.

    - Der Kohlendioxidgehalt der Raumluft muss unter 5000ppm während des Betriebs liegen.

    - Bei einer Wandaufhängung muss die Wandtemperatur unter 85Grad Celsius betragen.

    Die Gebrauchsanweisungen von Bioethanol-Kaminen weisen ausführliche Hinweise hinsichtlich der Gefährlichkeit von flüssigem Bioethanol auf. Trotzdem wird der niedrige Flammpunkt von flüssigem Ethanol von vielen Menschen unterschätzt und führt zu fahrlässigen Umgang vor allem beim Nachfüllen des Brennstoffes auf die heiße Brennstelle oder sogar auf die noch brennende Flamme. Ein solches Vorgehen ist lebensgefährlich. Besser geeignete Brennstoffe mit geringerer Entflammbarkeit sind Sicherheits-Brenngel oder mit Ethanol getränkten Brennflies.

    Weitere Informationen erhalten Sie beim Leiter des Brandverletztenzentrums der MHH, Professor Dr. Hans-Oliver Rennekampff, rennekampff.oliver@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-8864.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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