Erstmals in der Geschichte der Ruhr-Universität wird eine Kooperationsvereinbarung zwischen einem Institut und zwei Dezernaten der Stadt Bochum zu einer inhaltlichen Zusammenarbeit geschlossen. Ziel der völlig neuartigen Kooperation ist es, die Aktivitäten des Bau- und Umweltdezernates und des Wirtschaftsdezernates sowie den zahlreichen Forschungs- und Lehraufgaben des Geographischen Instituts aufzuspüren, sie in einen gemeinsamen Blickwinkel zu stellen und daraus zu einem beidseitigen Nutzen zu führen. Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und Prof. Dr. Elmar Weiler, Rektor der Ruhr-Universität, unterschrieben daher am Freitag (30. April 2010) im Rathaus Bochum die Vereinbarung.
Stadtdirektor Paul Aschenbrenner, Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch, Prof. Dr. Uta Hohn, Dekanin der Fakultät für Geowissenschaften sowie Prof. Dr. Carsten Jürgens, Geschäftsführender Direktor des Geographischen Instituts unterschrieben ebenfalls die Kooperationsvereinbarung.
Gegenseitige Information
Die Dezernate für Bauen und Umwelt und die zehn Professoren des Geographischen Instituts informieren sich regelmäßig über aktuelle und anstehende Aktivitäten der jeweiligen Arbeitsbereiche. Sie tun dies, um Synergieeffekte zu erzielen. Studierende gelangen so näher an die Alltagsrealität einer großstädtischen Verwaltung. Die Stadtverwaltung profitiert von den neuen, häufig unkonventionellen und innovativen Perspektiven, mit denen Studierende und Dozenten den Aufgaben der Verwaltung entgegentreten. “Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Universität wächst”, sagte Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz. “Wir wollen uns gegenseitig informieren und voneinander lernen.” Prof. Dr. Elmar Weiler sagte: “Die Kooperationsvereinbarung ist ein gutes Beispiel dafür, wie Kompetenzen der Stadt und der Universität miteinander verbunden werden können.”
Umnutzung von Kirchen, Qualität der Bäche
In der Vergangenheit hat es mehrfach Kooperationen zwischen einzelnen Mitgliedern des Institutes und der Stadt gegeben. Forschungs- oder Abschlussarbeiten betrafen etwa die Einzelhandelssituation in Stadtteilzentren oder die Überwachung der Gewässergüte der Bochumer Bäche. Kürzlich ist ein Seminar angelaufen, in dem die Studenten Konzepte für die Umnutzung leer stehender Kirchengebäude entwickeln, die nicht mehr unterhalten werden können. Die Studierenden gehen auf die Bewohner zu, befragen sie und reden mit ihnen über ihre Bedürfnisse und Vorstellungen. Dies kann in die Planungen einfließen.
Innenstadt wieder beleben
Ein anderes Beispiel ist das jetzt beginnende studentische Projekt ‚Neue Lust auf Stadt’. Es möchte dazu beitragen, die traditionellen Wohn- und anderen Funktionen insbesondere der Innenstädte wiederzubeleben, der Verödung entgegen zu wirken. Hintergrund für die schwierige Situation der Innenstädte sind die Überalterung der Gesellschaft, neue Familien- und Haushaltsstrukturen, die Abwanderung aktiver Bevölkerungsschichten aus den Kernstädten sowie die internationalen Wanderungen. Wie sollen Stadtumbauprojekte gestaltet werden, damit die Innenstädte als Orte zum Sich-Wohlfühlen und Arbeiten wieder attraktiver werden? Dazu werden die Studierenden eigene Vorschläge erarbeiten und mit Vertretern der Stadt Bochum diskutieren.
Master-Studiengang Geographie
Besonderes Potenzial für die vertiefte Beschäftigung mit der Situation in der Stadt besitzen die Abschlussarbeiten des Master-Studiengangs Geographie. Diese Einzelarbeiten dauern eines halben Jahr. Es gibt sie in drei Vertiefungsrichtungen: Die erste bildet Geographen als Experten für die Stadt- und Regionalentwicklung aus, die zweite zielt auf die Stadtökologie und die dritte befähigt die Absolventen, digitale Karten- und Informationssysteme sowie dreidimensionale Stadt- und Landschaftsmodelle herzustellen. In der Zusammenarbeit mit städtischen Dienststellen sollen sie möglichst konkrete Handlungsempfehlungen oder Problemlösungsvorschläge enthalten.
Lebenswerte Stadtlandschaften
In einem Institutsschwerpunkt konzentrieren sich die Dozenten auf den zukunftsfähigen Umbau von Städten, hin zu lebenswerten Stadtlandschaften. Der Kooperationsvertrag wird dazu führen, dass zukünftig Bochum verstärkt zu einem Großlabor wird, um die Theorie an der Praxis zu testen und die Praxis mit neuen Ideen zu befruchten. Denn: Immer wieder neue Generationen von Studierenden werden durch die Kooperation an ‚ihre’ Stadt herangeführt. Sie lernen die Zwänge und Herausforderungen einer Verwaltung kennen und bringen ihrerseits die Bedürfnisse der Bevölkerung näher in die Amtsstuben. Hier könnte gerade die Frische und Unbekümmertheit der jungen Leute helfen, überkommene Strukturen aufzubrechen und Lösungen zu finden. „Warum eigentlich nicht?“ könnte zu einem Motto für unkonventionelle, mutige Lösungen werden.
Viele Handlungsfelder
Ergaben sich früher Kooperationen eher zufällig und aufgrund individueller Kontakte zwischen der Verwaltung und dem Institut, so wird mit dem Kooperationsvertrag der völlig neuartige Versuch gestartet, die Konsultationen zu verstetigen und zielgerichteter zum beiderseitigen Nutzen zu gestalten. Potenzielle Themen für die Arbeit des Konsultationskreises sind Masterpläne, Strategische Stadtentwicklung, Wirtschaftsentwicklung, neue Planungsverfahren, Bürgerbeteiligung, Strategische Umweltplanung, Boden- und Grundwasserschutz, Gewässerentwicklung, Stadtklima, Naturschutz und Biodiversität, Freiraum- und Wohnbauland- und Quartiersentwicklung, Geoinformationen, Kommunikation und Vermittlung. Bereits jetzt wirken Professoren des Instituts beratend bei der Bewerbung der Stadt Bochum im Wettbewerb LowCarbon Innovation City Ruhr mit.
Gemeinsame Tagungen
Auf gemeinsamen Tagungen, zu denen auch auswärtige Experten geladen werden, könnten folgende Themen behandelt werden: Neue Urbanität in der Kulturlandschaft Ruhr, Profilierung von Städten in einer polyzentrischen Region, Neue Freiräume in schrumpfenden Regionen, Kreativwirtschaft in Bochum und in der Metropole Ruhr, Universität und Stadt, Anpassung an den Klimawandel, Globalisierung.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Harald Zepp, Fakultät für Geowissenschaften der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-23313, E-Mail: Harald.Zepp@rub.de
Redaktion: Presseamt der Stadt Bochum
Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und RUB-Rektor Prof. Dr. Elmar Weiler bei der Unterzeichnung, ...
Quelle: Foto: Stadt Bochum
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Studium und Lehre
Deutsch
Oberbürgermeisterin Dr. Ottilie Scholz und RUB-Rektor Prof. Dr. Elmar Weiler bei der Unterzeichnung, ...
Quelle: Foto: Stadt Bochum
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