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11.06.2010 10:24

Wie speichert das menschliche Gehirn ein komplexes Geräusch?

Marie de Chalup Wissenschaftliche Abteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland

    Die akustische Wiederholung ermöglicht es, komplexe Geräusche sehr schnell, effektiv und langfristig zu speichern. Diese akustische Lernmethode wurde nun zum ersten Mal von Forschern des CNRS [1], der ENS Paris [2] und der Universitäten Paris Descartes und Toulouse 3 [3] nachgewiesen. Diese Methode wird täglich angewandt, um akustische Muster zu erkennen und zu speichern. Sie ermöglicht es uns beispielsweise unmittelbar Geräusche zu erkennen, die uns mit der Zeit vertraut geworden sind, wie z.B. die Stimme eines Bekannten. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Neuron vom 27. Mai 2010 veröffentlicht [4].

    "Bis jetzt beziehen sich die einzigen wissenschaftlichen Daten zur akustischen Speicherung nur auf einfache Geräusche oder die Sprache", erklärt Daniel Pressnitzer, Forscher am Labor für Wahrnehmungspsychologie. Aus diesem Grund widmete er sich gemeinsam mit zwei Kollegen der Analyse unserer Fähigkeiten zur Speicherung komplexer Geräusche.

    Um herauszufinden, wie das akustische Gedächtnis funktioniert, ließen die Forscher Freiwillige akustische Tonfolgen hören. Die Töne wurden willkürlich und zufällig aneinandergereiht, damit die Stücke den Probanden nicht schon bekannt vorkamen. Des Weiteren hatten diese komplexen und originellen Tonfolgen keine Bedeutung, für die Testpersonen klang es zunächst wie undeutliches Geflüster. Was die Zuhörer jedoch nicht wussten war, dass ein komplexes akustisches Motiv wiederholt in den Folgen auftrat. So konnten die Forscher feststellen, dass das menschliche Gehör bei der Erkennung akustischer Wiederholungen bemerkenswert effizient ist: die besten "Ohren" brauchten die Stücke nur 2 Mal zu hören (die Ungeübteren etwa 10 Mal), um das Motiv zu erkennen. Die akustische Wiederholung führt zu einem sehr schnellen und effektiven Lernen, bei dem die Motiv-Speicherung sogar bis zu mehreren Wochen anhält.

    Die Forscher vermuten, dass diese effektive Lernmethode auf einem schnellen Mechanismus der neuronalen Plastizität beruht, bei dem ein akustisches Neuron seine Antwort in eine akustische Stimulierung umwandeln kann. Der gleiche Mechanismus könnte auch beim Wiedererlernen der Hörfähigkeit eine Rolle spielen, was besonders bei einer plötzlichen Veränderung des Hörvermögens der Fall ist. Dies betrifft beispielsweise Hörgeschädigte, die sich ein Hörgerät anschaffen: sie müssen sich erst an die Prothesen gewöhnen, bevor sie Geräusche hören können, die sie vorher nicht oder anders wahrgenommen haben. Die Forscher wollen die Auswirkungen dieser Hörgeräte auf den Prozess des Wiedererlernens in späteren Projekten analysieren.

    [1] CNRS: französisches Zentrum für wissenschaftliche Forschung
    [2] ENS: Ecole Normale Supérieure - Französische Elitehochschule im Bereich Wissenschaft und Bildung
    [3] Labor für Wahrnehmungspsychologie (CNRS / Descartes Universität Paris / ENS Paris) und Forschungszentrum für Gehirn und Kognition (CNRS/ Universität 3 in Toulouse)
    [4] "Rapid formation of robust auditory memories: Insights from noise", Agus, Thorpe & Pressnitzer - Neuron - 27.05.2010
    - Akustische Beispiele (auf Französisch): http://audition.ens.fr/memonoise/
    - Weitere Ergebnisse des Labors für Wahrnehmungspsychologie: "Laufen ist bei Neugeborenen nicht nur ein einfacher Tastreflex" - Wissenschaft Frankreich #160 – 01.04.2009 - http://www.wissenschaft-frankreich.de/publikationen/wissenschaft_frankreich/numm...

    Kontakt: Daniel Pressnitzer - Labor für Wahrnehmungspsychologie, ENS Paris - Tel: +33 1 44 32 26 73 - E-Mail: daniel.pressnitzer@ens.fr

    Quelle: Pressemitteilung des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung CNRS - 28.05.2010 - http://www2.cnrs.fr/presse/communique/1895.htm

    Redakteurin: Léna Prochnow, lena.prochnow@diplomatie.gouv.fr

    ________________________________________

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