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22.11.2010 12:55

"Feindliches Fernsehen"

Ulf Walther Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    Fernsehen in der DDR war sowohl für die Zuschauer als auch für die Programmmacher mehr als nur das DDR-Fernsehen. Der Blick in den Westen bzw. in seine Fernsehprogramme war allgegenwärtig: Im Osten sah man auch den Westen. Doch warum verlor die DDR den „Kalten Krieg im Äther“? In einer wissenschaftlichen Studie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) untersuchte die Medienwissenschaftlerin Dr. Claudia Dittmar, warum das DDR-Fernsehen den Konkurrenzkampf mit dem „Westfernsehen“ nicht gewinnen konnte.

    Die Programme von ARD und ZDF strahlten über die deutsch-deutsche Grenze hinweg in die DDR ein und waren in weiten Teilen Ostdeutschlands zu empfangen. Nur das „Tal der Ahnungslosen" im Raum Dresden und der äußerste Norden der Republik blieben außen vor.

    Für das Staatsfernsehen der DDR war die Konkurrenz aus dem Westen allerdings mehr als ein Wettbewerber um die Gunst der Zuschauer. Stigmatisiert als „Feindliches Fernsehen" setzten die Sender der Bundesrepublik mit ihrem Programmangebot Maßstäbe und waren immer wieder die Meßlatte für die eigenen Leistungen der DDR-Fernsehmacher.

    Doch es ist zu einfach zu sagen, die Bürger der DDR hätten Abend für Abend per Bildschirm Republikflucht begangen, sagt die Fernsehforscherin Claudia Dittmar: „Der bisherige Forschungsdiskurs hat in einer Art Schwarzweiß-Malerei die Bedeutung des Fernsehens der BRD zu stark simplifiziert: Die DDR-Bürger wären jeden Abend ,virtuell' ausgereist und darum hätte das Ostfernsehen am Ende nur noch ARD und ZDF kopiert. Tatsächlich war auch das eigene Programm in der DDR erfolgreich und die Westsender wurden selten nachgeahmt. Dafür wurden die Konkurrenten aber umso intensiver beobachtet und permanent in einer als ideologischen Ätherkrieg interpretierten Auseinandersetzung bekämpft".

    Das Fernsehen der DDR war bei den eigenen Zuschauern vor allem im Unterhaltungsbereich erfolgreich - und weniger bei ideologischen Sendungen. Dittmar kommt zu dem Schluss: „Während zu Beginn sogar noch intensiv um die westdeutschen Zuschauer geworben wurde, blieb seinen Machern am Ende nur noch übrig, sich resigniert auf unterhaltende Formate einzulassen und Filme aus dem westlichen Ausland zu importieren. Das ostdeutsche Publikum sollte so um nahezu jeden Preis auf den eigenen Kanälen gehalten werden. Damit mussten sich die großen Hoffnungen, das Fernsehen als ‚ideologische Waffe im Klassenkampf' und als Indoktrinationsinstrument für die Bevölkerung einsetzen zu können, letztendlich doch zerschlagen."

    Die Veröffentlichung „Feindliches Fernsehen" ist Teil des Forschungsgruppe "Programmgeschichte des DDR-Fernsehens komparativ" der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG). Diese war von 2002 bis 2008 am Department Medien- und Kommunikationswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie an der Universität Leipzig, der Humboldt-Universität Berlin und der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam Babelsberg beheimatet.

    Das Buch "Feindliches Fernsehen" ist erschienen im transcript-Verlag für Kommunikation, Kultur und soziale Praxis.
    ISBN 978-3-8376-1434-3
    Preis: 34,80 Euro.

    Ansprechpartner:

    Dr. Claudia Dittmar
    Institut für Medien, Kommunikation & Sport
    Telefon: 0345 55 23587

    Email: claudia.dittmar@medienkomm.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.deutsches-fernsehen-ost.de/


    Bilder

    Buchcover: Claudia Dittmar: "Feindliches Fernsehen"
    Buchcover: Claudia Dittmar: "Feindliches Fernsehen"
    Quelle: Foto: transcript-Verlag


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Buchcover: Claudia Dittmar: "Feindliches Fernsehen"


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