Bundesweite Beteiligung bei Expertenworkshop an der FH in Soest
60 Experten aus dem ganzen Bundesgebiet erörterten an der Fachhochschule
Südwestfalen in Soest Strategien zur Vermeidung von schädlichen
Bodenverdichtungen. Eingeladen hatte das "Forschungsnetzwerk NRW-Agrar", an
dem unter anderem verschiedenen Ministerien und Hochschulen beteiligt sind.
Prof. Dr. Wilhelm König vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,
Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW führte in die Problemstellung und
rechtlichen Anforderungen ein: "Besonders kritisch sind irreversible
Bodenschadverdichtungen, die bis in den Unterboden reichen." Das potentielle
Schadensmaß hänge von den Faktoren Standort, Bodenfeuchte und der
Bewirtschaftungsmethode ab, so der Referatsleiter "Bodenschutz" weiter. Daher
warnte König vor einer gebietsbezogenen rechtlichen Erfassung durch die
geplante Bodenrahmenrichtlinie der EU. Bodenschadverdichtungen entstünden
"eher parzellenbezogen durch falsche Bewirtschaftung".
Gastgeber Prof. Dr. Thomas Weyer vom Fachbereich Agrarwirtschaft der
Fachhochschule Südwestfalen wies auf das mögliche Zunahme von
Bodenschadverdichtungen hin, die sich vor dem Hintergrund des sich wandelnden
Klimas und den daraus resultierenden widrigen Witterungsverhältnissen zu den
Hauptüberfahrtzeiten ergeben könnten. Als praktische Handreichung für die
landwirtschaftliche Praxis erläuterte Weyer den von ihm und seiner Assistentin
Frau Boeddinghaus entwickelten Bestimmungsschlüssel zur Erkenung und
Bewertung von Bodenschadverdichtungen, der praxisnah im Feld eingesetzt
werden kann. In den nachmittäglichen Workshops lobte die angereiste Fachwelt
insbesondere die Bestimmungsmethode nach WEYER/BOEDDINGHAUS und
bekräftigte den hohen Stellenwert einer solchen sensitiv/visuellen Vorgehensweise gegenüber der Ermittlung reiner Laborwerte ohne die intensive standörtliche Untersuchung.
Die Wechselwirkung von Bodenstruktur und Wurzelwachstum behandelte Dr.
Gernot Bodner vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität
für Bodenkultur Wien. Bodenschadverdichtungen führten als mechanischer Stress
"zu einer Reduktion des Tiefenwachstums und beschränkt das Wachstum der
wurzeln auf Cluster in einzelnen Poren und Spalten". Dies führe zu verringerte
Wasseraufnahme und erschwere die Aufnahme wenig mobiler Nährstoffe, so der
Bodenexperte weiter. Abhilfe versprach Bodner sich von einer systematisch
reduzierten Bodenbearbeitung sowie der Integration von Kulturen mit starkem
Pfahlwurzelwachstum. Hierzu stellte Bodner das Konzept der "Primer Pflanzen"
vor, das gezielt versucht den Boden biologisch zu lockern und damit für die
Nachfrucht bessere Wachstumsbedingungen aufbaue.
Für eine stärkere wissenschaftliche Beachtung der Bodenorganismen setzte sich
Prof. Dr. Berndt-Michael Wilke vom Institut für Ökologie an der Technischen
Universität Berlin ein. Bisher hätten zu wenige Untersuchungen von
Bodenverdichtungen die biologische Bewertung von Böden einbezogen. Derzeit
sei das Bild hier indifferent: "Unsere Literaturrecherche zeigte, dass sowohl bei zoologischen wie auch bei mikrobiologischen Parametern bei geringen bis starken Verdichtungen positive und negative Veränderungen vorkommen." Allerdings, so Wilke weiter, sprächen die Indizien dafür, dass der durch Laborversuche hinsichtlich Biomasse und C-Mineralisation festgestellte Schwellwert von über 1,7g/cm3 effektiver Lagerungsdichten bei Verdichtungen auf die biologischen Bodenfuktionen übertragbar sei. Für künftige Untersuchungen stellte Wilke eine Liste verschiedener Parameter auf, die unbedingt zu berücksichtigen seien.
Einen Einblick in die aktuellsten technischen Entwicklungen gewährte Privatdozent Dr. habil. Joachim Brunotte vom Institut für Agrartechnologie und Biosystematik des Johann Heinrich von Thünen Instituts Braunschweig, der über die Anpassung vom Maschineneinsatz an die Verdichtungsempfindlichkeit von Ackerböden referierte: "Die Tiefe der Fahrspur wird mit Hilfe eines Ultraschallsensors gemessen und dem Maschinenführer angezeigt." Dieser könne, so Brunotte weiter, bei Bedarf über eine Anpassung der Fahrzeugparameter den Bodendruck reduzieren.
Beteiligte Institutionen:
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und
Verbraucherschutz NRW (MKULNV)
Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW
Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn
Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW
http://www.nrw-agrar.de Forschungsnetzwerk NRW-Agrar
http://www.fh-swf.de/fbaw FB Agrarwirtschaft
http://www.fh-swf.de/soest/meldungen/2010_100126_Broschuere-Bodenverdichtung.htm Literatur
V.l.n.r.: Prof. Dr. Dr. Berndt-Michael Wilke (TU Berlin), PD Dr. Joachim Brunotte (vTI Braunschweig) ...
Quelle: Foto: Arp Hinrichs
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
V.l.n.r.: Prof. Dr. Dr. Berndt-Michael Wilke (TU Berlin), PD Dr. Joachim Brunotte (vTI Braunschweig) ...
Quelle: Foto: Arp Hinrichs
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