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26.11.2010 10:42

Vermeidung von Boden(schad)verdichtungen

Dipl.-Soz.Wiss. Birgit Geile-Hänßel Presse- und Informationsstelle
Fachhochschule Südwestfalen

    Bundesweite Beteiligung bei Expertenworkshop an der FH in Soest

    60 Experten aus dem ganzen Bundesgebiet erörterten an der Fachhochschule
    Südwestfalen in Soest Strategien zur Vermeidung von schädlichen
    Bodenverdichtungen. Eingeladen hatte das "Forschungsnetzwerk NRW-Agrar", an
    dem unter anderem verschiedenen Ministerien und Hochschulen beteiligt sind.

    Prof. Dr. Wilhelm König vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft,
    Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW führte in die Problemstellung und
    rechtlichen Anforderungen ein: "Besonders kritisch sind irreversible
    Bodenschadverdichtungen, die bis in den Unterboden reichen." Das potentielle
    Schadensmaß hänge von den Faktoren Standort, Bodenfeuchte und der
    Bewirtschaftungsmethode ab, so der Referatsleiter "Bodenschutz" weiter. Daher
    warnte König vor einer gebietsbezogenen rechtlichen Erfassung durch die
    geplante Bodenrahmenrichtlinie der EU. Bodenschadverdichtungen entstünden
    "eher parzellenbezogen durch falsche Bewirtschaftung".

    Gastgeber Prof. Dr. Thomas Weyer vom Fachbereich Agrarwirtschaft der
    Fachhochschule Südwestfalen wies auf das mögliche Zunahme von
    Bodenschadverdichtungen hin, die sich vor dem Hintergrund des sich wandelnden
    Klimas und den daraus resultierenden widrigen Witterungsverhältnissen zu den
    Hauptüberfahrtzeiten ergeben könnten. Als praktische Handreichung für die
    landwirtschaftliche Praxis erläuterte Weyer den von ihm und seiner Assistentin
    Frau Boeddinghaus entwickelten Bestimmungsschlüssel zur Erkenung und
    Bewertung von Bodenschadverdichtungen, der praxisnah im Feld eingesetzt
    werden kann. In den nachmittäglichen Workshops lobte die angereiste Fachwelt
    insbesondere die Bestimmungsmethode nach WEYER/BOEDDINGHAUS und
    bekräftigte den hohen Stellenwert einer solchen sensitiv/visuellen Vorgehensweise gegenüber der Ermittlung reiner Laborwerte ohne die intensive standörtliche Untersuchung.

    Die Wechselwirkung von Bodenstruktur und Wurzelwachstum behandelte Dr.
    Gernot Bodner vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität
    für Bodenkultur Wien. Bodenschadverdichtungen führten als mechanischer Stress
    "zu einer Reduktion des Tiefenwachstums und beschränkt das Wachstum der
    wurzeln auf Cluster in einzelnen Poren und Spalten". Dies führe zu verringerte
    Wasseraufnahme und erschwere die Aufnahme wenig mobiler Nährstoffe, so der
    Bodenexperte weiter. Abhilfe versprach Bodner sich von einer systematisch
    reduzierten Bodenbearbeitung sowie der Integration von Kulturen mit starkem
    Pfahlwurzelwachstum. Hierzu stellte Bodner das Konzept der "Primer Pflanzen"
    vor, das gezielt versucht den Boden biologisch zu lockern und damit für die
    Nachfrucht bessere Wachstumsbedingungen aufbaue.

    Für eine stärkere wissenschaftliche Beachtung der Bodenorganismen setzte sich
    Prof. Dr. Berndt-Michael Wilke vom Institut für Ökologie an der Technischen
    Universität Berlin ein. Bisher hätten zu wenige Untersuchungen von
    Bodenverdichtungen die biologische Bewertung von Böden einbezogen. Derzeit
    sei das Bild hier indifferent: "Unsere Literaturrecherche zeigte, dass sowohl bei zoologischen wie auch bei mikrobiologischen Parametern bei geringen bis starken Verdichtungen positive und negative Veränderungen vorkommen." Allerdings, so Wilke weiter, sprächen die Indizien dafür, dass der durch Laborversuche hinsichtlich Biomasse und C-Mineralisation festgestellte Schwellwert von über 1,7g/cm3 effektiver Lagerungsdichten bei Verdichtungen auf die biologischen Bodenfuktionen übertragbar sei. Für künftige Untersuchungen stellte Wilke eine Liste verschiedener Parameter auf, die unbedingt zu berücksichtigen seien.

    Einen Einblick in die aktuellsten technischen Entwicklungen gewährte Privatdozent Dr. habil. Joachim Brunotte vom Institut für Agrartechnologie und Biosystematik des Johann Heinrich von Thünen Instituts Braunschweig, der über die Anpassung vom Maschineneinsatz an die Verdichtungsempfindlichkeit von Ackerböden referierte: "Die Tiefe der Fahrspur wird mit Hilfe eines Ultraschallsensors gemessen und dem Maschinenführer angezeigt." Dieser könne, so Brunotte weiter, bei Bedarf über eine Anpassung der Fahrzeugparameter den Bodendruck reduzieren.

    Beteiligte Institutionen:
    Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und
    Verbraucherschutz NRW (MKULNV)
    Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW
    Landwirtschaftliche Fakultät der Universität Bonn
    Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Südwestfalen
    Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
    Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW


    Weitere Informationen:

    http://www.nrw-agrar.de Forschungsnetzwerk NRW-Agrar
    http://www.fh-swf.de/fbaw FB Agrarwirtschaft
    http://www.fh-swf.de/soest/meldungen/2010_100126_Broschuere-Bodenverdichtung.htm Literatur


    Bilder

    V.l.n.r.: Prof. Dr. Dr. Berndt-Michael Wilke (TU Berlin), PD Dr. Joachim Brunotte (vTI Braunschweig), Dr. Gernot Bodner (UNI Wien), Prof. Dr. Thomas Weyer (FH SWF), Prof. Dr. Wilhelm König (MKULNV Düsseldorf).
    V.l.n.r.: Prof. Dr. Dr. Berndt-Michael Wilke (TU Berlin), PD Dr. Joachim Brunotte (vTI Braunschweig) ...
    Quelle: Foto: Arp Hinrichs


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    V.l.n.r.: Prof. Dr. Dr. Berndt-Michael Wilke (TU Berlin), PD Dr. Joachim Brunotte (vTI Braunschweig), Dr. Gernot Bodner (UNI Wien), Prof. Dr. Thomas Weyer (FH SWF), Prof. Dr. Wilhelm König (MKULNV Düsseldorf).


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