Die Technik und der nationalsozialistische Vierjahresplan
Technikgeschichtliche Tagung des VDI an der Ruhr-Universität
Während der Fünfjahresplan in der UdSSR und in der DDR zum geflügelten Wort geworden ist, handelt es sich beim Vierjahresplan der Nationalsozialisten um eine weniger bekannte Form der Wirtschaftsplanung. Gleichwohl legte die NS-Führung 1936 einen solchen Plan auf. Am 10. und 11. März führt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) an der Ruhr-Uni Bochum seine Technikgeschichtliche Jahrestagung zu diesem Thema durch. Erwartet werden Experten aus Deutschland und Österreich (u.a. Historiker, Ingenieure und Wirtschaftswissenschaftler).
Organisiert wird die Tagung von Prof. Dr. Helmut Maier; er ist sowohl Leiter des RUB-Lehrstuhls für Technik- und Umweltgeschichte als auch des Bereichs Technikgeschichte im VDI.
Programm im Internet
Das vollständige Programm der Tagung finden Sie im Internet unter http://www.rub.de/tug/aktuelles.html
Binnen vier Jahre „kriegsfähig“
Bereits im Jahr der Machtübernahme 1933 begann das NS-Regime mit der Errichtung des „autarken Wehrstaates“. Der Vierjahresplan von 1936, der dieses Ziel zur techno-politischen Maxime erhob, zielte darauf ab, die deutsche Wirtschaft auf heimische Rohstoffe umzustellen und binnen vier Jahren „kriegsfähig“ zu machen. Es ging um die Produktion von synthetischem Benzin und Gummi, Eisen aus deutschen Erzen sowie den Ausbau der Leichtmetallgewinnung für die Flugzeugproduktion. Zugleich beinhaltete der Plan ein Programm, in dem Forschung und Entwicklung eine Aufwertung erfuhren. Eine spezielle Behörde wurde ins Leben gerufen, die man heute als „Innovationsministerium“ bezeichnen würde. Das Reichsamt für Wirtschaftsausbau koordinierte und finanzierte eine Vielzahl von Forschungsvorhaben, die sich der Entwicklung und Einführung heimischer Roh- und Werkstoffe, aber auch der chemischen Technologie, der Kraftfahrt- und der Energieforschung widmeten.
Wirkungen nicht eindeutig geklärt
Man weiß heute, dass das Ziel der Autarkie nur in sehr wenigen Fällen erreicht wurde. Trotzdem sind vor allem die mittel- und langfristigen Wirkungen dieses massiven staatlichen Technologieprogramms nicht eindeutig geklärt. Sicher ist, dass bestimmte bevorzugte Technikfelder erheblich profitierten. Viele der geförderten Technologien kamen in der Zeit des „Wirtschaftswunders“ in der Bundesrepublik, aber auch in der DDR ab den 1950er-Jahren zur Blüte, wie das Beispiel der Kunststoffe eindrucksvoll belegt.
Tagung beleuchtet die Rolle der Technik
Während der Tagung diskutieren Historiker, Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler und weitere Experten die Rolle der Technik im Vierjahresplan im Hinblick auf technische Innovationen: Wie wirkte sich die staatliche Technologiepolitik auf das nationale Innovationssystem aus? Handelte es sich lediglich um den NS-typischen ideologischen Aktionismus und beim Reichsamt um eine aufgeblähte Sonderbehörde? Oder lassen sich Bereiche der Technik vor und nach 1945 identifizieren, die von dem Forschungs- und Entwicklungsprogramm profitierten? Und schließlich: Wie prägte das autarkistische Denken die Ingenieure in der mittelfristigen Perspektive?
Weitere Informationen
Prof. Dr. Helmut Maier, Lehrstuhl für Technik- und Umweltgeschichte der RUB, Tel. 0234/32-24673 Helmut.Maier@rub.de
Redaktion: Arne Dessaul
http://www.rub.de/tug/aktuelles.html - Programm der Tagung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Geschichte / Archäologie, Maschinenbau, Verkehr / Transport, Wirtschaft
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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