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10.07.2013 11:55

Feldlabor bringt Studenten und regionale Betreiber von regenerativen Energieanlagen zusammen

Anette Schober-Knitz Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
HBC Hochschule Biberach

    Wer als Ingenieur für Energiesysteme Anlagen planen und betreiben möchte, muss verstehen, wie die unterschiedlichsten Anlagen funktionieren – auch im Detail. Was sie darüber bereits theoretisch gelernt haben, probieren die Studierenden der Energiesysteme an der Hochschule Biberach deshalb auch praktisch aus. Ihr Professor für Energienutzung in Liegenschaften und Grundlagen der Energietechnik, Dipl.-Phys. Axel Bretzke, hat dafür ein Feldlabor mit dem Schwerpunkt regenerative Energiequellen gegründet. In der Region rund um Biberach konnte Bretzke Anlagen und Betreiber gewinnen, die seine Idee des Feldlabors unterstützen, in dem sie ihre Anlagen für die Studierenden zugänglich machen.

    Zum Beispiel Franz Ströbele aus Ummendorf-Fischbach. Der 62-jährige betrieb viele Jahre sein Sägewerk mit einer Wasserkraftanlage. Das Sägewerk gab er vor langer Zeit auf, die Kleinwasseranlage läuft noch: 90 000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt die Anlage, 20 Haushalte könnte Ströbele damit versorgen. Momentan nutzt er den regenerativ erzeugten Strom für seinen Privathaushalt, den Rest speist er ein.
    Bretzkes Studenten nahmen die Kleinwasserkraftanlage bei der Firma Ströbele Holzhandel in den vergangenen fünf Monaten unter die Lupe. Carsten Reichmann, Florian Sturn, Christin Wuttke und Daniela Strölzle schlugen das Feldlabor für vier Wochen in der ehemaligen Mühle von Franz Ströbele auf. Sie analysierten die Anlage über Sensoren, die an unterschiedlichen Punkten des Kraftwerkes angebracht wurden – beispielsweise an der Turbinenwelle, am Generator, um die produzierte Leistung zu erfassen und im Wassers selbst, um die Abflussmenge zu messen.
    Ziel ihrer Untersuchungen war es, möglichst genau beurteilen zu können, ob das Gefälle der aufgestauten Umlach effizient in elektrische Energie umgesetzt wird. „Wie gut funktioniert die Anlage wirklich?“, fasst Carsten Reichmann die Aufgabe vereinfacht zusammen. Und auch das Ergebnis ihrer wochenlangen Messungen bringt er auf einen Nenner: „Etwa 10 Prozent mehr Ertrag wäre drin“, so der Student der Energiesysteme, der mittlerweile kurz vor seinem Abschluss steht. Die Anlage und auch das Gelände von Franz Ströbele kennt er nach den vier Wochen wie seine Westentasche. Jeder Handgriff sitzt und Betreiber Ströbele lässt dem angehenden Ingenieur freie Hand.
    Die Daten der vierwöchigen Messungen erfassten die Studierenden über ein sogenanntes Smart-Case. Dieser handliche Messkoffer soll nun in einer zweiten Projektphase des Feldlabors durch fest installierte Messgeräte ersetzt werden. „Damit“, so Bretzke, „sind wir in der Lage die Daten der Anlage kontinuierlich zu erfassen und zu analysieren“. Die Daten werden direkt an die Hochschule übertragen und dort auch für das – ebenfalls neu eingerichtete - Smart-Grid-Labor gespeichert. Ganze Generationen von Studierenden aus den Ingenieurstudiengängen Energiesysteme und Gebäudeklimatik können künftig mit diesen Daten arbeiten und in Simulationen Anlagen prüfen, berechnen und planen. Doch damit nicht genug, Prof. Bretzkes Idee reicht weiter: Denn für das Feldlabor interessieren sich bereits weitere Betreiber regenerativer Energiesysteme aus der Region: der Bürgerwindpark Ummendorf sowie der Landwirt Friedrich Hörnle mit seiner Biomasseanlage in Ummendorf, die EnBW, die e.wa.riss oder das Ochsenhauser Unternehmen WindTec zusammen mit der Firma Kessler aus Bad Buchau. Mit diesem Netzwerk stehen dem Studiengang Energiesysteme unterschiedliche Anlagen zur Verfügung, die regional erreichbar in die Lehre eingebunden werden können. Gleichzeitig ist die HBC in der Lage, für die beteiligten Partnern neben der Datenerfassung und -speicherung auch die Anlagenanalyse zu übernehmen, so dass die vorhandenen Energiesysteme der Region und deren Planer, Hersteller und Betreiber in die Lehr- und Forschungsarbeit der Hochschule eingebunden werden. „Dieser Zusammenschluss ist neu“, so Bretzke, nicht nur für die Region Biberach. Das zeigt auch die finanzielle Unterstützung von rund 600 000 €, die Professor Bretzke für die Studiengänge Energiesysteme und Gebäudeklimatik aus dem Innovations- und Qualitätsfonds des Landes Baden-Württemberg für die Labore einwerben konnte.
    Prof. Axel Bretzke: „Wir sind überrascht, wie groß das Echo auf diese Idee ist und wie viele regionalen Betreiber und Firmen sie aufgegriffen haben. Jetzt brauchen wir noch junge Menschen aus der Region, die sich als Ingenieure für die dauerhafte und zukünftige Nutzung dieser Labore ausbilden lassen.“
    Wer sich für das Studium Energiesysteme an der Hochschule Biberach interessiert, kann sich jetzt für das kommende Wintersemester bewerben. Bewerbungsschluss ist der 15. Juli.


    Weitere Informationen:

    http://www.hochschule-biberach.de/web/energiesysteme


    Bilder

    Prof. Axel Bretzke sowie die Studenten Carsten Reichmann und Florian Sturn führen im Feldlabor Messungen an einer Kleinwasserkraftanlage durch.
    Prof. Axel Bretzke sowie die Studenten Carsten Reichmann und Florian Sturn führen im Feldlabor Messu ...
    Foto: HBC
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Bauwesen / Architektur, Energie, Umwelt / Ökologie
    regional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Prof. Axel Bretzke sowie die Studenten Carsten Reichmann und Florian Sturn führen im Feldlabor Messungen an einer Kleinwasserkraftanlage durch.


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