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17.04.2015 10:13

Magengeschwür beim Rind – Bakterien spielen untergeordnete Rolle

Dr. Susanna Kautschitsch Public Relations
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Wie beim Menschen gibt es auch beim Rind Magenentzündungen, die zu Geschwüren führen können. Ob die Geschwüre beim Rind ebenso wie mein Mensch mit bestimmten Bakterien in Zusammenhang stehen, haben WissenschafterInnen der Vetmeduni Vienna untersucht. Sie analysierten Bakterien gesunder und kranker Rindermägen. Die Bakterienvielfalt in den Mägen unterschied sich dabei kaum. Bakterien dürften also bei der Entstehung der Labmagengeschwüre nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die große Bakterienvielfalt der Rinderlabmägen wurde nun erstmals im Journal Veterinary Microbiology veröffentlicht.

    Gastritis und Magengeschwüre beim Menschen werden häufig vom Bakterium Helicobacter pylori verursacht. Aber auch andere Faktoren wie beispielsweise Stress und Ernährung beeinflussen die Gesundheit des Magens. Bei Rindern spielt ebenso der Stress, die Ernährung aber auch Haltungsformen und das Wetter eine wichtige Rolle. Ob Bakterien auch zu den Mitverursachern des Labmagengeschwürs zählen, hat die Tierärztin Alexandra Hund von der Universitätsklinik für Wiederkäuer gemeinsam mit dem Mikrobiologen Stephan Schmitz-Esser vom Institut für Milchhygiene untersucht.

    „Der Labmagen der Rinder ist der letzte von vier hintereinander liegenden Rindermägen. Die drei Vormägen, Pansen, Netzmagen und Blättermagen dienen der Vorverdauung. Der Labmagen ist der eigentliche Magen und ähnelt in seinem Aufbau und seiner Funktion dem Magen des Menschen. In ihm können für das Tier schmerzhafte Entzündungen und Geschwüre entstehen, die die Tiere schwächen, zu Magendurchbrüchen und sogar zum Tode führen können“, erklärt die Erstautorin Alexandra Hund.

    Mikrobiom kranker und gesunder Mägen fast gleich

    Magenproben von geschlachteten Rindern dienten dem Mikrobiologen Schmitz-Esser als Untersuchungsmaterial. Dabei stammte etwa die Hälfte der Proben von gesunden Rindern, die andere Hälfte kam von Rindern mit geringgradigen Labmagengeschwüren. „Schwer erkrankte Tiere werden nicht mehr zur Schlachtung zugelassen“, erklärt Alexandra Hund.

    Die Bakterien-DNA aus den Magenproben wurde isoliert und sequenziert. Über die verschiedenen DNA-Sequenzen konnten die Bakterien bestimmt werden. „Am häufigsten kamen Helicobacter, Acetobacter, Lactobacillus und neuartige Mycoplasma-Stämme vor. Der im Menschen häufig gefundene Helicobacter pylori war nicht dabei. Da wir nahezu die gleiche Bakterienzusammensetzung in gesunden und in kranken Tieren gefunden haben, liegt es nahe, dass Bakterien nur eine geringe Rolle bei der Entstehung der Labmagengeschwüre spielen“, so Schmitz-Esser. „Allerdings möchten wir das in zukünftigen Studien noch bestätigen.“

    Andere Bakterien in Kälbermägen

    Kälbermägen besitzen ein wenig ausgereiftes Mikrobiom. Das bedeutet, die Vielfalt an Bakterien muss sich erst entwickeln. Über die Milch kommen hauptsächlich Milchsäurebakterien, die zu den Lactobacillen gehören, in die Mägen. Und genau diese haben Hund und Schmitz-Esser auch vermehrt in den Kälbermägen gefunden.
    Labmagengeschwüre sind schwer erkennbar

    „Da sich die Symptome eines Labmagengeschwürs sehr subtil äußern, sind sie für den Laien kaum erkennbar. Der Labmagen liegt hinter den vier Vormägen und ist für eine Gastroskopie beispielsweise nicht zugänglich. Wir sind gerade dabei, eine Diagnosemöglichkeit zu entwickeln, mit der Labmagengeschwüre früh und schnell erkannt werden können. In jedem Fall beugen stressfreie Haltungsbedingungen Magengeschwüren beim Rind vor“, betont Alexandra Hund.

    Service:

    Der Artikel „Characterization of mucosa-associated bacterial communities in abomasal ulcers by pyrosequencing” von Alexandra Hund, Monika Dzieciol, Stephan Schmitz-Esser und Thomas Wittek wurde im Fachmagazin Veterinary Microbiology veröffentlicht. http://doi:10.1016/j.vetmic.2015.02.023
    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0378113515000784

    Über die Veterinärmedizinische Universität Wien

    Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni Vienna ihr 250-jähriges Bestehen. http://www.vetmeduni.ac.at

    Wissenschaftlicher Kontakt:
    Dr. Stephan Schmitz-Esser
    Institut für Michhygiene
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +43 1 20577-3510
    stephan.schmitz-esser@vetmeduni.ac.at

    Aussenderin:
    Dr. Susanna Kautschitsch
    Wissenschaftskommunikation / Public Relations
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna)
    T +43 1 25077-1153
    susanna.kautschitsch@vetmeduni.ac.at


    Weitere Informationen:

    http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinfo2015/rin...


    Bilder

    Labmagengeschwüre schwächen die Tiere und verursachen Schmerzen. Hier ein Kalb mit durchgebrochenem Labmagengeschwür.
    Labmagengeschwüre schwächen die Tiere und verursachen Schmerzen. Hier ein Kalb mit durchgebrochenem ...
    (Foto: Alexandra Hund/Universitätsklinik für Wiederkäuer/Vetmeduni Vienna)
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    Verdautes Blut färbt den Kot erkrankter Tiere schwarz.
    Verdautes Blut färbt den Kot erkrankter Tiere schwarz.
    (Foto: Alexandra Hund/Universitätsklinik für Wiederkäuer/Vetmeduni Vienna)
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie, Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Labmagengeschwüre schwächen die Tiere und verursachen Schmerzen. Hier ein Kalb mit durchgebrochenem Labmagengeschwür.


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    Verdautes Blut färbt den Kot erkrankter Tiere schwarz.


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