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20.06.2016 17:21

Neues ZF-Heft thematisiert "Apartheid und Anti-Apartheid – Südafrika und Westeuropa"

Marion Schlöttke Öffentlichkeitsarbeit
Zentrum für Zeithistorische Forschung

    „Apartheid“ war mehr als 40 Jahre lang die Politik Südafrikas, mit der Menschenrechtsverletzungen Gesetz waren. Die Auseinandersetzungen über die Apartheid und den Umgang mit dem Regime in Südafrika trugen seit den 1960er-Jahren in einem erheblichen Maße dazu bei, Menschenrechte als international verbindliche Normen zu etablieren. So ist die Apartheid nicht nur eine südafrikanische Geschichte: In verschiedenen Phasen und Formen beeinflusste sie auch Politik und Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Westeuropa. Diesen Verflechtungen geht das aktuell erschienene Themenheft (Heft 2/2016) der Zeitschrift "Zeithistorischen Forschungen" mit Fallstudien nach.

    Wie entwickelte sich der Umgang zum Beispiel von Unternehmen, Kirchen und Künstlern mit der Apartheid? Sollte Südafrika, politisch ein Paria der Staatengemeinschaft, auch kulturell und ökonomisch isoliert werden, oder waren Verbindungen nun gerade wichtig, um Reformen voranzutreiben? Anhand des südafrikanischen Falles werden zugleich allgemeinere, für das Selbstverständnis westlicher Gesellschaften zentrale Aspekte deutlich: die Entstehung einer „Moral Economy“, die Herausbildung eines politischen Bewusstseins der „Konsumbürger“, die ambivalenten Effekte von Handels- und Kulturboykotten sowie die Erweiterung nationaler Öffentlichkeiten zu einer globalen Mediengesellschaft.

    Christoph Marx fragt zunächst, warum die weiße Minderheit in Südafrika so lange an der Apartheid festhielt. Neben geostrategischen Konstellationen des Kalten Krieges zeigt er vor allem an der Ideologie und Politik des Ministerpräsidenten Hendrik Verwoerd (Amtszeit 1958–1966), des „Architekten der Apartheid“, warum die burische Führung Apartheid als zukunftsträchtiges Projekt sah und der internationalen Kritik unverständig begegnete.

    Knud Andresen untersucht an bundesdeutschen Automobilunternehmen wie Volkswagen und BMW die Bestrebungen von Firmen, ihre ökonomischen Aktivitäten in Südafrika zu legitimieren. Nach einer anfänglichen Ignoranz wurde es seit den 1970er Jahren ein erklärtes Ziel, die Arbeitsbedingungen für die schwarzen Beschäftigten zu verbessern. Die Unternehmen verhandelten nun auch mit den schwarzen Gewerkschaften und strebten eine evolutionäre Überwindung der Apartheid an. Der südafrikanische Fall zählt zu den Ausgangspunkten für die heutige „Corporate Social Responsibility“ multinationaler Konzerne.

    Detlef Siegfried diskutiert anhand des Albums „Graceland“ von Paul Simon (1986) die Chancen und Grenzen des Kulturboykotts. Die britische Anti-Apartheid-Bewegung warf Simon Kollaboration mit Südafrika vor. Allerdings hatte Simon mit schwarzen Musikern zusammengearbeitet. Der African National Congress (ANC) in Südafrika selbst wollte die Boykott-Politik modifizieren – so zeigten sich hier auch Divergenzen innerhalb der Bewegung. Noch wichtiger: Die Versuche, einen Kulturaustausch politisch zu steuern, waren in Zeiten globaler Medienkulturen nicht mehr erfolgreich.

    Sebastian Justke und Sebastian Tripp betrachten die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und deren Verhältnis zum Apartheid-System. Traditionell gab es vielfältige Verbindungen der EKD nach Südafrika, etwa durch die Auslandspfarrer. Besonders durch die Evangelische Frauenarbeit in Deutschland und deren Kampagne „Kauft keine Früchte aus Südafrika!“ geriet die Amtskirche aber unter Druck, sich stärker gegen die Apartheid zu engagieren. Der westdeutsche Protestantismus begann sich sowohl auf theologischer Ebene wie in seinen Aktionsformen zu wandeln.

    Diese und weitere Themen des Hefts haben stets mediengeschichtliche Komponenten. Deshalb liegt ein übergreifender Schwerpunkt auf Fotografie, Musik, Filmen und Plakaten der Anti-Apartheid-Bewegung.

    Herausgegeben haben das aktuelle Heft - Jahrgang 13 (2016), H.2 - Knud Andresen von der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und Detlef Siegfried von der Universität Kopenhagen.

    Zur Online-Ausgabe der Zeitschrift „Zeithistorische Forschungen“:
    http://www.zeithistorische-forschungen.de

    Weitere Informationen:
    Dr. Jan-Holger Kirsch
    Zentrum für Zeithistorische Forschung
    Am Neuen Markt 1
    D-14467 Potsdam
    Tel.: ++49 (0)331/28991-18
    E-Mail: kirsch@zzf-pdm.de
    Internet: http://www.zeithistorische-forschungen.de

    Abonnements, Einzelhefte und Rezensionsexemplare sind erhältlich bei:

    HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice mbH
    Holzwiesenstr. 2
    72127 Kusterdingen
    Tel.: ++49 (0)7071/9353-16
    Fax: ++49 (0)7071/9353-93
    E-Mail: v-r-journals@hgv-online.de

    Die „Zeithistorischen Forschungen“ werden am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam herausgegeben von Frank Bösch, Konrad H. Jarausch und Martin Sabrow. Die Zeitschrift erscheint dreimal jährlich gedruckt im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht und zugleich im Open Access.


    Weitere Informationen:

    http://www.zeithistorische-forschungen.de – Zeithistorische Forschungen im Open Access
    http://www.zzf-pdm.de – Website des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam
    http://www.v-r.de – Website des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht


    Bilder

    Umschlagbild der Zeitschrift "Zeithistorische Forschungen", Ausgabe  13 (2016), H.2.: Doppeldeckerbus der britischen Anti-Apartheid-Kampagne von 1989
    Umschlagbild der Zeitschrift "Zeithistorische Forschungen", Ausgabe 13 (2016), H.2.: Doppeldeckerbu ...
    Anti-Apartheid Movement [AAM] Archives Committee
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Umschlagbild der Zeitschrift "Zeithistorische Forschungen", Ausgabe 13 (2016), H.2.: Doppeldeckerbus der britischen Anti-Apartheid-Kampagne von 1989


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