Kann ich mein Kind schon in die Schule schicken? Oder braucht es noch spezielle Förderung? Solche Fragen lassen sich mit dem Würzburger Vorschultest beantworten. Psychologen der Universität haben ihn in Kooperation mit dem Hogrefe-Verlag entwickelt.
Kann man schon im Kindergarten erkennen, ob ein Kind später in der Schule Probleme mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen bekommen könnte? Ja, dafür kennt man viele wichtige Einflussfaktoren. Es existieren auch spezielle Programme, mit denen sich benachteiligte Kinder fördern lassen: „Hören, Lauschen, Lernen“ zum Beispiel oder „Mengen, Zählen, Zahlen“. Beide wurden im Team von Professor Wolfgang Schneider am Institut für Psychologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg entwickelt.
Aus dem Lehrstuhl von Schneider stammt nun auch ein neues Verfahren, das weit über alle bisherigen Ansätze hinausgeht: Der Würzburger Vorschultest (WVT) liefert nicht nur gute Hinweise für die Früherkennung von „Risikofällen“ in Sachen Lesen, Schreiben oder Rechnen. Mit ihm lassen sich auch Kindergartenkinder mit einem Entwicklungsvorsprung ausmachen und solche, die leistungsmäßig im Durchschnitt liegen.
Leistungsförderung und Schuleingangsdiagnostik
Der Test macht es möglich, alle Kinder ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen gemäß frühzeitig zu fördern. Das gilt auch für leistungsstarke Kinder: „Sie brauchen ebenfalls Unterstützung, weil sich ihre Fähigkeiten sonst nicht optimal entfalten können“, sagt der Würzburger Psychologe Darius Endlich. In den USA sei diese Art der Förderung schon weit verbreitet, in Deutschland gebe es da noch Aufholbedarf.
Der Würzburger Vorschultest eignet sich außerdem zur Beantwortung der Frage, ob ein Kindergartenkind genügend Grundlagen für die Schule hat – denn er berücksichtigt weitaus mehr Leistungsmerkmale als bisherige Tests. Um Schreib- und Lesekompetenzen zu prognostizieren, erfasst er zum Beispiel Buchstabenkenntnis, Satzverständnis und grammatikalische Fähigkeiten. Um die spätere Entwicklung in Mathematik vorhersagen zu können, werden unter anderem der Umgang mit Mengen und erste Kompetenzen im mathematischen Modellieren betrachtet.
Entwickelt mit mehr als 400 Kindern
Der Test wurde in den Jahren 2012 bis 2015 entwickelt. Die Würzburger Psychologen haben ihn mit insgesamt 417 Kindern aus mehreren Bundesländern erarbeitet; alle Kinder befanden sich im letzten Kindergartenjahr. Die Gültigkeit ihres Tests bezeichnen die Wissenschaftler als hoch: „Personen, die ein Kind gar nicht kennen und mit ihm den Test machen, stufen seine Leistung ähnlich ein wie Erzieherinnen, die das Kind sehr gut kennen“, so Darius Endlich.
Die drei Testbereiche Schriftsprache, Sprache und Mathematik können getrennt oder als Gesamttest durchgeführt werden, wobei jeweils eine Erziehungsperson mit einem Kind arbeitet. Pro Modul dauert das etwa 20 Minuten. Dabei werden die einzelnen Aufgaben in kleinen „Spielen“ an die Kinder herangetragen, etwa in Form von Bildkärtchen, die es zu ordnen oder zu beschreiben gilt. Entsprechend bereitwillig machen die Kinder bei dem Test mit, wie die Psychologen festgestellt haben.
Das Projektteam aus der Psychologie
An der Entwicklung des Tests haben neben Projektleiter Wolfgang Schneider und Darius Endlich auch Nicole Berger, Petra Küspert, Wolfgang Lenhard, Peter Marx und Jutta Weber mitgewirkt. Sie haben die wissenschaftliche Basis gelegt und die so genannte Normierungsstudie mit den 417 Kindern durchgeführt. Studentische Hilfskräfte waren ebenfalls beteiligt – zum Beispiel Maria Straub, die Igel, Blumen und andere Motive für die Bildkärtchen gezeichnet hat.
Enge Kooperation mit dem Hogrefe-Verlag
Erschienen ist der Würzburger Vorschultest im Hogrefe-Verlag (Göttingen). Das Unternehmen war von Anfang an eng in die Testentwicklung eingebunden und hat diese auch finanziert. „Aus unserer Sicht eine sehr fruchtbare Kooperation, weil der Verlag sein Know-how in Sachen Testveröffentlichung beigesteuert hat“, so Professor Schneider.
Würzburger Vorschultest: Erfassung schriftsprachlicher und mathematischer (Vorläufer-) Fertigkeiten und sprachlicher Kompetenzen im letzten Kindergartenjahr. Hogrefe-Verlag Göttingen, 1. Auflage 2016.
Kontakt
Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, T (0931) 31-84822, schneider@psychologie.uni-wuerzburg.de
https://www.hogrefe.de/shop/wuerzburger-vorschultest.html Zur Website des Verlags
http://www.i4.psychologie.uni-wuerzburg.de/ Zur Website des Lehrstuhls
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(Bild: Maria Straub / Hogrefe-Verlag)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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