idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
21.12.2017 15:10

Unternehmerische Sozialverantwortung im Profisport – Altruismus oder bloßes Kalkül?

Stefanie König Kommunikation und Marketing Campus Künzelsau, Reinhold-Würth-Hochschule
Hochschule Heilbronn

    • Beschreibung und Erklärung der CSR-Aktivitäten der 1. Fußball Bundesliga
    • Werder Bremen, Hertha BSC und der HSV führen das Ranking an

    Freiwillige Maßnahmen der unternehmerischen Sozialverantwortung („Corporate Social Responsibility“ bzw. CSR) werden nicht mehr nur von großen Industrieunternehmen, sondern zunehmend auch von Sportorganisationen ins Leben gerufen; von Seiten der Vereine und Stiftungen des Profifußballs jährlich in einer Größenordnung von fast 30 Mio. EUR. Das scheint insofern naheliegend, als aus Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports auch gesellschaftliche Verantwortung erwächst. Zudem ist gerade der Sport in der Lage, Menschen zusammenzuführen, z.B. Kinder und Jugendliche unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft, und damit Chancen der gesellschaftlichen Teilhabe zu bieten. Schließlich hat der Profisport einen besonders starken medialen Hebel, über den viele Menschen erreicht werden können. Andererseits bringt der Sport per se positive gesellschaftliche Wirkungen mit sich – auf dieser Erkenntnis beruht letztlich ein Großteil der öffentlichen (also steuerfinanzierten) Sportförderung. Vor diesem Hintergrund ist es zumindest erklärungsbedürftig, warum Sportorganisationen zusätzlich gesonderte Maßnahmen der Sozialverantwortung auf den Weg bringen müssen.

    Ein Forschungsprojekt an der Fakultät für Technik und Wirtschaft der Hochschule Heilbronn, Campus Künzelsau – Reinhold-Würth-Hochschule untersucht in diesem Spannungsfeld und unter Betrachtung der 18 Clubs, die in der Saison 2015/2016 der 1. Fußball-Bundesliga angehörten, den Status Quo von CSR im Profifußball und diskutiert die Ergebnisse kritisch auf Basis von Beiträgen der ökonomischen und sozialwissenschaftlichen Theorie. Darauf aufbauend werden Perspektiven der zukünftigen Entwicklung sowie der Institutionalisierung und Professionalisierung unternehmerischer Sozialverantwortung im Profisport aufgezeigt.

    Die Analyse basiert auf einer herausragenden Abschlussarbeit im Studiengang Be-triebswirtschaft und Kultur-, Freizeit-, Sportmanagement (BK). Die Autorin Maren Wolff hatte die Internetpräsenzen der Clubs, einschl. weiterführender Verweise auf Projekt- und Stiftungswebseiten, nach Informationen zu den CSR-Aktivitäten durchsucht. Um zu einem Ranking zu kommen vergab sie in verschiedenen Kategorien Punkte, u.a. nach Anzahl der Aktivitäten bzw. unterstützten Bereichen, nach der Frage, ob die Aktivitäten gebündelt werden, und schließlich nach dem Wirkungs-bereich (national, regional, lokal). Auf den vorderen Plätzen rangieren hiernach der SV Werder Bremen, Hertha BSC Berlin und der Hamburger SV, Clubs also, die eine Vielzahl von ökologischen und sozialen Aktivitäten in einer eigenen CSR Abteilung und/oder Stiftung bündeln und damit auch überregional und international wirken.

    Professor Dr. Sebastian Kaiser-Jovy, der die Ergebnisse gemeinsam mit Maren Wolff nun ausgewertet und veröffentlicht hat kommentiert: „Einerseits sind CSR Aktivitäten aus Sicht der Clubs rational, weil sie damit einer drohenden Entfremdung entgegen wirken können. Je stärker die wirtschaftliche Perspektive wird und je häufiger auch die Skandale der großen internationalen Sportorganisationen werden, desto größer wird die Gefahr, dass eine ideelle Kluft zwischen den Fans bzw. der jeweiligen Kommune/Region und den Clubs entsteht, und dem kann durch die gezielte Einbindung von CSR-Maßnahmen, insbesondere in der sozialen Dimension, entgegengewirkt werden. Andererseits steigt aber auch der Druck von außen. Seit kurzem gibt es klarere Vorgaben von Seiten der Gesetzgebung: Anfang des Jahres hat der Deutsche Bundestag eine entsprechende EU Richtlinie in deutsches Recht überführt, wonach große Unternehmen ab sofort nicht nur finanziell bilanzieren, sondern auch über ihr soziales und ökologisches Handeln Rechenschaft ablegen müssen. Im Sport ist dies noch keine Pflicht, es mehren sich aber Stimmen, etwa von Seiten des CSR-Arbeitskreises des Profifußballs, entsprechende Maßnahmen in die Lizenzierungsrichtlinien der DFL aufzunehmen.

    --
    Hochschule Heilbronn – Kompetenz in Technik, Wirtschaft und Informatik

    Mit rund 8.500 Studierenden ist die Hochschule Heilbronn eine der größten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Ihr Kompetenz-Schwerpunkt liegt auf den Bereichen Technik, Wirtschaft und Informatik. An drei Standorten in Heilbronn, Künzelsau und Schwäbisch Hall bietet die Hochschule 50 Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Hochschule pflegt enge Kooperationen mit Unternehmen aus der Region und ist dadurch in Lehre, Forschung und Praxis gut vernetzt.

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Sebastian Kaiser-Jovy (Fakultät Wirtschaft und Technik), Hochschule Heilbronn, Reinhold-Würth-Hochschule, Daimlerstr. 35, 74653 Künzelsau, Telefon: 07940-1306-245, E-Mail: sebastian.kaiser-jovy@hs-heilbronn.de; Internet: www.hs-heilbronn.de

    Pressekontakt Hochschule Heilbronn, Campus Künzelsau: Stefanie König, Kommunikation und Marketing, Daimlerstraße 35, 74653 Künzelsau, Telefon: 07940-1306-182, E-Mail: stefanie.koenig@hs-heilbronn.de, Internet: www.hs-heilbronn.de/tw


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).