„Nicht allein mit Druckschrift zu beginnen, wäre ein Rückschritt“, sagt Dr. Birgitta Reddig-Korn. Die Akademische Rätin am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe unterrichtet seit 25 Jahren angehende Grundschullehrer und -lehrerinnen. Sie spricht sich für die Druckschrift als alleinige erste Lese- und Schreibschrift aus, weil sie klar strukturiert und deshalb einfacher zu lesen ist. Dem Thema Erstlesen/Erstschreiben müsse in der Lehrpersonenausbildung ein hoher Stellenwert zukommen.
Wie sollen Kinder schreiben lernen? Erst mit Druckbuchstaben, dann mit Schreibschrift? Nur mit Schreibschrift oder ganz ohne verbundene Schrift? Die „Siegener Erklärung zur Schrift in der Schule“ hat die Debatte jüngst wieder angefacht. „Dabei steht die Druckschrift als alleinige erste Lese- und Schreibschrift eigentlich gar nicht zur Diskussion“, sagt Dr. Birgitta Reddig-Korn, Akademische Rätin am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. „Den Anfangsunterricht nicht allein mit Druckschrift zu beginnen, wäre ein Rückschritt“, so die Dozentin mit den Arbeitsschwerpunkten Schriftspracherwerb, Lesedidaktik sowie Kinder- und Jugendliteratur. Die Druckschrift sei die einfacher zu lesende Schrift. Und da Lesen- und Schreibenlernen eng zusammen gehörten, solle die Druckschrift auch die erste Lese- und Schreibschrift bleiben.
Feinmotorische Fähigkeiten entwickeln
Lesen und schreiben von Beginn an mit zwei unterschiedlichen Systemen zu lernen, mache ein schon schwieriges Unterfangen nur komplizierter. Es habe sich vielmehr bewährt, den gezielten Schriftspracherwerb zunächst mit unverbundenen Druckbuchstaben einzuleiten. Und dann, wenn der Leselern-Prozess weitgehend abgeschlossen sei, ein Schrift einzuführen, die zu einer persönlichen Handschrift entwickelt werden könne. „Das braucht Zeit, Übung und individuelle Anleitung“, betont Dr. Reddig-Korn. Entsprechend gebe der baden-württembergische Bildungsplan als erste zu erlernende Schrift die Druckschrift vor, die als Grundlage für die Entwicklung einer lesbaren, formstabilen und ermüdungsfrei zu schreibenden Handschrift diene. Der Weg dorthin könne über eine verbundene Schrift führen, wobei es den Schulen frei stehe, zwischen Lateinischer Ausgangsschrift, Vereinfachter Ausgangsschrift und Schulausgangsschrift zu wählen. In der Diskussion sei auch, so Dr. Reddig-Korn, die vom Grundschulverband favorisierte Grundschrift, die – von Anfang eingeführt – auf die anspruchsvollen Verbindungen und Formen verzichte und den Weg zur persönlichen Handschrift erleichtern solle und könne.
Fachwissenschaftlich und fachdidaktisch fundiert anleiten
„Aus diesem Grund lernen die Primarstufen-Studierenden in meinen Seminaren sowohl alle drei verbundenen Schriften als auch die Grundschrift kennen und schreiben. Sie vergleichen Unterrichtsmaterial und analysieren Schülerschriftproben“, erläutert die Dozentin. Es sei wichtig, die angehenden Grundschullehrpersonen fachwissenschaftlich und fachdidaktisch fundiert anzuleiten, sich mit Schwächen und Stärken der einzelnen Ansätze auseinanderzusetzen, den Studierenden Analysekriterien an die Hand zu geben und sie auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu befähigen, adaptiv Einschätzungen vornehmen und Entscheidungen treffen zu können. Kinder individuell auf dem Weg zur eigenen Handschrift zu unterstützen, sei auf jeden Fall sehr zeitintensiv, aber absolut notwendig. „Der Erfolg einer Methode hängt vor allem auch von der Kompetenz, der Motivation und der Überzeugungen der Lehrerinnen und Lehrer ab“, weiß Dr. Reddig-Korn aus langjähriger Erfahrung. Deshalb sei dem Thema Erstlesen/Erstschreiben in der Lehrpersonenausbildung für die Primarstufe ein angemessen hoher Stellenwert einzuräumen und zwar in der Relation von theoretischer Positionierung und praktischem Unterricht.
Über die Pädagogische Hochschule Karlsruhe
Als bildungswissenschaftliche Hochschule mit Promotions- und Habilitationsrecht forscht und lehrt die Pädagogische Hochschule Karlsruhe zu schulischen und außerschulischen Bildungsprozessen. Ihr unverwechselbares Profil prägen der Fokus auf MINT, mehrsprachliche Bildung und Heterogenität sowie eine aktive Lehr-Lern-Kultur. Das Studienangebot umfasst Lehramtsstudiengänge für Grundschule und Sekundarstufe I, Bachelor- und Masterstudiengänge für andere Bildungsfelder sowie professionelle Weiterbildungsangebote. Rund 180 in der Wissenschaft Tätige betreuen rund 3.600 Studierende. Weitere Infos auf http://www.ph-karlsruhe.de
Dr. Birgitta Reddig-Korn, Akademische Rätin am Institut für deutsche Sprache und Literatur der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, reddigkorn@ph-karlsruhe.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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