idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.07.2025 09:58

Feuersalamander: Die Struktur des Lebensraumes beeinflusst das Risiko von Prädation

Mag. rer. nat. Nina Grötschl Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation
Veterinärmedizinische Universität Wien

    Der in Österreich heimische Feuersalamander wehrt sich gleich doppelt gegen Raubtiere: Durch seine auffällige Warnfärbung und durch ein weißliches, giftiges Sekret, das er aus Drüsen auf seinem Rücken absondern kann. Die Warnfärbung ist unterschiedlich auffällig – was laut einer soeben veröffentlichten Studie des Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV) der Veterinärmedizinischen Universität Wien die Salamander vor Fressfeinden nur bedingt schützt. Was jedoch einen wirksamen zusätzlichen Schutz bieten würde, sind nicht-bewirtschaftete Waldgebiete.

    Raubtier-Beute-Interaktionen sind eine Art evolutionäres Wettrüsten – beeinflusst von Umweltfaktoren. Eine verbreitete Strategie zur Abwehr von Raubtieren ist der so genannte Aposematismus. Dabei handelt es sich um eine Kopplung von Warnsignalen (beispielsweise optischen) mit sekundären (z. B. chemischen) Abwehrmechanismen zur Abschreckung. Der Europäische Feuersalamander (Salamandra salamandra) ist eine solche aposematische Amphibie. „Ihre ausgeprägte gelb-schwarze Warnfärbung sowie Hautgifte schützen sie vor Fressfeinden, wobei der Gelbanteil auf ihrem Rücken negativ mit Fressversuchen korreliert. Je gelber sie sind, desto besser sind sie also geschützt“, erklärt Carolin Dittrich, eine der Hauptautorinnen diese Studie.

    Effektiver Schutz durch nicht bewirtschaftete Waldgebiete

    Ein wichtiger Lebensraum des Feuersalamanders ist der Biosphärenpark Wienerwald, eine Waldregion, in der sowohl Schutzgebiete als auch Gebiete mit Waldbewirtschaftung zu finden sind. In diesem natürlichen Habitat verglichen die Forscher:innen die Prädationsraten der Feuersalamander. Die dazu verwendeten Salamander Modelle aus Knetmasse hatten zwar die gleiche Menge an gelber Rückenfärbung, unterschieden sich jedoch darin, dass ihre Gelbfärbung entweder über viele kleine oder wenige große Markierungen verteilt war und sie entweder in geschützten oder bewirtschafteten Zonen platziert wurden. „Wir beobachteten keine Unterschiede aufgrund der Größe der Markierungen, da alle Modelle ähnlich oft angegriffen wurden. Allerdings waren die Angriffe durch Vögel in bewirtschafteten Waldgebieten häufiger als in geschützten Gebieten,“ so Bibiana Rojas (KLIVV) zu den Ergebnissen.

    Komplexität der Waldstruktur und Baumvielfalt machen den Unterschied

    Die Hauptunterschiede zwischen diesen Waldzonen betrafen die Baumvielfalt. „Wir vermuten, dass die Waldstruktur und -komplexität zu Unterschieden in der Häufigkeit oder der Zusammensetzung der Raubtiergemeinschaften führen kann, was wiederum die Angriffsraten beeinflussen könnte“, erklärt Rojas. Die Studienautorin betont deshalb die Bedeutung von Schutzgebieten als potenzielle Zufluchtsorte für Feuersalamander und sieht einen großen Bedarf für weitere Forschungsarbeiten, „speziell, um die Auswirkungen von Unterschieden in der Zusammensetzung von Raubtiergemeinschaften auf das Prädationsrisiko in verschiedenen Waldgebieten zu untersuchen. Außerdem verdeutlicht unsere Studie die komplizierten Beziehungen zwischen evolutionären Strategien, ökologischen Interaktionen und menschlicher Landnutzung. Und sie unterstreicht die Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes für die Waldbewirtschaftung, der das komplexe Gleichgewicht natürlicher Ökosysteme berücksichtigt.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ass.-Prof. Bibiana Rojas, PhD.
    Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV)
    Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni)
    Bibiana.Rojas@vetmeduni.ac.at


    Originalpublikation:

    Der Artikel „Habitat alteration impacts predation risk in an aposematic amphibian“ von Doriane Hagnier, Carolin Dittrich, Myrna Van den Bos und Bibiana Rojas wurde im „Journal of Zoology“ veröffentlicht.
    https://zslpublications.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jzo.70036


    Weitere Informationen:

    https://www.vetmeduni.ac.at/universitaet/infoservice/presseinformationen/presse/...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).