Zunächst hielten die Bochumer Archäologen es für einen römischen Gutshof. Je länger sie gruben, desto klarer wurde ihnen jedoch, dass sie auf einen antiken Gasthof gestoßen waren. Prof. Dr. Hermann Büsing (RUB, Institut für Archäologie) und die klassische Archäologin Dr. Andrea Büsing-Kolbe lassen bereits zwei Jahre nach den Ausgrabungen mit ihrem Bildband "Stadt und Land in Oberitalien" erstmalig das ländliche Leben der Römer vor 2000 Jahren aufleben.
Bochum, 20.11.2002
Nr. 345
Landgasthof der alten Römer ausgegraben
"Stadt und Land in Oberitalien"
RUB-Bildband zur Archäologie veröffentlicht
Zunächst hielten die Bochumer Archäologen es für einen römischen Gutshof. Je länger sie gruben, desto klarer wurde ihnen jedoch, dass sie auf einen antiken Gasthof gestoßen waren. Prof. Dr. Hermann Büsing (RUB, Institut für Archäologie) und die klassische Archäologin Dr. Andrea Büsing-Kolbe lassen bereits zwei Jahre nach den Ausgrabungen mit ihrem Bildband "Stadt und Land in Oberitalien" erstmalig das ländliche Leben der Römer vor 2000 Jahren aufleben. Zudem veranschaulichen sie anhand aktueller Fotos die wichtigsten römischen Bauwerke, die Besucher heute noch u. a. in den römischen Städten Aosta, Susa, Turin und Verona sehen können. Am 21. November um 19:30 Uhr stellen die Autoren den Bildband, den der Zabern Verlag bereits auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert hat, in der Evangelischen Stadtakademie der Bochumer Öffentlichkeit mit einem Dia-Vortrag vor.
Neue Grabungen erhellen die Geschichte
Von 1990 bis 2000 legten ca. 100 Studenten der RUB unter Leitung von Prof. Dr. Hermann Büsing in der östlichen Po-Ebene auf dem Gebiet von Ficarolo und Gaiba ein großes Anwesen frei. Das Landgut, das später ein Gasthof an einer Fernstraße wurde, hat eine 600jährige Geschichte und wurde zuletzt von einer ostgotischen Familie bewohnt. Als dieses im 6. Jh. n. Chr. verlassen wurde, plünderten umliegende Bewohner den Gasthof. Als Schuttmasse unter der Ackererde von nur einem halben Meter Dicke überdauerte er die folgenden anderthalbtausend Jahre. Dr. Andrea Büsing-Kolbe leitete seit Beginn die Fundbearbeitung und damit die Dokumentation und die wissenschaftliche Bearbeitung von u. a. römischen Tafelgeschirr, Küchenkeramik oder Glasgefäßen. Schminkutensilien, Webgewichte oder die Schale einer Purpurschnecke, die zum Rotfärben von Stoffen verwendet wurde, geben interessante Einblicke u. a. in "die Welt der Frau". Dr. Andrea Büsing-Kolbe wurde 2002 zur ersten Ehrenbürgerin der Stadt Ficarolo ernannt.
Monumentale römische Ruinen
Mit 153 meist farbigen Abbildungen macht das Buch die Leser neugierig auf eine Landschaft, die bislang von Italienreisenden zu wenig beachtet wurde. Das fruchtbare Land zwischen Alpen und Apennin gehörte nicht zum ursprünglichen römischen Siedlungsgebiet, sondern wurde erst im 2. Jh. v. Chr. von den Römern erobert. Nachdem sich Veteranen aus den Bürgerkriegsarmeen angesiedelt hatten, erlebte die Landschaft eine rasche Romanisierung und einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung, der sich in prächtig ausgebauten Städten, Gutshöfen und Gasthöfen und in einem Netz von Landstraßen und Wasserwegen manifestiert. Viele römische Ruinen in Oberitalien sind noch erstaunlich gut und in beeindruckender Monumentalität erhalten. So steht beispielsweise die heutige Großstadt Turin, die Hauptstadt des Piemont, über einer römischen Stadt, was unschwer an ihrem ausgeprägten rechtwinkligen Straßennetz zu erkennen ist.
Titelaufnahme
Büsing-Kolbe, Andrea; Büsing, Hermann: Stadt und Land in Oberitalien. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, 100 Seiten, 34,80 EUR (ISBN: 3-8053-2847-8)
Weitere Informationen
Prof. Dr. Hermann Büsing, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Archäologie, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22527, Fax 0234/32-14234, E-Mail: Hermann.Buesing@ruhr-uni-bochum.de
Die Porta Palatina von Turin
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Blick vom Forum auf das Kapitol von Brescia
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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