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01.04.2003 19:35

Nach 22 Jahren: Rückkehr eines der seltensten Schmetterlinge ans Bonner Museum Koenig

Sabine Heine Museum Koenig Bonn, Presse und Kommunikation
Zoologisches Forschungsinstitut und Museum Alexander Koenig

    Vor mehr als 22 Jahren wurde einer der seltensten Schmetterlinge der Welt, der damals nur mit drei Exemplaren bekannte Apollofalter Parnassius przewalskii, aus der Sammlung des Zoologischen Forschungsinstituts und Museum Alexander Koenig entwendet. Durch die unermüdlichen Bemühungen des international bekannten Schmetterlingsforschers Professor Dr. Keiichi Omoto aus Osaka kehrt der Falter am 2. April aus Japan in das Rheinland zurück. Professor Omoto überreicht ihn dem Museum Koenig während einer Feierstunde.

    Der 1981 begangene Diebstahl wurde im Herbst 1983 durch Zufall entdeckt: ein japanischer Besucher machte den Kustos des Museum Koenig, Dr. Dieter Stüning, darauf aufmerksam, dass vor wenigen Monaten in Japan das wohl seltenste Schmetterlingsexemplar der Erde zum Verkauf gekommen sei. Der im Jahre 1887 entdeckte Apollofalter Parnassius przewalskii sei für umgerechnet 14.000 Euro verkauft worden. In einer Amateurzeitschrift hatte ein japanischer Händler berichtet, dass er den besagten Falter in Manila (Philippinen) von einem deutschen Insektenhändler erworben habe.

    Weltweit gab es zu diesem Zeitpunkt nur drei Exemplare des Parnassius przewalskii. Zwei befanden sich im Zoologischen Institut der russischen Akademie der Wissenschaften in Leningrad (heute St. Petersburg), das dritte war seit Jahrzehnten ein Juwel der rund zwei Millionen Schmetterlinge umfassenden Sammlung des Museum Koenig. Noch 1968 und 1979 fotografierten und dokumentierten Fachleute das verschwundene Original an seinem alten Platz.

    Der Verlust des Bonner Exemplars blieb lange Zeit unbemerkt, denn der Täter hatte im Sammlungskasten die entstandene Lücke durch ein Exemplar einer täuschend ähnlich aussehenden Art kaschiert und sogar die Originaletiketten an den Ersatz gesteckt.

    Mittlerweile befand sich das wissenschaftlich bedeutende Exemplar in der Privatsammlung eines japanischen Millionärs. Doch die bestehenden Rechtshilfeabkommen mit Japan reichten nicht aus, um den Falter nach Bonn zurück zu bringen. Die Direktion des Museum Koenig hat sich mit Unterstützung internationaler Fachleute intensiv um die Lösung des Falles bemüht. Die Akte im Museum Koenig ist entsprechend umfangreich.

    Japanische Fachleute haben die wenig erfreuliche Angelegenheit seit Jahren als eine Art "nationale Schande" empfunden. Durch das Engagement des Schmetterlingsfachmanns Professor Dr. Keiichi Omoto, der als Humanbiologe an der St. Andrew's-Universität in Osaka (Japan) lehrt, kehrt der Apollofalter das Rheinland zurück. Als Professor Omoto im Herbst 2001 zu einem Forschungsaufenthalt in Bonn verweilte, nutzte er die Gelegenheit zu weiteren Studien in der Bonner Sammlung und versprach, sich des Falles anzunehmen. Er nahm Kontakt mit dem derzeitigen Besitzer des Falters auf und konnte ihn überzeugen, den seltenen Apollofalter an das Museum Koenig zurück zu geben.


    Zu Parnassius przewalskii

    Der Falter gehört in die Gruppe der Apollofalter, die ihre höchste Artendichte im östlichen Zentralasien erreicht.

    Drei Exemplare sammelte der russische Forschungsreisende Nikolai Przewalsky im Jahre 1884 auf einer seiner Tibet-Expeditionen durch die nordöstlich liegende Burkhan-Buddha-Kette. Der russische Entomologe Sergej Alphéraky benannte die Art im Jahre 1887 nach ihrem Entdecker. Eines der drei Original-Exemplare gelangte später als Schenkung in den Besitz des Museum Koenig. Eben dieses Exemplar war auch die Vorlage für die erste Abbildung der Art in dem Werk "Rhopalocera Palaearctica" von Roger Verity (1905-1911).

    Das nun nach Bonn zurück kehrende Exemplar von Parnassius przewalskii ergänzt die international weltweit angesehene Sammlung tibetischer und chinesischer Insekten des Museum Koenig.

    Apollofalter sind - besonders in Japan - bei Privatsammlern sehr beliebt und erzielen unverhältnismäßig hohe Handelspreise. Für den Wissenschaftler ist dies eher bedeutungslos: für ihn ist keine Art mehr "wert" als eine andere.



    Nähere Informationen bei:
    Hae-Yon Weon-Kettenhofen
    Ausstellungs- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel. 0228 / 9122-219
    Fax:0228 / 9122-212
    email: h.weon-kettenhofen.zfmk@uni-bonn.de

    oder

    Dr. Dieter Stüning
    Sektion Lepidopterologie
    Tel. 0228 / 9122-220
    Fax: 0228 / 9122-212
    email: d.stuening.zfmk@uni-bonn.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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