Aus Anlass des 100. Geburtstages von Hermann Reinmuth (1902-1942) wird am 20. Januar 2002 im Rahmen der Universitätsgottesdienste mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Nikolaikirche zu Leipzig an das Wirken von Dr. Hermann Reinmuth und der mit ihm befreundeten Dr. Maria Grollmuß (1896-1944) erinnert werden. Des weiteren finden Kranzniederlegungen am 19. Januar für Dr. Reinmuth auf dem Friedhof in Markkleeberg bei Leipzig und für die römisch-katholische Sorbin Dr. Maria Grollmuß in Radibor bei Bautzen, einem ihrer Wirkungsorte, statt.
Der Jurist und die Pädagogin gehörten zu jenen aufrechten Zeitgenossen, die bereits vor 1933 durch aktives humanitäres Handeln für die Würde des Menschen einstanden und das nach Errichtung der NS-Diktatur um so mehr taten. 1934 wurden sie vom berüchtigten "Volksgerichtshof" zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt, die sie in Waldheim Sachsen bzw. im KZ Sachsenhausen (Dr. Reinmuth) und Ravensbrück (Dr. Grollmuß) verbüßten und nicht überlebten.
Zu berichten ist von einem außerordentlich mutigen und konsequenten Widerstand dieser Widerständler der "zweiten Reihe", die nicht so bekannt sind wie andere, es aber verdient hätten, dem Vergessen entrissen zu werden.
Hermann Reinmuth, einem protestantischen Pfarrhaus entstammend, studierte in den 20er Jahren Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig und promovierte 1926 an der dortigen Juristenfakultät. Frühzeitig initiierte er humanitäre Hilfsaktionen für Notleidende im In- und Ausland. Im Herbst 1929 überwies er beispielsweise für das von einer Hungerkatastrophe heimgesuchte China die für ihn sehr beträchtliche Summe von 1434 Golddollar. In Briefen und Appellen an Fridtjof Nansen und Albert Schweitzer bemühte er sich um das Zustandekommen einer weltweiten Hilfskampagne für China. Mit Beginn der Nazi-Herrschaft unterstützte Reinmuth auch Angehörige politisch Verfolgter. Nach seiner Verhaftung und Verurteilung wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" wurde er zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. 1941, als er entlassen werden sollte, unterzeichnete er die übliche Erklärung, in Zukunft nichts mehr gegen den NS-Staat zu unternehmen, nicht und wurde darauf hin ins KZ Sachsenhausen eingeliefert, wo er am 27. April starb.
Der Nachlass Reinmuths befindet sich im Leipziger Universitätsarchiv.
Weitere Auskunft könnte durch den Band "Zeugen einer besseren Welt. Christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts" /Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, Butzon & Berger, Herausgeber: Karl- Joseph Hummel und Christoph Strohm) gewonnen werden. Als aktuelle Gesprächspartner kämen z. B. auch Universitätsarchivar Dr. Gerald Wiemers (Leipzig/Tel.: 0341/9904920) oder ein Vertreter der Familie Reinmuth, der Linguist Dr. Herbert Küstner (Schöneiche/Tel.: 030/6498406, E-mail: h.kuestner@web.de), in Frage.
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