idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Grafik: idw-Logo

idw - Informationsdienst
Wissenschaft

Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
11/10/2015 12:32

Früher Verlust der Mutter beeinträchtigt Schimpansen ein Leben lang

Stephan Brodicky Öffentlichkeitsarbeit
Universität Wien

    Verwaiste Schimpansen, die in ihrer frühen Kindheit aus Afrika importiert wurden, haben noch als Erwachsene Defizite im Sozialverhalten. Bislang waren langfristige Auswirkungen frühkindlicher traumatischer Erfahrungen auf das Sozialverhalten lediglich bei Menschen und bei langjährig sozial isolierten Laborschimpansen bekannt. Eine österreichisch-niederländische ForscherInnengruppe um Elfriede Kalcher-Sommersguter und Jorg Massen publiziert dazu aktuell in der Fachzeitschrift "Scientific Reports".

    Zwischen 1950 und 1980 wurden tausende wild lebende Schimpansen-Kinder in Westafrika nach Europa, Japan und die USA exportiert, wo die Schimpansen vor allem in der biomedizinischen Forschung eingesetzt wurden. Aber auch die Gründerpopulationen vieler Zoos bestehen aus Schimpansen, die zuvor in freier Wildbahn gelebt hatten.

    Die WissenschafterInnen wiesen nach, dass Schimpansen, die innerhalb der ersten beiden Lebensjahre von ihren Müttern getrennt wurden, noch Jahrzehnte später in ihrem sozialen Fellpflegeverhalten eingeschränkt waren – und zwar selbst dann, wenn sie bereits Jahrzehnte in sozialen Gruppen gelebt hatten. Soziale Fellpflege spielt eine wichtige Rolle für den Aufbau und Erhalt sozialer Beziehungen innerhalb von Schimpansen-Gruppen. "Die verwaisten Schimpansen hatten weniger Partner, denen sie das Fell pflegten und waren auch weniger aktiv im Vergleich zu Schimpansen, die mit ihren Müttern aufwuchsen", sagt Elfriede Kalcher-Sommersguter von der Universität Graz.

    Diese Defizite in der sozialen Fellpflege zeigten sich nicht nur bei Schimpansen-Waisen, die jahrzehntelang in einem biomedizinischen Labor einzeln gehalten wurden, bevor man sie resozialisierte, sondern auch bei jenen Individuen, die nach der Trennung von ihren Müttern in sozialen Gruppen in Zoos gelebt hatten. "Der Verlust der Mutter in früher Kindheit wirkt sich auch bei Schimpansen gravierend auf spätere Sozialbeziehungen aus: Selbst Schimpansen, die bereits seit rund 40 Jahren in einer Gruppe lebten, zeigten diese Defizite", so Jorg Massen von der Universität Wien.

    Publikation in "Scientific Reports"
    Kalcher-Sommersguter, E., Preuschoft, S., Franz-Schaider, C., Hemelrijk, C. K., Crailsheim, K. & Massen J. J. M. (2015). Early maternal loss affects social integration of chimpanzees throughout their lifetime. Scientific Reports, 5:16439
    Published online 10. November 2015
    DOI: 10.1038/srep16439

    Wissenschaftliche Kontakte
    Elfriede Kalcher-Sommersguter
    Institut für Zoologie
    Karl-Franzens-Universität Graz
    8010 Graz, Universitätsplatz 2
    elfriede.kalcher@uni-graz.at

    Jorg J.M. Massen, PhD
    Institut für Kognitionsbiologie
    Universität Wien
    1090 Wien, Althanstraße 14
    M +43-699-11310182
    jorg.massen@univie.ac.at

    Rückfragehinweis
    Mag. Alexandra Frey
    Pressebüro der Universität Wien
    Forschung und Lehre
    1010 Wien, Universitätsring 1
    T +43-1-4277-175 33
    M +43-664-602 77-175 33
    alexandra.frey@univie.ac.at

    Die Universität Wien ist eine der ältesten und größten Universitäten Europas: An 19 Fakultäten und Zentren arbeiten rund 9.700 MitarbeiterInnen, davon 6.900 WissenschafterInnen. Die Universität Wien ist damit die größte Forschungsinstitution Österreichs sowie die größte Bildungsstätte: An der Universität Wien sind derzeit rund 92.000 nationale und internationale Studierende inskribiert. Mit über 180 Studien verfügt sie über das vielfältigste Studienangebot des Landes. Die Universität Wien ist auch eine bedeutende Einrichtung für Weiterbildung in Österreich. http://univie.ac.at

    1365 gegründet, feiert die Alma Mater Rudolphina Vindobonensis im Jahr 2015 ihr 650-jähriges Gründungsjubiläum mit einem vielfältigen Jahresprogramm – unterstützt von zahlreichen Sponsoren und Kooperationspartnern. Die Universität Wien bedankt sich dafür bei ihren KooperationspartnerInnen, insbesondere bei: Österreichische Post AG, Raiffeisen NÖ-Wien, Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft, Stadt Wien, Industriellenvereinigung, Erste Bank, Vienna Insurance Group, voestalpine, ÖBB Holding AG, Bundesimmobiliengesellschaft, Mondi. Medienpartner sind: ORF, Die Presse, Der Standard.


    Images

    Schimpansen, die innerhalb der ersten beiden Lebensjahre von ihren Müttern getrennt wurden, sind noch Jahrzehnte später in ihrem sozialen Fellpflegeverhalten eingeschränkt.
    Schimpansen, die innerhalb der ersten beiden Lebensjahre von ihren Müttern getrennt wurden, sind noc ...
    Source: Copyright: Jorg Massen


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Psychology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).