Wie kaum eine andere Disziplin hat die Immunologie seit Ausgang des 19. Jahrhunderts Fortschritte in der Medizin beflügelt, allein fünf Nobelpreise wurden für die immunologischen Forschungen um 1900 vergeben. Entscheidend war die Erkenntnis, dass Immunität ein aktiver biologischer Prozess ist, mit dem der Körper auf Eindringlinge reagiert. Die Unterscheidung zwischen "Selbst" und "Fremd" ist die Grundlage eines funktionierenden Immunsystems.
Aus der Taufe gehoben wurde die Immunologie zwischen 1880 und 1920 in Europa, mit Paris und Berlin als weltweit bekannten Zentren der Forschung. Die Entdeckungen des französischen Mikrobiologen Louis Pasteur und seines deutschen Kollegen Robert Koch ermöglichten es, Krankheitskeime im Labor gezielt zu manipulieren und anhand der Erregerkulturen Impfstoffe und Antiseren zu entwickeln. Zu den größten Erfolgen der entstehenden Immunologie zählten die Impfungen gegen Tollwut, Typhus und - nach vielen Versuchen - auch Tuberkulose sowie die Entwicklung der Serumtherapie gegen Diphtherie und Tetanus durch die deutschen Wissenschaftler und Ärzte Emil von Behring und Paul Ehrlich. Ehrlich und der russische Biologe Elie Metchnikoff legten praktisch zeitgleich die Grundlagen für die Theorie der Antikörper und Anwehrzellen. Die Beschreibung allergischer Phänomen und Autoimmunreaktionen kurz nach 1900 sowie die Entdeckung der Blutgruppen durch den Wiener Pathologen Karl Landsteiner sind weitere Meilensteien in der Gründerphase der Immunologie.
Am Ende der Epoche hatte sich ein eigenständiges Fach entwickelt. Ärzte wussten nun, dass die Immunität des Organismus auf weißen Blutzellen und Antikörpern beruht, dass die Körperabwehr bei allergischen Reaktionen selbst zum Auslöser von Krankheit wird und dass die Blutgruppen das Risiko einer Transfusion bestimmen. Die Tragweite der immunologischen Forschung war für jedermann sichtbar. Die Tür zum Verständnis des Immunsystems stand offen.
Die Ausstellung erzählt die Entstehungsgeschichte anhand von sechs kreisförmig angeordneten Modulen:
1. Tollwut, Typhus, Tuberkulose: Technologien der Impfstoffentwicklung und die Geburt der Immunologie
2. Fressen statt gefressen werden: Die Wurzeln der Zellularimmunologie
3. Blut ist ein besonderer Saft: Meilensteine der Humoralimmunologie
4. Die industrielle Produktion von Antiseren
5. Frühe Konzepte der Allergie und Autoimmunität
6. Immunität und Identität: Die Entdeckung der Blutgruppen.
Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, dem 13. September 2009 im ICC, Raum 3, durch zwei öffentliche Vorträge:
15.00-16.00 Uhr:
Öffentliche Leopoldina-Vorlesung:
Lernen im Immunsystem: Wann macht es mich krank, wann schützt es mich?
Prof. Dr. Thomas Böhm, Max-Planck-Institut für Immunbiologie, Freiburg
Hall 3, ICC, Berlin
16.00-16.45 Uhr:
Eröffnung der Ausstellung "Geburtsstunde der Immunologie/Birth of Immunology":
Desinfizieren, Abschwächen, Neutralisieren und Färben. Die Herausbildung eines immunologischen Konzepts.
Prof. Dr. Volker Hess, Institut für Geschichte der Medizin, Charité, Berlin
Hall 3, ICC, Berlin
Die Ausstellung selbst befindet sich im Hauptfoyer des ICC
Interessierte sind herzlich eingeladen.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
13.09.2009 - 16.09.2009
Veranstaltungsort:
Hauptfoyer des ICC, Neue Kantstraße/Ecke Messedamm, 14057 Berlin
14057 Berlin
Berlin
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Umwelt / Ökologie
Arten:
Eintrag:
13.08.2009
Absender:
Dr. Julia Rautenstrauch
Abteilung:
Geschäftsstelle
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event28243
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