Berlin - Mit bundesweit etwa 16 Prozent sind Frauen in der Chirurgie in Deutschland selten. Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) fördert Frauen in den chirurgischen Fächern und wünscht sich diese auch häufiger in chirurgische Führungspositionen. Eine Befragung des Deutschen Ärztinnenbundes (DÄB) zeigt, dass insbesondere Chirurginnen nach ihrem Studium von mehr Unterstützung profitieren würden. Zusammen mit dem DÄB bereitet die DGCH jetzt eine weitere Analyse vor, die an die Studie anschließt.
Das Bild spiegelt sich auch in der Mitgliederstruktur der DGCH wider, bedauert deren Generalsekretär Professor Dr. med. Hartwig Bauer. Denn von 6 500 Mitgliedern beträgt der Anteil der Chirurginnen lediglich elf Prozent. Unter den rund 715 Frauen in der DGCH sind 31 Professorinnen. "Unser Ziel ist es, mehr Ärztinnen für die Chirurgie und chirurgische Führungspositionen zu gewinnen", betont deshalb Professor Bauer. Es gilt, mögliche Hindernisse aufzudecken und praktische Lösungsansätze aufzuzeigen. Erste Ergebnisse liefert eine schriftliche Umfrage des DÄB unter 154 Ärztinnen. Ein Drittel der Teilnehmerinnen waren junge Chirurginnen. Es zeigte sich, dass sie die Unterstützung erfahrener Ärztinnen eines Mentorinnennetzwerkes nutzen. Dies fördert junge Ärztinnen unter anderem im Studium, beim Berufseinstieg und dient als Anlaufstelle bei Fragen zu Hospitation oder wissenschaftlicher Laufbahn.
Im Vergleich zu Medizinerinnen aus nichtoperativen Fächern zeigen Chirurginnen vergleichsweise hohe Ansprüche an ihre Ausbildung: Sie möchten früh die Arbeit im Operationssaal kennen lernen. Häufiger noch wünschen sie sich stetige Begleitung in Ihrer wissenschaftlichen Laufbahn. "Wir müssen daher mehr in Beratungsangebote investieren", folgert Professor Bauer. "Denn nur so lässt sich eine umfassende und positiv wahrgenommene Betreuung auch während der Habilitation gewährleisten."
Der Mangel an Ärztinnen in Führungspositionen entsteht in der Mehrzahl der medizinischen Fächer nach Abschluss des Medizinstudiums, so das Ergebnis einer Studie des Kompetenzzentrums Frauen in Wissenschaft und Forschung. Zwar gibt es mehr Studienanfängerinnen als -anfänger. Dieses Ungleichgewicht verlagert sich jedoch im weiteren beruflichen Werdegang zunehmend auf die Seite der Männer. Der Frauenanteil sinkt im Laufe der Zeit um mehr als 25 Prozent
Eine wesentliche Ursache ist die Unvereinbarkeit von Karriere- und Familienplanung. Die wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten von Chirurgen spielen dabei eine große Rolle. "Wenn die Chirurgie kein männliches Biotop bleiben soll, müssen wir nicht nur hierfür eine Lösung finden", erklärt Bauer. Karriereplanung muss partnerschaftlich erfolgen. Deshalb fordert die DGCH neben verbesserten Angeboten einer klinikinternen Kinderbetreuung auch gezielte Unterstützung nach Elternauszeiten - für Mütter und Väter. Das Mentorinnennetzwerk kann Chirurginnen wichtige Unterstützung bieten. "Frauen in die Chirurgie" müsse aber auch als gesellschaftliche Herausforderung begriffen werden. Im Rahmen einer Pressekonferenz des DÄB am 11. Mai 2009 thematisiert DGCH-Vorstandsmitglied Dr. med. Katrin Welcker, Bremen, warum die "Zukunft der Medizin weiblich ist".
Kontakt für Journalisten:
Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
Anna Julia Voormann
Pressestelle
Postfach 30 11 20
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
überregional
wissenschaftliche Weiterbildung, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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