idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
04.11.2009 16:25

Neue genetische Ursache für Herzschwäche entdeckt

Dr. Annette Tuffs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universitätsklinikum Heidelberg

    Instabile Strukturelemente des Muskels führen zu Herzschwäche / Heidelberger Kardiologen veröffentlichen in "Nature Medicine"

    Das Herz muss im Leben eines Menschen etwa 250 Millionen Liter Blut durch den Körper pumpen. Um das zu leisten, müssen Herzmuskelfasern extrem belastbar sein. Die Arbeitsgruppe um Privatdozent Dr. Wolfgang Rottbauer, Leitender Oberarzt der Inneren Medizin III, Universitätsklinikum Heidelberg, hat einen Eiweißbestandteil entdeckt, der für die Stabilität der kleinsten Muskeleinheit, des Sarkomers, verantwortlich ist. Sie wiesen nach, dass die genetische Veränderung dieses Proteins eine Ursache für chronische Herzschwäche ist. Die Ergebnisse werden vorab online in "Nature Medicine" veröffentlicht.

    Herzmuskelerkrankungen mit Erweiterung des Herzens (Dilatative Kardiomyopathien) gehören zu den häufigsten Ursachen einer chronischen Herzschwäche. Etwa 6 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner treten im Jahr auf, 20 Prozent der Fälle sind erblich bedingt. Infolge der Herzmuskelerkrankung sind Herzkammern und Vorhöfe erweitert und können nicht mehr kräftig genug pumpen. Das Herz wird schwach.

    In der kleinsten Muskelfasereinheit, dem Sarkomer, findet die Muskelbewegung statt. Bei einem entsprechenden Reiz ziehen sich dort Aktin- und Myosinfilamente ineinander und verkürzen dadurch den Muskel. Diese beweglichen Elemente sind in der sogenannten Z-Scheibe, einem Strukturelement des Muskels, verankert. Bei jedem Herzschlag wirken enorme Kräfte auf die Z-Scheiben.

    Zerrissene Z-Scheiben schwächen den Herzmuskel

    "Wir haben in unseren Untersuchungen an Zebrafischen einen Eiweißbestandteil entdeckt, der unbedingt notwendig ist, um die Z-Scheiben zu stabilisieren. Ist dieses Protein (Nexilin) genetisch verändert, so sind die beweglichen Muskelelemente nicht mehr ausreichend fest verankert.
    Die Muskeln verlieren dann an Kraft, und das Herz wird schwach", erläutert Dr. Tillmann Dahme, Assistenzarzt und Co-Autor der Studie. Die Forscher untersuchten das Erbmaterial betroffener Patienten und wiesen bei 9 von 1000 Studienteilnehmern ein genetisch verändertes Z-Scheiben-Protein nach. Sie zeigten, dass bei diesen Patienten das defekte Nexilin die ausschlaggebende Ursache für die Herzmuskelerkrankung war. "Wir konnten mit der Nexilin-Dilatativen-Kardiomyopathie erstmalig eine neuartige Form der Herzmuskelerweiterung beschreiben und hierfür den Mechanismus, nämlich die Destabilisierung der Z-Scheiben, definieren", so Dahme.

    Die Untersuchungen zeigten auch, dass das Ausmaß der Z-Scheiben-Zerstörung direkt abhängig ist von der Arbeitsbelastung. Diese Erkenntnis hat einen Einfluss auf die klinische Therapie. "Patienten mit einer genetischen Veränderung des Nexilins könnten davon profitieren, frühzeitig mit Medikamenten behandelt zu werden, die die Herzarbeit erleichtern. Dadurch könnte die Belastung der Z-Scheiben gesenkt und der fortschreitenden Zerstörung des Herzmuskels vorgebeugt werden", erklärt Professor Privatdozent Dr. Rottbauer.

    Literatur:
    Nexilin mutations destabilize cardiac Z-disks and lead to dilated cardiomyopathy. David Hassel, Tillman Dahme, Jeanette Erdmann, Benjamin Meder, Andreas Huge, Monika Stoll, Steffen Just, Alexander Hess, Philipp Ehlermann, Dieter Weichenhan, Matthias Grimmler, Henrike Liptau, Roland Hetzer, Vera Regitz-Zagrosek, Christine Fischer, Peter Nürnberg, Heribert Schunkert, Hugo A Katus & Wolfgang Rottbauer, Nature Medicine, published online 1 Nov 2009, DOI 10.1038/nm.2037

    Link:
    http://dx.doi.org/10.1038/nm.2037

    Weitere Informationen:
    http://www.rottbauerlab.com/

    Kontakt:
    PD Dr. med. Wolfgang Rottbauer
    Innere Medizin III - Kardiologie
    Universitätsklinikum Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 410
    69120 Heidelberg
    Tel: 06221 56 38851
    Fax: 06221 56 4866
    Email: wolfgang.rottbauer@med.uni-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
    Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)

    www.klinikum.uni-heidelberg.de

    Bei Rückfragen von Journalisten:
    Dr. Annette Tuffs
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
    und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
    Im Neuenheimer Feld 672
    69120 Heidelberg
    Tel.: 06221 / 56 45 36
    Fax: 06221 / 56 45 44
    E-Mail: annette.tuffs(at)med.uni-heidelberg.de

    Diese Pressemitteilung ist auch online verfügbar unter
    www.klinikum.uni-heidelberg.de/presse


    Bilder

    PD Dr. med. Wolfgang Rottbauer
    PD Dr. med. Wolfgang Rottbauer
    Universitätsklinikum Heidelberg
    None

    Dr. med. Tillman Dahme
    Dr. med. Tillman Dahme
    Universitätsklinikum Heidelberg
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    PD Dr. med. Wolfgang Rottbauer


    Zum Download

    x

    Dr. med. Tillman Dahme


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).