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07.10.2010 12:00

Faszination Placebo-Effekt: Förderpreis für Schmerzforschung an Forscher aus Hamburg und Zürich

Meike Drießen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Bitte beachten Sie die Sperrfrist 7.10.2010, 12 Uhr

    Wie der Glaube „Berge versetzt“, zeigt eindrucksvoll der Placebo-Effekt. Schmerzforscher aus Hamburg und Zürich haben nun neue Erkenntnisse über den faszinierenden Mechanismus gewonnen. Sie konnten mit bildgebenden Untersuchungen zeigen, dass das Rückenmark dabei eine Rolle spielt, und fanden heraus, wo der Placebo-Effekt im Gehirn zu Hause ist.

    Für ihre Arbeit wurden sie beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim mit dem Förderpreis für Schmerzforschung 2010 der Kategorie Grundlagenforschung ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. Stifterin ist die Grünenthal GmbH (Aachen).

    Das Rückenmark spielt mit

    Allein die Erwartung, dass ein Schmerz sich verringern wird, lässt ihn tatsächlich schwinden – auch wenn der schmerzhafte Reiz genauso stark ist wie zuvor. Wie das funktioniert, ist für die Forschung seit langem ein faszinierendes Rätsel. Forscher des Hamburger Universitäts-Klinikums um Dipl.-Psych. Falk Eippert setzten auf die Bildgebung. Sie nutzten die funktionelle Kernspintomografie, um das Rückenmark von Probanden zu beobachten, während diese an einem Placebo-Versuch teilnahmen. Das Rückenmark als „direkter Draht“ ins Gehirn spielt bei der Vermittlung von Schmerz eine wichtige Rolle. Und tatsächlich zeigten die Bilder, dass die Nervenzellen des Rückenmarks bei einem gleich starken Hitzeschmerz weniger aktiv reagierten, wenn die Versuchsperson eine Schmerzlinderung erwartete. „Wir konnten damit zum ersten Mal direkt zeigen, dass Schmerzantworten des Rückenmarks sich durch den Placebo-Effekt abschwächen lassen“, sagt Falk Eippert. „Unsere Ergebnisse zeigen, welch tiefgreifenden Einfluss psychologische Faktoren auf die Schmerzwahrnehmung haben können.“

    Wo der Placebo-Effekt im Gehirn zu Hause ist

    Wo der Placebo-Effekt im Gehirn zu Hause ist, haben die Forscher vom Collegium Helveticum in Zürich um Dr. Peter Krummenacher ermittelt. Sie setzten dafür ein Magnetstimulationsgerät ein, mit dem sich von außen die Aktivität einzelner Hirnbereiche beeinflussen lässt. Ihr Zielbereich war der Präfrontalkortex, ein Teil des Frontallappens der Großhirnrinde an der Stirnseite des Gehirns. Sie überzeugten die Probanden, dass die Stimulation einen schmerzlindernden Effekt habe, stimulierten sie aber nur zum Schein. Trotzdem stiegen Schmerzschwelle und -toleranz der Versuchspersonen merklich an – das Placebo wirkte. Stimulierten sie die Hirnregion tatsächlich und schalteten ihre Funktion so vorübergehend ab, schwand der Placeboeffekt.

    Titelaufnahmen

    Falk Eippert, Jürgen Finsterbusch, Ulrike Bingel, and Christian Büchel: Direct Evidence for Spinal Cord Involvement in Placebo Analgesia. In: Science, 16 October 2009 326: 404 [DOI: 10.1126/science.1180142]

    Krummenacher P, Candia V, Folkers G, Schedlowski M, Schönbächler G.: Prefrontal cortex modulates placebo analgesia. Pain. 2010 Mar;148(3):368-74, doi:10.1016/j.pain.2009.09.033

    Ansprechpartner

    Dipl.-Psych., M.Sc. Falk Eippert, Zentrum für Experimentelle Forschung, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Martinistraße 52, 29246 Hamburg, Tel. 040/7410-57869, E-Mail: f.eippert@uke.uni-hamburg.de

    Dr. Peter Krummenacher, Collegium Helveticum, ETH Zürich & Universität Zürich, Semper-Sternwarte, Schmelzbergstr. 25, CH-8092 Zürich, Tel. +41 (0)44 632 08 69 oder +41(0) 44 632 54 35; E-Mail: krummenacher@collegium.ethz.ch


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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