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06.10.2010 12:05

Schmerzen von Kindern künftig besser behandeln

Meike Drießen Pressestelle
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)

    Quantitative Sensorische Testung bringt neue Erkenntnisse

    Die Hälfte aller Kinder, die länger als zwei Jahre an Typ-1-Diabetes leiden, haben verborgene Nervenschäden. Dieses Ergebnis erbrachte eine Studie der Vestischen Kinderklinik Datteln, die beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim (06. - 09. Oktober 2010) vorgestellt wird. Erkennen lassen sich diese Schädigungen durch die neue Messmethode der Quantitativen Sensorischen Testung (QST). Das Verfahren, das jetzt erstmals bei Kindern angewandt wurde, lieferte weitere interessante Resultate.

    Danach entstehen Schmerzen bei Patienten mit einer Spastik aufgrund frühkindlicher Hirnschädigungen nicht, wie bisher angenommen, durch Muskelverspannungen, sondern durch die Nerven selbst. Daraus ergeben sich wichtige Unterschiede für die Therapie.

    Rund 200.000 Kinder in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen, die ohne richtige Behandlung meist bis ins Erwachsenenalter andauern. Im Gegensatz zu den Schmerzen bei Erwachsenen ist die Entstehung von Schmerzen bei Kindern noch wenig erforscht. Fest steht, dass sie sich deutlich voneinander unterscheiden, so dass sich Erkenntnisse aus Studien mit Erwachsenen nicht einfach auf Kinder übertragen lassen. Neue Untersuchungen mit der Quantitativen Sensorischen Testung (QST) haben jetzt Erkenntnisse zu den Besonderheiten des Schmerzes bei Kindern erbracht. „Diese Ergebnisse werden voraussichtlich auch die Behandlung in Zukunft erheblich verbessern“, meint Studienleiter Dr. Markus Blankenburg.

    Kein Eingriff nötig: die Qantitative Sensorische Testung

    Die Quantitative Sensorische Testung wurde in den letzten Jahren vom Deutschen Forschungsnetz Neuropathischer Schmerz (DNFS) entwickelt und erprobt. Sie ist die einzige Methode, um die Funktionsfähigkeit dünner Nervenfasern klinisch zu testen. Die QST besteht aus einer Reihe von einfachen und harmlosen Tests wie der Messung der Schmerz- und Wahrnehmungsschwelle für Hitze, dumpfen Druck und Reizung mit einem spitzen Gegenstand. Menschen mit Nervenschäden zeigen charakteristische QST-Profile, die sich durch stärkere oder schwächere Empfindlichkeit für einen bestimmten oder auch mehrere Reize auszeichnen. Bewerten lässt sich das QST-Profil eines Patienten mit Nervenschäden aber nur im Vergleich mit dem Profil gesunder Kontrollpersonen. Die Dattelner Forscher haben deshalb erstmals Referenzwerte für Kinder ab sechs Jahren ermittelt und die QST somit für diese Patientengruppe einsetzbar gemacht. Blankenburg: „Das Testverfahren eignet sich gut für Kinder, weil sie mit keinem Eingriff verbunden, also nicht-invasiv, leicht erlernbar und kosteneffizient ist.“

    Bislang falsch behandelt: Schmerzen bei Kindern mit Gehirnschäden

    Kinder und Jugendliche, die vor oder während der Geburt einen Gehirnschaden erlitten haben (infantile Cerebralparese), leiden unter starken Muskelverkrampfungen, die auch die Gelenke verformen können. Viele von ihnen haben Schmerzen, von denen man bisher angenommen hatte, dass sie durch die Verspannungen entstehen. Bei der Studie fanden sich jetzt deutliche Hinweise, dass die Schmerzen durch eine Schädigung der Nervenbahnen selbst bedingt sind. „Solche Nervenschmerzen müssen mit ganz anderen Medikamenten behandelt werden als Schmerzen durch Verspannungen“, erklärt Blankenburg.

    Schäden durch Diabetes früh erkennen

    Eine weitere Studie hat gezeigt, dass sich die QST gut eignet, um Nervenschäden durch Diabetes bei Kindern zu entdecken, noch bevor das Kind sie bemerkt. „Die Hälfte der Kinder mit Typ-1-Diabetes, die wir untersucht haben, hatte schon Nervenschäden“, berichtet Blankenburg. Der Mediziner vermutet, dass sich diese Schäden bei Kindern durch eine bessere Einstellung des Blutzuckers und vielleicht auch durch Medikamente wieder zurückbilden könnten. Die QST-Messung eignet sich also nicht nur als Screening-Verfahren, sondern kann auch helfen, die Wirksamkeit von Medikamenten zu überprüfen.

    Ansprechpartner

    Dr. med. Markus Blankenburg, Kinderarzt und Neurologe, Vodafone Stiftungsinstitut und Lehrstuhl für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin. Zentrum für Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie und Sozialpädiatrie (Z.N.ES). Vestische Kinder- und Jugendklinik Datteln, Universität Witten/Herdecke, Dr.-Friedrich-Steiner-Str. 5, 45711 Datteln, Tel.: 02363-975863, eMail: M.Blankenburg@kinderklinik-datteln.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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