idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.02.2016 11:08

Ergebnisse einer Studie zu Demenznetzwerken fließen in Gesetzesänderung ein

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Die Ergebnisse der bundesweiten Studie „Demenznetzwerke in Deutschland“ (DemNet-D http://www.dzne.de/standorte/witten/projekte/demnet-d.html) wurden im zweiten Pflegestärkungsgesetz berücksichtigt. Die Gesetzesänderung ermöglicht es Pflegekassen und privaten Versicherungsunternehmen ab Januar 2017 regionale, selbst organisierte Gesundheitsnetzwerke mit jährlich bis zu 20.000 Euro zu unterstützen. Die unter Federführung des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) http://www.dzne.de/ durchgeführte Studie untersuchte Erfolgsfaktoren regionaler Demenznetzwerke.

    Beteiligt waren der mit der Universitätsmedizin Greifswald kooperierende DZNE Standort Rostock/Greifswald http://www.dzne.de/standorte/rostock-greifswald.html, der DZNE Standort Witten http://www.dzne.de/standorte/witten.html, das Institut für Angewandte Sozialwissenschaften der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart, die Universität Bremen sowie dreizehn regionale Demenznetzwerke.

    Das Zweite Pflegestärkungsgesetz http://www.bmg.bund.de/themen/pflege/pflegestaerkungsgesetze/pflegestaerkungsgesetz-ii.html ermöglicht nun eine gezielte Zusammenführung von staatlichen, kommunalen und bürgerschaftlichen Interessen bei gleichzeitigem Einbezug einer sektorenübergreifenden Versorgung. Denn regionale Demenznetzwerke bündeln wichtige professionelle Gesundheits- und Pflegeleistungen sowie ehrenamtliche Hilfe und ermöglichen Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen einen leichten Zugang diesen Angeboten. Dies kann die Versorgungssituation der Betroffenen drastisch verbessern. Eine aktive Mitwirkung der Kreise oder kreisfreien Städte an der regionalen Versorgung durch diese Netzwerke ist zudem festgelegte Förderbedingung. Die Ergebnisse der Studie DemNet-D flossen konkret in § 45c Absatz 9; SGB XI ein. Die Gesetzesänderung ermöglicht es Pflegekassen und privaten Versicherungsunternehmen, ab Januar 2017 regionale, selbst organisierte Gesundheitsnetzwerke mit jährlich bis zu 20.000 Euro zu unterstützen. Den bundesweit insgesamt 402 Kreisen oder kreisfreien Städten stehen dazu Mittel des Ausgleichsfonds zur Verfügung. Dieser Fond bildet sich aus den Beiträgen aus den Rentenzahlungen, den Überschüssen aus Betriebsmitteln und Rücklagen der Pflegekassen und dem vom Gesundheitsfond überwiesenen Beiträgen der Versicherten. Insgesamt könnten daher über acht Millionen Euro pro Jahr in die Netzwerkversorgung fließen.

    „Ein erfolgreicher Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen in die Praxis, das war erklärtes Ziel der Studie. Trotzdem sind wir beeindruckt, wie rasch unsere Forschungsergebnisse im zweiten Pflegestärkungsgesetz umgesetzt wurden. Die neue Förderoption wird vielen vernetzten Strukturen die Möglichkeit geben, das darin gebündelte Engagement anhaltend zu entwickeln und den pflegebedürftigen Menschen entsprechende Unterstützungsangebote nachhaltig und verlässlich zur Verfügung zu stellen“, freut sich Prof. Wolfgang Hoffmann, Standortsprecher des DZNE Rostock/Greifswald und Sprecher des Forschungsverbundes DemNet-D.

    In der Studie wurden erstmals Netzwerkstrukturen systematisch analysiert, Finanzierungskonzepte und Determinanten einer nachhaltigen Finanzierung dargestellt sowie mehr als 550 Netzwerknutzer und deren Angehörige umfassend charakterisiert und deren Lebens- und Gesundheitssituation beschrieben. Die Evaluation zeigte, dass eine regionale, selbst organisierte und strukturierte Vernetzung zwischen Trägern der medizinischen und pflegerischen Versorgung sowie meist ehrenamtlich aktiven Selbsthilfegruppen die Versorgung an Demenz erkrankter Pflegebedürftiger verbessert hat. Dieses Ergebnis ist dabei auf alle weiteren pflegebedürftigen Personen verallgemeinerbar.

    Die Studienerkenntnisse wurden als „Werkzeugkasten Demenz“ in ein Online-Informationsportal (http://www.demenznetzwerke.de) überführt: Es bietet praxisnahe Empfehlungen für den Auf- und Ausbau regionaler Demenznetzwerke an. Seit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe dieses in Zusammenarbeit mit der Universitätsmedizin Greifswald entwickelte Portal der Öffentlichkeit am Weltalzheimertag 2015 vorstellte, wird es rege genutzt.

    Regionale Gesundheitsnetzwerke profitieren daher nun ganz unmittelbar von den Forschungsergebnissen der DemNet-D-Studie. Sie können nicht nur den „Werkzeugkasten Demenz“ nutzen, sondern auch die neue im zweiten Pflegestärkungsgesetz vorgesehene Finanzierung. Dies sind aus der Forschung in die Praxis gebrachte wertvolle Hilfen zur Selbsthilfe für alle an der regionalen Versorgung beteiligten Akteure, welche nun Gesundheitsnetzwerke zur Lösung spezifischer regionaler Versorgungsprobleme aufbauen und nachhaltig betreiben können.

    Weitere Informationen:

    Die Studie „DemNet-D — Multizentrische, interdisziplinäre Evaluationsstudie von Demenznetzwerken in Deutschland“ wurde vom 01.04.2012 bis 31.10.2015 durchgeführt. Der Forschungsverbund untersuchte dabei unter anderem Fragestellungen wie: Welche Angebote werden von den Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen genutzt? Welche unterschiedlichen Arten von Demenznetzwerken gibt es? Wie und warum arbeiten die Demenznetze erfolgreich? Unter anderem wurden umfangreiche Daten zum Beispiel über die Lebensqualität, die Krankheit, Hilfen im Alltag, Stress, medizinische Versorgung, Belastung und soziale Isolation der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen erhoben. Ebenso wurden die Organisationsstrukturen (z.B. Anzahl der Kooperationspartner, Vernetzungsgrad, Organisationsform), gesundheitsökonomische Aspekte (Kostenträger, Finanzierungsstruktur) und Aspekte zum Wissensmanagement in den Netzwerken untersucht.

    Die Studienergebnisse zur Netzwerkfinanzierung, Netzwerksteuerung und Typenbildung sowie Wissensmanagement in Netzwerkstrukturen sind seit dem letzten Jahr auf dem Informationsportal erhältlich. Einzelergebnisse zur nachhaltigen Finanzierung von Demenznetzwerken (Michalowsky et al.), zur Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen (Wübbeler et al.), zur Lebensqualität der Menschen mit Demenz (Gräske et al.) und zum Wissenstransfer (Heinrich et al.) in Netzwerkstrukturen sind bereits veröffentlicht. Weitere Studienergebnisse werden im Abschlussbericht enthalten sein. Dieser wird im Laufe des Jahres vom Bundesministerium für Gesundheit veröffentlicht und im Anschluss ebenfalls auf dem Online-Informationsportal erhältlich sein.

    Medienfotos finden Sie unter:
    http://www.dzne.de/ueber-uns/presse/pressebilder.html

    Ansprechpartner
    an der Universitätsmedizin Greifswald & DZNE-Standort Rostock/Greifswald
    Prof. Dr. Wolfgang Hoffmann
    PD Dr. René Thyrian
    Ellernholzstraße 1-2, 17489 Greifswald
    Telefon 03834 86-7593
    rene.thyrian@dzne.de

    DZNE-Pressestelle, Bonn
    Dr. Marcus Neitzert
    Telefon 0228 43302-271
    marcus.neitzert@dzne.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).