Der diesjährige DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen geht an den Promotionsstudenten am Zoologischen Institut und Museum, Shou-Wang Lin aus Taiwan. Der mit 1.000 Euro dotierte Preis wird am Mittwoch, 06.11.2019, von der Prorektorin für Forschung und Internationales, Prof. Dr. Katharina Riedel, beim Tag des wissenschaftlichen Nachwuchses verliehen. Medienvertreter sind herzlich eingeladen.
Aus insgesamt 15 eingereichten Bewerbungen stach der Promotionsstudent Shou-Wang Lin https://zoologie.uni-greifswald.de/struktur/abteilungen/allgemeine-und-systemati... durch fachlichen Erfolg, integrative Kompetenz und persönliche Authentizität hervor. Shou-Wang Lin promoviert am Zoologischen Institut und Museum https://zoologie.uni-greifswald.de/ in der Abteilung Allgemeine und Systematische Zoologie an der Universität Greifswald zum Thema Evolution von Zwergspinnen. Durch seine Arbeit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der asiatischen Spinnenbiodiversität. Ebenso lernt er bei seiner Forschung viel über phylogenetische Methodik, hochauflösende Mikro-Computertomographie und Artabgrenzungen mittels mitochondrialen DNA-Sequenzen. Seine Betreuerin Prof. Dr. Gabriele Uhl https://zoologie.uni-greifswald.de/struktur/abteilungen/allgemeine-und-systemati... bestätigt: „Dass seine wissenschaftliche Leistung beeindruckt, wird durch mehrere Preise auf wissenschaftlichen Tagungen belegt.“ Doch nicht nur fachlich hat Shou-Wang Lin die Jury überzeugt. Auch sein hohes persönliches Engagement in Greifswald sticht heraus.
Nach seiner Ankunft in Greifswald im Jahr 2014 versucht Shou-Wang Lin zunächst, sich nur auf die Forschung zu konzentrieren. Schnell stellt er jedoch fest, dass ihm in dieser fremden Stadt zwischenmenschliche Kontakte fehlen. Um Anschluss zu finden, wendet er sich daraufhin an die evangelische Gemeinde in Greifswald und wird dort offen empfangen. Obwohl Shou-Wang Lin zunächst nicht an allen Diskursen in deutscher Sprache teilnehmen kann, bleibt er motiviert und entschließt sich, in der Gemeinde afghanischen Geflüchteten Deutsch beizubringen. So wird er zum Vermittler zwischen dem deutschen Bildungssystem und neu ankommenden Geflüchteten. Heute spricht er selbst ausgezeichnet Deutsch und Englisch.
Shou-Wang Lin ist darüber hinaus an vielen weiteren karitativen Projekten in Greifswald beteiligt. So betreut er seit zwei Jahren Kinder des Stadtteils Schönwalde im Rahmen einer Kreativwoche der Kirche durch Aktivitäten wie Basteln, Bewegungsspiele und Kung Fu. Kung Fu unterrichtet Herr Shou-Wang auch im Hochschulsport https://sport.uni-greifswald.de/, er sieht darin eine Möglichkeit kulturelle Grenzen zu überschreiten. Auf den Feiern des chinesischen Neujahrsfestes in Greifswald und Stralsund und weiteren Veranstaltungen teilt Shou-Wang Lin Aspekte seiner taiwanesischen Kultur gemeinsam mit der chinesischen Gemeinschaft Greifswalds.
Sein Entschluss, Menschen anderer Kulturen dabei zu helfen, in Deutschland und in Greifswald Fuß zu fassen, zeugt umso mehr von seiner eigenen Integration: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass jeder seine Last im Leben zu tragen hat, und dass das für andere schwer verständlich ist oder sie überfordert. Aber wenn ich an meine Freunde und die gemeinsame Zeit in Greifswald denke, dann bin ich gewiss, dass wir trotz unserer unterschiedlichen Hintergründe und Erfahrungen viele Gemeinsamkeiten haben und einer die Last des anderen mittragen kann.“
Shou-Wang Lin zieht aus seinen persönlichen und akademischen Erfahrungen eine Weltoffenheit, die sich in vielerlei Hinsicht zeigt: Durch seinen Kontakt mit anderen Kulturen in der Gemeinde, durch seine ausgezeichneten Deutschkenntnisse, durch sein Engagement im sozialkulturellen und akademischen Leben. Nach seiner Promotion möchte Shou-Wang Lin in Greifswald bleiben und hier arbeiten.
Weitere Informationen
Seit über zehn Jahren wird die Auszeichnung vom DAAD verliehen. Sie soll die Bereicherung verdeutlichen, die internationale Studierende in der Hochschulgemeinschaft darstellen und dazu beitragen, ihnen ein Gesicht zu geben.
Prof. Dr. Gabriele Uhl mit Shou-Wang Lin – Foto: Magnus Schult
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