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26.10.2007 11:05

"Spielarten des Komischen. Ernst Jandl und die Sprache."

Heidi Neyses M. A. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Trier

    ottos mops klopft
    otto: komm mops komm
    ottos mops kommt
    ottos mops kotzt
    otto: ogottogott
    Ernst Jandl

    Ernst Jandls Gedichte wie "ottos mops" oder "lechts und rinks" sind längst Gemeingut. Der Wiener Dichter (1925-2000) hat für einen Lyriker der experimentellen Avantgarde eine ganz und gar ungewöhnliche Popularität erreicht. "Schlagerdichter" und "Popstar" nannte man ihn in Feuilletons. Vor allem seine Texte, die zum Lachen reizen, rufen Begeisterung hervor. Trotzdem wurden die komischen Seiten von Jandls Werk bisher kaum erforscht. Seiner beispiellosen Wirksamkeit geht eine an der Universität Trier entstandene Studie von Anne Uhrmacher mit sorgfältigen Analysen auf den Grund. Die Untersuchung ist jetzt in der "Reihe Germanistische Linguistik" des Max Niemeyer Verlages erschienen.

    Anders als oft behauptet, ist das Lachen über Jandls Gedichte kein zufälliger Effekt der ungewohnten Sprachverwendung. Dahinter steckt vielmehr Methode. Mit einer ausgefeilten Sprachkunst verarbeitet der Dichter traditionelle Spielarten des Komischen verblüffend neu, von Scherz, Satire, Ironie bis zu schwarzem Humor und obszönem Witz. Jandl greift das Fundament der Sprache selbst an.

    Zahllos sind die Versuche der Geistesgeschichte, das Lachen zu erklären. Aus der Fülle überkommener Theorien wurde ausgewählt, was in der Konfrontation mit Ernst Jandls poetischem Werk neue Einsichten verspricht. Dadurch werden auch klassische Termini schärfer konturiert. Jandls Gedichte, so umstürzlerisch sie erscheinen, stehen in Traditionen, die bis in die Antike zurückgehen. Überraschend bedient sich Ernst Jandl der Hebammenkunst, der Maieutik, wie die sokratische Methode der Wahrheitsfindung genannt wird. Er lässt den Leser latentes Wissen durch Sprache fragend ans Licht ziehen. Der Dichter verstand sich als Aufklärer. Seine Texte, die oft Sprengstoff in sich bergen, taugten in der Vergangenheit zum Skandal. Sie bringen fest gefügte Ordnungen noch immer durcheinander und verändern so den Blick auf die Wirklichkeit. In der Sprache eines der einflussreichsten Dichter des 20. Jahrhunderts werden Spielarten des Komischen zu kraftvollen Instrumenten der Erkenntnis.

    Bibliographische Angaben:
    Uhrmacher Anne, Spielarten des Komischen. Ernst Jandl und die Sprache,
    Max Niemeyer Verlag, Reihe Germanistische Linguistik 276, Tübingen, 2007.

    Kontakt:
    Dr. Anne Uhrmacher, Kyrianderstraße 5
    54294 Trier, Tel. 0651/24203
    E-Mail: anne.uhrmacher@uni.lu


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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