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25.11.2015 15:41

„Die Angst pfeift immer mit“

Dr. Anne Hardy Marketing und Kommunikation
Goethe-Universität Frankfurt am Main

    Psychologische Studie der Goethe-Universität zu Aggressionserfahrungen von Schiedsrichtern im Fußballamateurbereich: Manche wachsen an der Aufgabe, andere treten zurück.

    FRANKFURT. „Die Angst pfeift immer mit“, „Gewalt an jedem verdammten Sonntag“, „Der Ball ist rund, der Hass groß“ – so und ähnlich lauten die Schlagzeilen über die Zustände auf den Fußballplätzen im deutschen Amateurfußball. Eine psychologische Studie der Goethe-Universität, die auf der Befragung von über 900 Schiedsrichtern beruht, geht der Aggression und ihren Ursachen auf den Grund.

    Im Rahmen seiner Masterarbeit am Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie II führte Adrian Sigel zunächst Interviews mit Schiedsrichtern aus dem Fußballamateurbereich. Auf Basis dieser Erkenntnisse erstellte er einen Fragebogen, der von über 900 Schiedsrichtern beantwortet wurde.

    „Die Studie bestätigt: Schiedsrichter sind im Fußballamateurbereich regelmäßig Aggressionen ausgesetzt. Diese lassen sich in Beleidigungen, Gewaltandrohungen und tatsächlich erfolgte tätliche Angriffe differenzieren“, erläutert Adrian Sigel. Auf der Grundlage des Studiendesigns konnte er aufzeigen, wie Schiedsrichter über die Aggressionen durch Spieler, aber auch von Fans, Trainern, Funktionären oder Ordnern denken und welche Ursachen sie ihnen zuschreiben. Sie führen unter anderem eine dem Fußball inhärente spezifische Emotionalität an, aber auch ein gesamtgesellschaftlich wachsendes Aggressionspotential, das im Fußball ein Ventil findet.

    Ebenso verdeutlichte die Befragung, welche Strategien Schiedsrichter anwenden, um mit Aggressionen umzugehen und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Diese umfassen ein weites Spektrum und reichen von der kritischen Selbstreflexion über die Gewöhnung an Aggressionen bis hin zum Rücktritt vom Schiedsrichteramt. Auch ließ sich erstmals zeigen, dass eine große Zahl von Schiedsrichtern die belastenden, negativen Erfahrungen auch als persönlichen Wachtums- und Reifeprozess erleben. Es bildet sich eine personale Identität heraus beziehungsweise die Identität wird gestärkt.

    „Die Studie zeichnet ein komplexes und gleichzeitig anschauliches Bild der Aggressionserfahrungen von Schiedsrichtern und stellt diese in ihren Sinnzusammenhängen erstmals derart strukturiert und charakterisierend dar“, so Prof. Sabine Windmann, Betreuerin der Masterarbeit. Von großer Bedeutung sei dabei, dass die Thematik der Aggressionen gegenüber Schiedsrichtern mitsamt ihren Ursachenzuschreibungen, Kontexten und Konsequenzen nicht durch von außen applizierte Schemata beschrieben wird, sondern sich direkt aus den Interviewäußerungen der Schiedsrichter ergibt.

    Informationen: Adrian Sigel, Lehrstuhl für Allgemeine Psychologie II, Campus Westend, Tel. 0179-9995070, adrian_sigel@web.de.

    Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 gegründet mit rein privaten Mitteln von freiheitlich orientierten Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern fühlt sie sich als Bürgeruniversität bis heute dem Motto "Wissenschaft für die Gesellschaft" in Forschung und Lehre verpflichtet. Viele der Frauen und Männer der ersten Stunde waren jüdische Stifter. In den letzten 100 Jahren hat die Goethe-Universität Pionierleistungen erbracht auf den Feldern der Sozial-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Chemie, Quantenphysik, Hirnforschung und Arbeitsrecht. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Heute ist sie eine der zehn drittmittelstärksten und drei größten Universitäten Deutschlands mit drei Exzellenzclustern in Medizin, Lebenswissenschaften sowie Geisteswissenschaften."

    Herausgeber: Die Präsidentin
    Abteilung Marketing und Kommunikation,
    60629 Frankfurt am Main
    Redaktion: Dr. Anne Hardy, Referentin für Wissenschaftskommunikation Theodor-W.-Adorno-Platz 1, 60323 Frankfurt am Main Telefon (069) 798 – 1 24 98, Telefax (069) 798 – 763 12531, E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
    Internet: www.uni-frankfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Psychologie, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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