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10.02.2004 13:14

Seelische Anspannung erhöht Tinnitus-Gefahr

Gabriele Rutzen Kommunikation und Marketing
Universität zu Köln

    Seelische Anspannung erhöht Tinnitus-Gefahr
    Einschlafstörungen, Ängstlichkeit und Lebensunzufriedenheit wichtigste Faktoren

    Seelisch-körperliche Anspannung ist vor allem Ursache für die sich mehr und mehr verbreitende Tinnitus-Krankheit. Vor allem Einschlafstörungen, Ängstlichkeit und Lebensunzufriedenheit fördern die chronische Entwicklung dieser Krankheit. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Untersuchung, die Dr. Miriam Olderog unter der Leitung von Dr. Michael Langenbach an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie erstellt hat.

    Beethoven litt seit seinem 28. Lebensjahr unter ihnen, Rousseau nahmen sie den Lebensmut und van Gogh - so besagt wenigstens eine Theorie - wurde von ihnen so tief in die Verzweiflung getrieben, dass er sich ein Ohr abschnitt. Die Rede ist von Ohrgeräuschen (Tinnitus). Während Tinnitus in früheren Zeiten eine eher seltene, vorwiegend ältere Menschen betreffende Störung darstellte, breitet sich diese Erkrankung heute mehr und mehr über alle Altersgruppen aus. Bereits knapp drei Millionen Menschen sind gegenwärtig in Deutschland von chronischen Ohrgeräuschen betroffen. Die Mehrzahl dieser Betroffenen zeigt sich nach einer anfänglichen Phase der Irritation weitgehend unbeeinträchtigt zur Fortsetzung des normalen Lebensvollzugs in der Lage. Etwa jeder achte Patient entwickelt jedoch einen enormen Leidensdruck mit einer Vielzahl psychischer Auffälligkeiten wie Schlaf- und Konzentrationsstörungen sowie ängstlich-depressiven Symptomen.

    Für diese stark beeinträchtigte Patientengruppe wurden in den zurückliegenden Jahren unterschiedliche psychologische Behandlungsmodelle erarbeitet, die überwiegend darauf ausgerichtet sind, die Tinnitus-Toleranz durch Vermittlung von Bewältigungsstrategien zu verbessern. Die Wirksamkeit dieses Behandlungsansatzes muss jedoch im Spiegel aktueller Forschungsergebnisse als unzureichend bewertet werden. Nur vereinzelt kann der Leidensdruck der Patienten durch diese Interventionen substantiell vermindert werden. Die Ergebnisse der Studie von Dr. Olderog unterstützen die Annahme, dass sich die Ohrgeräusche bei den später dekompensierenden Patienten auf der Grundlage einer erhöhten seelisch-körperlichen Anspannung ausbilden und sich im weiteren Verlauf mehr und mehr zum 'Kondensationskern' der bereits vorbestehenden Belastungen entwickeln.

    Dieser Befund fordert zu einem Umdenken in der psychologischen Tinnitusforschung auf. Die psychologischen Behandlungsansätze des chronischen Tinnitus dürfen sich nicht länger auf Strategien zur Erhöhung der Tinnitus-Toleranz beschränken, sondern müssen die individuellen Belastungsfaktoren des Patienten in den Mittelpunkt der Psychotherapie stellen. Dabei ist den Belastungen, die bereits zum Zeitpunkt des Auftretens der Ohrgeräusche vorlagen, eine besondere Aufmerksamkeit beizumessen. Auch erlauben es die Ergebnisse der Untersuchung, frühzeitig die 'Risiko-Patienten', bei denen die Entwicklung eines hohen Tinnitusleidensdrucks wahrscheinlich ist, frühzeitig zu identifizieren und bereits in der akuten Erkrankungsphase einer psychologischen Behandlung zuzuführen.

    Verantwortlich: Dr. Wolfgang Mathias

    Für Rückfragen stehen Ihnen Dr. Miriam Olderog unter der Telefonnummer 0221/478-7975, der Fax-Nummer 0221/478-7983 und der Email-Adresse Miriam.Olderog@kksk.de und Dr. Michael Langenbach unter der Telefonnummer 0221/478-4298, der Fax-Nummer 0221/478-3103 und der Email-Adresse Michael.Langenbach@medizin.uni-koeln.de zur Verfügung.
    Unsere Presseinformationen finden Sie auch im World Wide Web (http://www.uni-koeln.de/organe/presse/pi/index.html).
    Für die Übersendung eines Belegexemplars wären wir Ihnen dankbar.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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