Was bedeutet grüne bzw. nachhaltige Chemie für Forschung und Industrie? "Bei vielen chemischen Reaktionen fallen Reststoffe an. Die grüne Chemie hat zum Beispiel das Ziel, alternative Reaktionsmedien, Synthesewege oder Rohstoffe sowie hochselektive Katalysatoren zu benutzen, um die Bildung der Reststoffe im chemischen Produktionsprozess auf ein Minimum zu reduzieren", erklärt Prof. Wladimir Reschetilowski, Professor für Technische Chemie an der TU Dresden. Er leitet auch das lokale Organisationskomitee der im September stattfindenden Konferenz.
Laut Prof. Reschetilowski bildet aber auch die Abnahme natürlicher Ressourcen einen ganz wesentlichen Antrieb für mehr Nachhaltigkeit in der Chemie. Gegenwärtig stellen die fossilen Brennstoffe Erdöl, Erdgas und Kohle die wichtigste Rohstoffbasis für die chemische Industrie dar. Doch für die Zukunft ist ein Rohstoffwechsel geplant, nach dem die in der Natur reichlich anfallende Biomasse als Rohstoffbasis für chemische Stoffumwandlungen dienen soll. Ein bekanntes Anwendungsbeispiel sind Biokraftstoffe, die für viele Autofahrer zu einer umweltfreundlichen wie preisgünstigen Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen geworden sind.
Auch Prof. Reschetilowski und seine Mitarbeiter an der TU Dresden forschen im Sinne der grünen Chemie an der Herstellung von Biokraftstoffen und werden ihre Forschungsergebnisse auf der Konferenz präsentieren. Als Grundlage dient den Wissenschaftlern Bioethanol, das aus der Vergärung von Glukose mit Hefepilzen entsteht. Um Bioethanol in Kraftstoffkomponenten umzuwandeln, ohne dass unnötige Stoffe anfallen, brauchen die Forscher jedoch einen Katalysestoff, der die gleichen geometrischen Strukturmerkmale besitzt wie der Bio-Rohstoff. Als Katalysator benutzen sie deshalb eine gezielt präparierte Form von Zeolith. Das silikatische Mineral hat einen hohen Wasseranteil und verdankt seinen Namen der Eigenschaft, dass es bei Erhitzen zu sieden scheint. "Vor allem aber weist Zeolith eine regelmäßige Struktur mit einer definierten Porengröße im Nanometerbereich auf, sodass maßgeschneiderte Reaktionen geführt werden können", erklärt Prof. Reschetilowski. Mit anderen Worten passt Bioethanol in die Poren des Zeolithen, sodass bei der Umsetzung schlanke Molekülformen entstehen. Das hat den Vorteil, dass keine ungerichteten Reaktionen stattfinden, die zu unerwünschten Nebenprodukten führen und wieder beseitigt werden müssten. "Das Verfahren erscheint damit aus ökologischer wie ökonomischer Dimension sinnvoll", so Prof. Reschetilowski.
Die "1. Internationale Konferenz für grüne und nachhaltige Chemie" wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert. Es werden 400 bis 500 Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Im Mittelpunkt der Vorträge und Poster stehen neue umweltfreundliche Syntheseverfahren und Prozesstechnologien in der Chemie, nachhaltige Energieversorgung, erneuerbare Rohstoffquellen und die Ausbildung künftiger Chemiker in "grüner Chemie".
Teilnehmer können sich auf der Homepage der GDCh informieren: http://www.gdch.de/vas/tagungen/tg/5559.htm
Hinweise zur Teilnahme:
Weitere Informationen: Prof. Wladimir Reschetilowski, Professor für Technische Chemie, Tel. 0351 463-37056
Termin:
10.09.2006 ab 20:00 - 15.09.2006
Veranstaltungsort:
Hörsaalzentrum TU Dresden
Bergstraße 64
01069 Dresden
Sachsen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Biologie, Chemie
Arten:
Eintrag:
25.08.2006
Absender:
Birgit Berg
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event17927
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