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Veranstaltung



05.10.2009 - 05.10.2009 | Hamburg

Zecken: kleine Blutsauger - große Gefahr?

Zecken gewinnen im öffentlichen Bewusstsein zunehmend an Bedeutung, insbesondere wegen ihrer großen Potenz als Überträger (Vektoren) zahlreicher Krankheitserreger. Dementsprechend wichtig sind grundlegende Kenntnisse über Zecken sowie Aufklärung über landläufige Fehlinformationen.

Zecken sind Spinnentiere und gehören zu den Milben. Weltweit kennt man etwa 800 Zeckenarten, die sich alle vom Blut verschiedener Vögel, Reptilien oder Säugetiere einschließlich des Menschen ernähren. Zwar "kleben" die meisten Zecken nur einige Tage an ihrem Opfer, dafür betätigen sich aber alle Alters- bzw. Entwicklungsstadien als Blutsauger, also Larven, Nymphen und ausgewachsene Zecken. Da die Larven winzig klein sind (unter 1 mm), wird man diese in der Regel kaum bemerken. Eine vollgesogene ausgewachsene Zecke kann dagegen über 1 cm groß werden.

Man teilt Zecken in zwei Familien auf, die Lederzecken und die Schildzecken. Zu letzteren gehören die meisten Arten, darunter auch die bei uns häufigste Zecke, der "Holzbock" (Ixodes ricinus). Zugleich stellen Schildzecken die Mehrheit der Vektoren, aber auch einige Lederzecken spielen als Überträger eine Rolle.
Während des Saugens können die Zecken mit dem Blut verschiedenste Krankheitserreger (Bakterien, Viren, Einzeller) von ihrem Wirt aufnehmen und später auf den nächsten Wirt übertragen. Zu den häufigsten durch Zecken übertragenen Krankheiten zählen die "Lyme-Borreliose", die "Frühsommer-Meningo-Enzephalitis" (FSME), "Zeckenbissfieber" bzw. Rickettsiosen sowie das besonders gefürchtete "Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber" (CCHF).

Dabei treten Rickettsiosen und CCHF überwiegend in subtropischen und tropischen Regionen auf, während Borreliose und FSME in gemäßigten Breiten vorkommen und in Mitteleuropa derzeit die wichtigsten Vektor-assoziierten Infektionskrankheiten darstellen. Erst seit einigen Jahren weiß man, dass auch in Mitteleuropa seltene Rickettsiosen auftreten, die durch die zwei Erreger Rickettsia slovaca und R. helvetica verursacht werden. Die klinischen Symptome einer Infektion scheinen jedoch eher mild zu sein.

Daneben können Zecken aber auch als reine Blutsauger selbst zu Krankheitserregern werden, denn der Speichel einiger Arten beinhaltet Nervengifte, die zu Lähmungserscheinungen führen können, der so genannten Zecken-Paralyse. In besonders schweren Fällen kann diese tödlich enden.

Mittlerweile gilt es als gesichert, dass Borreliose deutschlandweit vorkommt, wenn auch unterschiedlich häufig. Dagegen konzentriert sich FSME nach wie vor auf Süddeutschland, also Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Thüringen. Die genauen Gründe für ein Fehlen in Norddeutschland sind bis heute nicht klar.

Da all diese Krankheiten so genannte Zoonosen sind, also ein tierisches Reservoir haben (z.B. Nagetiere, Igel oder die Zecken selbst), sind Erkenntnisse über das Zusammenspiel der Erreger und ihrer natürliche Reservoire unerlässlich für ein besseres Verständnis der Krankheit beim Menschen. Insbesondere die Verbreitungsmechanismen im Zusammenhang mit den Zecken bieten wichtige Einblicke in die Epidemiologie der Krankheiten.

Unmittelbare Anwendungsrelevanz haben Forschungsthemen, die sich mit Vorbeugung und Bekämpfung von Zecken bzw. den durch sie übertragenen Krankheiten beschäftigen. Zeckenbekämpfung ist ein bislang kaum beherrschbares Problem, da der Lebensraum in der freien Natur nahezu unbegrenzt ist und die Ansprüche der Zecken relativ gering sind.

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Referent: Dr. rer. nat. Andreas Krüger, Major am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg, Fachbereich Tropenmedizin am BNI
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Der Vortrag "Zecken: kleine Blutsauger - große Gefahr?" ist der 5. Termin einer öffentlichen, populärwissenschaftlichen Vortragssreihe, die das Bernhard-Nocht-Institut im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2009 veranstaltet. Bis einschließlich Dezember 2009 wird es jeweils am ersten Montag des Monats ein neues Vortragsthema aus der Tropenmedizinischen Forschung geben.

Weitere Informationen zum Wissenschaftsjahr 2009:

http://www.bni-hamburg.de
http://www.forschungsexpedition.de
http://www.bmbf.org/de/13183.php
http://www.wissenschaft-im-dialog.de

Hinweise zur Teilnahme:
Die Teilnahme ist kostenlos.
Die Veranstaltung findet im Hörsaal des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg statt.
Treffpunkt ist am Empfang.
Maximale Teilnehmerzahl: 120 Personen.
Der Veranstaltungsort ist auch per Rollstuhl erreichbar.

Termin:

05.10.2009 19:00 - 20:30

Veranstaltungsort:

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Hörsaal, 2. OG
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Hamburg
Deutschland

Zielgruppe:

Lehrer/Schüler, jedermann

Relevanz:

regional

Sachgebiete:

Biologie, Medizin

Arten:

Eintrag:

19.08.2009

Absender:

Eva Königsmann

Abteilung:

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Veranstaltung ist kostenlos:

ja

Textsprache:

Deutsch

URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event28295


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