Vor 55 Jahren wurde in Babelsberg die Deutsche Hochschule für Filmkunst gegründet, die heutige Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf". Im Sommer vor zwanzig Jahren verließen Tausende Ausreisewillige über Ungarn die DDR. Im September 1989 begannen in Leipzig die Montagsdemos. Im November skandierten auf dem Berliner Alexanderplatz eine halbe Million Menschen - darunter viele Künstler - "gegen Gewalt und für verfassungsmäßige Rechte". Wenige Tage später fiel die Mauer.
"Ich fürchte nicht die unbequemen Studenten, die auf Veränderungen von unannehmbaren Zuständen drängen, ich fürchte mehr diejenigen, die sich mit unannehmbaren Zuständen abfinden. Mein Fehler und der vieler meiner Generation darf nicht wiederholt werden". sagte Lothar Bisky in seiner Rede am 4. November 1989 auf dem Alex. Als Filmstudent Thomas Heise 1982 seiner drohenden Exmatrikulation zuvorkam und "freiwillig" die Hochschule verließ, wehte noch ein anderer Wind in Babelsberg. Wenn genaues Hinsehen, Beobachten und Dokumentieren Kriterien für Unbequemlichkeit sind, dann war Thomas Heise sehr unbequem.
Mit "Imbiß" (HFF 1977/78) zeigt die Filmbühne eine frühe dokumentarische Übung Thomas Heises, die noch an der HFF entstand. Der Film beobachtet den alltäglichen Betrieb vor und hinter der Theke eines Imbiss' am Alex, und die sieben Minuten lassen Heises später perfektionierte Methode seiner Näherung an Menschen und Wirklichkeiten bereits erkennen. "Imbiß" ist ein atmosphärisch dichtes Zeitdokument, das sein Überleben im HFF-Filmarchiv - ohne Vor- und Abspann - eher dem Zufall verdankt, denn eine Archivierungspflicht für Übungen vor dem Hauptprüfungsfilm bestand damals nicht.
Mit "Imbiß-Spezial" (DDR 1989) greift Heise das Sujet im Oktober 1989 wieder auf - diesmal im Bahnhof Lichtenberg. "Nüchtern und als eine Art Bestandsaufnahme des staatlichen Zerfalls hält er die monotonen Arbeitsverrichtungen des Personals fest, das Kommen und Gehen der Gäste, die fast beiläufigen Kommentare von Jugendlichen. - Ein Bild zwischen Untergangs- und Aufbruchsstimmung." (Progress Film)
Einen anderen Blick auf 1989 wirft der Episodenfilm "Mein 89" (HFF 2009), der vor zwei Wochen auf dem Filmfest Cottbus seine Premiere feierte. Vor zwanzig Jahren waren die Studierenden von heute zwischen 5 und 10 Jahre alt. Štepán Altrichter, Banu Kepenek, Konrad Kästner, Josephine Frydetzki, Ester Amrami und Jöns Jönsson erzählen fiktiv oder dokumentarisch von den Ereignissen, die ihre Erinnerung an dieses Jahr prägten. Es sind Geschichten aus der DDR, der ?SSR, der BRD, Schweden und Israels, die der Episodenfilm vereint. Entstanden ist ein Mosaik aus Kinderblicken auf ein Jahr, das die Welt veränderte: retrospektiv, offen, traurig, bezaubernd, komisch - und mal mehr, mal weniger autobiografisch.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
02.12.2009 20:00 - 22:30
Veranstaltungsort:
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, Großes Haus
Linienstraße 227
10178 Berlin
Brandenburg
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
Arten:
Eintrag:
26.11.2009
Absender:
Angela Brendel-Herrmann
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event29607
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