... zum einen kann die adäquate mathematische Beschreibung physikalischer Phänomene neue Einsichten in deren Struktur vermitteln und die Deduktion weiterer physikalischer Zusammenhänge ermöglichen. Zum anderen liefert die Suche nach dieser Beschreibung ihrerseits vielseitige Anregungen zur Weiterentwicklung der Mathematik. Ein genauerer Blick auf diese seit Jahrtausenden bestehenden Wechselbeziehungen zwischen Mathematik und Physik offenbart vielfältige Veränderungen, die sowohl von der inhaltlichen Entwicklung der beiden Disziplinen bedingt waren, als auch durch die variierenden äußeren Rahmenbedingungen. Von besonderem Interesse sind dabei die letzten beiden Jahrhunderte, brachten sie doch für beide Disziplinen einen großen Erkenntniszuwachs mit der Herausbildung zahlreicher Teildisziplinen sowie grundlegende Wandlungen durch neue Theorien und Methoden wie die mengentheoretische Durchdringung der Mathematik, die Quantentheorie oder das allgemeine Relativitätsprinzip. In der allgemeinen Relativitätstheorie und in der Quantenmechanik war die physikalische Theoriebildung untrennbar mit neuen mathematischen Konzeptionen verbunden, so dass Y. Manin im Bezug auf das veränderte Wechselverhältnis von Mathematik und Physik davon sprach, dass "without the mathematical language physicists couldn't even say what they were seeing".
Ziel der Konferenz ist es, die Veränderungen dieses Wechselverhältnisses im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts exemplarisch zu erfassen und zu analysieren. Dabei sollen folgende Gesichtspunkte im Zentrum stehen:
- Merkmale der Mathematisierung von physikalischen Teildisziplinen (und/oder)
- Rückwirkungen der Mathematisierungsprozesse in der Physik auf die Mathematik
- Entwicklung des Verhältnisses zwischen mathematischer und theoretischer Physik
- Gestaltung des Wechselverhältnisses zwischen Mathematik und Physik durch die einzelnen Wissenschaftler in lokalen Zusammenhängen Durch den Vergleich der verschiedenen lokalen Entwicklungen untereinander sowie mit den skizzierten übergeordneten Prozessen sollen in den Diskussionen allgemeinere Merkmale dieser Wechselbeziehungen herausgearbeitet werden.
Tagungsprogramm
Montag, 22. März 2010
9.00 Eröffnung
Pirmin Stekeler-Weithofer (Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig): Welcome
Sektion 1: Allgemeine Entwicklungen
09.30 Jesper Lützen: Examples of and reflections on the interplay between mathematics and physics in the 19th and 20th century
10.30-11.00 Pause
11.00 Juraj Šebesta: Mathematics as one of the basic pillars of physical theory: historical and epistemological survey
12.00-14.00 Mittagspause
14.00 Jan Lacki: From q-numbers to Hilbert spaces: The interplay of mathematics and physics in the rise of quantum mechanics
15.00 Arne Schirrmacher: Good reasons for and against a mathematization of physics: On forms of theoretical physics of Max Planck, Max Born and Werner Heisenberg
16.00-16.30 Pause
Sektion 2: Lokale Kontexte
16.30 Karl-Heinz Schlote / Martina Schneider: Zum Wechselverhältnis von Mathematik und Physik an den Universitäten Leipzig, Halle und Jena - ein Vergleich
Dienstag, 23. März 2010
09.00 Karin Reich: Die theoretische Physik an der Universität Hamburg in den Jahren 1921-1959
10.00 Jim Ritter: Geometry as physics: Oswald Veblen and the Princeton School in the 1920s
11.00-11.30 Pause
11.30 Charlotte Bigg: Mathematics meets physics in early twentieth century Paris: the case of Brownian motion
12.30-14.30 Mittagspause
Sektion 3: Wissenschaftler
14.30 Scott Walter: Theoretical physics and relativity in Paris during the Belle Époque
15.30 Tom Archibald: Poincaré and Saturn's Rings: Equilibrium figures and the prestige of mathematics circa 1900
16.30-17.00 Pause
17.00 Reinhard Siegmund-Schultze: Probability and statistics as connecting links between mathematics and physics: the approach of Richard von Mises in the 1920s
Mittwoch, 24. März 2010
09.00 Tilman Sauer: Einsteins Verhältnis zur Mathematik
10.00 Erhard Scholz: Weyls Verständnis vom Verhältnis der Mathematik zur Physik
11.00-11.30 Pause
Sektion 4: Entwicklung von Konzepten und Theorien
11.30 Friedrich Steinle: The unusual interaction of physics and mathematics in the formation of field theory
12.30-14.30 Mittagspause
14.30 Arianna Borrelli: Der Begriff von "Drehimpuls" zwischen Mathematik und Physik
15.30-16.00 Pause
16.00 Klaus-Heinrich Peters: Mathematische und phänomenologische Strenge: Distributionen in Quantenmechanik und Quantenfeldtheorie
Donnerstag, 25. März 2010
09.00 Helge Kragh: The role of mathematics in the construction of the relativistic quantum mechanics
10.00 Christoph Lehner: The resolution of the particle-wave dualism: Pascual Jordan and the quantum field theory program
11.00-11.30 Pause
11.30 Podiumsdiskussion: On the interrelationship between mathematics and physics - continuities and discontinuities
13.00 Ende der Tagung
Hinweise zur Teilnahme:
Die Tagung ist öffentlich, eine Teilnahme ist kostenlos möglich. Aus organisatorischen Gründen bitten wir um eine Anmeldung bis zum 15. März 2010 unter mathsmeetsphysics@saw-leipzig.de.
Termin:
22.03.2010 ab 09:00 - 25.03.2010 13:00
Anmeldeschluss:
15.03.2010
Veranstaltungsort:
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig,
Karl-Tauchnitz-Str. 1
04107 Leipzig
Sachsen
Deutschland
Zielgruppe:
Journalisten, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
international
Sachgebiete:
Mathematik, Physik / Astronomie
Arten:
Eintrag:
25.02.2010
Absender:
Agnes Schaefer
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event30436
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