Seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland kann man drei Phasen der Kulturpolitik voneinander unterscheiden, die jede für sich ca. zwei Dekaden in Anspruch nahmen und denen jeweils auslösende Ereignisse zugrunde lagen. Die erste Phase der 50er und 60er Jahre lassen sich nach den zerstörenden Wirkungen von Diktatur und Krieg unter das Motto „Wiederaufbau und Daseinsvorsorge“ stellen, was auch die Kultur als Staatsaufgabe prägte. Bei der zweiten Phase der 70er und 80er Jahre nach der „Kulturrevolution von 1968“ mit den Stichworten „Kultur für alle“ und „Bildungskatastrophe“ ging es im Wesentlichen um zweierlei: Erstens um die Erhöhung respektive den Ausbau des kulturellen Angebots – einschließlich dessen in Bildung und Wissenschaft -, dies einerseits durch den Staat selbst, anderseits aber auch mittels der Auflösung staatlicher Monopole und der Zulassung von Angeboten durch Private in dualen Systemen. Zweitens um „Demokratisierung“, was insoweit irreführend war, als eher „Teilhabe“ oder „Partizipation“ im Mittelpunkt stand. Für die dritte Phase der 90er Jahre und des ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts wirkten bereits die finanziellen Grenzen des Staates und ein damit verbundener Rückzug auslösend, wobei ein Paradigmenwechsel von der öffentlichen Verwaltung zum „New Public Management“ gefordert und vollzogen wurde. Dieser erfasste – bei unterschiedlichen Akzentuierungen – alle Bereiche öffentlich geförderter Kultur, Kunst, Wissenschaft und Bildung und führte insbesondere zu einem veränderten Steuerungsinstrumentarium in institutioneller, strategischer und operativer Hinsicht.
Ausgehend von diesen Entwicklungen ist den Fragen nachzugehen, ob man nun am Beginn einer vierten Phase steht und wie diese ausgestaltet werden könnte. Die gegenwärtige Finanzkrise bildet insoweit das auslösende Moment. Eine Wert- und Strukturdiskussion, die man mit der Einführung der Staatszielklausel Kultur in das Grundgesetz in Verbindung bringen kann, sollte zur Wiederentdeckung der Kultur als Staatsaufgabe eigener Art führen. Erkenntnisse aus den bisherigen drei Phasen können fruchtbar gemacht werden, wobei im Vordergrund stehen sollte, Kultur, Kunst, Bildung und Wissenschaft zum einen aus der Nachrangigkeit staatlicher Aufgabenerfüllung zu holen und zum anderen deren Eigengesetzlichkeiten und notwendige Freiräume zu stärken.
Hinweise zur Teilnahme:
Eine Teilname ist nach namentlicher Anmeldung unter awk@awk.nrw.de möglich.
Termin:
24.06.2010 18:00 - 20:00
Anmeldeschluss:
23.06.2010
Veranstaltungsort:
Palmenstr. 16
Karl-Arnold-Haus der Wissenschaften
Diskussionssaal
40217 Düsseldorf
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Kulturwissenschaften, Kunst / Design, Recht
Arten:
Eintrag:
21.06.2010
Absender:
Robert Kekez
Abteilung:
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
nein
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event31756
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