Welchen Anteil hatte die Philologie des 19. Jahrhunderts am erstarkenden Rassismus? Spiegelte sich im wissenschaftlichen Urteil zwangsweise der intellektuelle Machtanspruch Europas? Oder gab es auch philologische Gegenentwürfe zum vorherrschenden Diskurs? Claude Lévi-Strauss bezeichnete es als „Ursünde“ der modernen europäischen Anthropologie, biologische Konzepte mit den sozialen und psychologischen Erzeugnissen der Menschen zu vermengen. Im Fall der Philologie besteht diese konkret in der Vermischung von sprachlichen und textkulturellen Kategorien mit den geistigen Fähigkeiten von Sprechern/Schreibern der eigenen und anderer Kulturen: So begründeten Sprach- und Texttheorien deterministische Theorien der Abstammung. Im Zentrum der Tagung steht der daraus resultierende Beitrag der europäischen Philologie(n) als Sprach- und Textwissenschaft(en), die mit dem Anspruch auftreten, eigene und fremde Kulturen zu erklären, zum Rassismus im 19. Jahrhundert.
Mit Blick auf die Philologie als schon historisch „internationalem Denkraum“ nehmen an der Konferenz Wissenschaftler aus Frankreich, Großbritannien, Italien, der Schweiz, Spanien, Deutschland, Hong Kong, Indien und den USA teil, um „diese Fragen in einem größeren, (außer-)europäischen Kontext zu behandeln“, wie Tagungsorganisator Dr. Markus Messling vom Institut für Romanistik sagt. „In Zeiten der Rückbesinnung auf die Methoden des 19. Jahrhunderts in den Textwissenschaften ist die historische Aufarbeitung der Erkenntnistheorie und Praxis der Philologie(n) von zentraler Bedeutung“, so Messling. Die Befragung der eigenen Wissenschaftsgeschichte sei aber auch für das Verständnis der modernen europäischen Wissenschaften vom Menschen insgesamt relevant.
Neben den Wissenschaftlern nehmen auch Schriftsteller und Journalisten wie Kossi Efoui, Elias Khoury und Bartholomäus Grill an der Konferenz teil, um über das komplexe Verhältnis von Literatur und Rassismus zu diskutieren. Dabei geht es vor allem darum, den immer noch wirkenden wissenschaftlichen Beschreibungen Anderer im Kolonialismus ebenso bestehende „Gegenstrategien des erzählenden Beschreibens“ entgegenzustellen.
Hinweise zur Teilnahme:
Termin:
27.05.2011 ab 09:00 - 29.05.2011 18:00
Veranstaltungsort:
Universität Potsdam, Campus Am Neuen Palais, Am Neuen Palais 10, Haus 8, Foyer
14468 Potsdam
Brandenburg
Deutschland
Zielgruppe:
Studierende, Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Sprache / Literatur
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung
Eintrag:
17.05.2011
Absender:
Sylvia Prietz
Abteilung:
Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event35430
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