Die Bundesrepublik Deutschland hat sich seit ihrer Gründung als ein
gleichermaßen stabiler und dynamischer Verfassungsstaat erwiesen. Dies
ermöglichte eine kulturelle gesellschaftliche Vielfalt die das Gemeinwesen
einerseits lebendig, andererseits aber inhomogen macht. In unserem Land gibt
es einen Pluralismus unterschiedlicher Werthaltungen, die durchaus in Konflikt
mit einander treten und womöglich den Zusammenhalt der Gemeinschaft
gefährden können. Inwiefern ist die Stabilität des Gemeinwesens
von einem Wertekonsens seiner Bürger abhängig? Diese Frage stellt
sich insbesondere im Zusammenhang mit dem Einheimischwerden des Islam als
einer alternativen Werteordnung, die nach traditioneller Vorstellung mit
der "abendländischen" schwerlich zu vereinbaren ist. Die Diskussion
um den Wertekonsens als Leitkultur ist ein Beispiel für die politische
Relevanz dieser Fragestellung.
Als Kern der kulturellen Freiheit des modernen Verfassungsstaates kann die
individuelle Freiheit der Religion und Weltanschauung angesehen werden. Das
Grundgesetz sichert aber auch die korporativen Aspekte der Religionsfreiheit.
Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften haben deshalb eine privilegierte
Stellung. Aus historischen Gründen waren dies zunächst einmal die
großen christlichen Kirchen, deren Wertvorstellungen als tragende Elemente
des gesellschaftlichen Wertekonsenses weitgehende Anerkennung erhalten haben.
Führt der Religionspluralismus der Gegenwart zu Parallelgesellschaften,
die den gesellschaftlichen Wertekonsens unterminieren? Oder sind von dieser
Pluralisierung der religiösen Gegenwartskultur nicht eher belebende
Effekte für die Bürgergesellschaft zu erwarten?
Zur Annäherung an diese Fragen wollen wir genauer untersuchen: Wie
christlich war das "Abendland" in früheren Epochen? Verändern sich
Wertvorstellungen in der religiösen Gegenwartskultur? Wie kommen
religiös-kulturelle Minderheiten mit deren Bedingungen und Regeln zurecht?
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für politisches Handeln? Deshalb
werden sich neben Wissenschaftler/-innen aus Rechtswissenschaft,
Religionswissenschaft, Soziologie und Theologie auch namhafte Politiker/-innen
an der Diskussion beteiligen.
Wir laden alle Interessierten herzlich nach Bayreuth ein!
Dr. Christoph Meier,
Evangelische Akademie Tutzing
Prof. Dr. Christoph Bochinger,
Institut zur Erforschung der religiösen Gegenwartskultur, Universität Bayreuth
PROGRAMM
Freitag, 29. Juni 2001
16.00 Uhr Begrüßung
Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Ruppert, Präsident der Universität Bayreuth
Dr. Christoph Meier, stellv. Direktor der Evang. Akademie Tutzing
16.15 Uhr Sufismus im Westen - Religionsbegegnung in kultureller Vielfalt
Prof. Dr. Dr. Annemarie Schimmel, Islamwissenschaftlerin,
Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Bonn
17.15 Uhr Kaffee/Tee
17.30 Uhr Pluralismus in der religiösen Gegenwartskultur
Ergebnisse aus der empirischen Religionsforschung
Prof. Dr. Christoph Bochinger,
Professur für Religiöse Sozialisation, Institut zur Erforschung der
religiösen Gegenwartskultur, Universität Bayreuth
18.30 Uhr Von der Grundwertedebatte zur Diskussion um die Leitkultur
Stationen einer Suche nach den moralischen Grundlagen der Gesellschaft
Gerd Laute, Institut zur Erforschung der religiösen Gegenwartskultur,
Universität Bayreuth
19.00 Uhr Abendbuffet
20.00 Uhr Fremde Götter
Die Herausforderung des Wertekonsenses durch den religiösen Pluralismus
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Bundesministerin a.D., MdB (FDP), Berlin
Samstag, 30. Juni 2001
9.00 Uhr Christen, Juden und Muslime in Europa
Wie homogen war das "christliche Abendland" im Mittelalter?
Prof. Dr. Ulrich Berner, Lehrstuhl für Religionswissenschaft,
Universität Bayreuth
10.00 Uhr Kaffee/Tee
10.30 Uhr Muslime und Grundgesetz
Religionsfreiheit in der BRD aus der Sicht muslimischer Religionsvereine
Dr. Nadeem Elyas, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Köln
11.30 Uhr Islamische Rechtstraditionen und Wertekonsens in Deutschland
Prof. Dr. Matthias Rohe M.A., Lehrstuhl für Bürgerliches Recht,
Internationales Recht und Rechtsvergleichung, Universität Erlangen-Nürnberg
12.30 Uhr Mittagsbuffet
13.30 Uhr Religionsfreiheit und Wertekonsens angesichts des religiösen Pluralismus
Versuch einer Zusammenfassung in theologischer Perspektive
Prof. Dr. Wolfgang Schoberth, Lehrstuhl für Systematische Theologie
Universität Bayreuth
14.30 Uhr Wertekonsens und Religionspluralismus
Politische und gesellschaftliche Perspektiven und Aufgaben
Podiumsdiskussion mit:
Dr. Nadeem Elyas Zentralrat der Muslime in Deutschland, Köln
Wolfgang Hoderlein MdL (SPD), München
Cornelia Schmalz-Jacobsen (FDP), Publizistin, Mitglied der Zuwanderungs-
kommission, früher Ausländerbeauftragte der
Bundesregierung, Berlin
Dr. Ludwig Spänle MdL (CSU), München
N.N. (B'90/Grüne)
16.30 Uhr Ende der Tagung
TAGUNGSLEITUNG
Dr. Christoph Meier
Prof. Dr. Christoph Bochinger
Gerd Laute
Hinweise zur Teilnahme:
TAGUNGSORGANISATION
Doris Brosch
Telefon 08158 / 251 125
Telefax 08158 / 99 64 25
E-mail brosch@ev-akademie-tutzing.de
beantwortet ihre Fragen im Zusammenhang mit der Tagung in der Zeit von Montag
bis Freitag von 9.00 bis 12.00 Uhr.
ANMELDUNG
Ihre Anmeldung erbitten wir elektronisch oder schriftlich bei
der Evangelischen Akademie Tutzing. Ihre Anmeldung wird nicht bestätigt
und ist verbindlich, sollten Sievon uns nicht spätestens eine Woche vor
Tagungsbeginn eine Absage wegen Überbelegung erhalten. Anmeldeschluß ist
der 22. Juni 2001.
ABMELDUNG
Sollten Sie kurzfristig an der Teilnahme verhindert sein, bitten wir bis
spätestens zum 26. Juni 2001 um entsprechende Benachrichtigung, andernfalls
werden Ihnen 50% der bestellten Leistungen in Rechnung gestellt.
PREISE
Teilnahmebeitrag (incl. Pausenkaffees) ermäßigt
für die gesamte Tagungsdauer DM 80,-- DM 35,--
nur Freitag DM 40,-- DM 20,--
nur Samstag DM 50,-- DM 25,--
Abendbuffet Freitag DM 20,-- keine Ermäßigung
Mittagsbuffet Samstag DM 20,-- keine Ermäßigung
Ermäßigung auf den Tagungsbeitrag erhalten Auszubildende,
SchülerInnen, StudentInnen (bis zum vollendeten 30. Lebensjahr),
Zivildienstleistende, Wehrpflichtige und Arbeitslose gegen Vorlage ihres
aktuellen Ausweises.
Für Studierende der Universität Bayreuth ist die Teilnahme frei.
Verpflegung muss bei Inanspruchnahme bezahlt werden.
Die Verpflegung wird für Muslime und Vegetarier geeignet sein.
Ihre Zahlung erbitten wir bei Ankunft (ab 15.00 Uhr) direkt am Tagungsort.
Kartenzahlung ist nicht möglich. Bestellte und nicht in Anspruch genommene
Einzelleistungen können nicht rückvergütet werden.
Termin:
29.06.2001 ab 16:00 - 30.06.2001 16:30
Veranstaltungsort:
Die Tagung findet im großer Saal des Studentenwerks Oberfranken auf
dem Campus der Universität Bayreuth statt. Die Räumlichkeiten des
Studentenwerks befinden sich neben dem Gebäude der Zentralen
Universitätsverwaltung.
VERKEHRSVERBINDUNGEN
Der Ta
95447 Bayreuth
Bayern
Deutschland
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
Arten:
Eintrag:
26.06.2001
Absender:
Jürgen Abel M. A.
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
unbekannt
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event4131
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