Obwohl sich die Vorstellung einer tiefgreifenden Mediatisierung der Lebenswelten nicht nur in Deutschland, sondern auch international durchgesetzt hat und diese auch leitend ist für die Arbeit des DFG-Schwerpunktprogramms (SPP) ‚Mediatisierte Welten’, fehlt immer noch eine Theorie, welche in der Lage ist, die Prozesse der medialen Kommunikation umfassend sozialtheoretisch zu bestimmen.
Innerhalb und außerhalb des Schwerpunktprogramms kommen bei einem solchen Versuch zurzeit vor allem handlungstheoretische (symbolischer Interaktionismus, Sozialkonstruktivismus) oder auch systemtheoretische Ansätze zum Einsatz. In den letzten Jahren wird zunehmend darüber diskutiert, ob der Kommunikative Konstruktivismus in der Lage ist, eine umfassende sozialtheoretische Grundlage für die Beschreibung und das Verstehen der aktuellen Mediatisierungsprozesse zu liefern. Entscheidend für dieses komplexe methodologisch-theoretische Programm ist, dass die Konstruktion der gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht mehr nur auf die (ungleiche) Verteilung und Legitimation von Wissensbeständen zurückgeführt wird, sondern Wissen, Legitimation sowie die gesellschaftliche Wirklichkeit erst durch kommunikatives Handeln ermittelt, geschaffen, aber auch immer wieder verändert werden. Folglich geht es weniger um die Rekonstruktion von Wissensbeständen einzelner Akteure, sondern deutlich fokussierter um die Analyse von kommunikativen Wechselwirkungsprozessen und um die Analyse der (Materialität) Medien, die an diesen Prozessen beteiligt sind.
Wenngleich das Mediatisierungskonzept und der Kommunikative Konstruktivismus weitestgehend unabhängig voneinander ausgearbeitet wurden, weisen sie dennoch viele Überschneidungspunkte auf. Deshalb stellen sich u.a. folgende Fragen:
Inwiefern kann der Kommunikative Konstruktivismus als ein Rahmenkonzept für die Mediatisierungsforschung fungieren?
Wie ist der Metaprozess der Mediatisierung vor dem Hintergrund des Kommunikativen Konstruktivismus analytisch zu fassen?
Was ändert sich, wenn man die konkrete empirische Mediatisierungsforschung nicht unter sozialkonstruktivistischen, sondern unter kommunikativ konstruktivistischen Gesichtspunkten betrachtet?
Inwieweit, in welchen Formen und mit welchen Folgen sind Medien an der kommunikativen Konstruktion der sozialen Wirklichkeit beteiligt?
Diese Fragen möchten wir mit Vertreter/innen und Kritiker/innen innerhalb und außerhalb des DFG-Schwerpunktprogramms erörtern. Der Workshop soll also vor allem der Abstimmung und Klärung dienen, aber auch dazu, die Sicht des Programms mit einer begrenzten Fachöffentlichkeit zu diskutieren.
Wissenschaftliche Leitung:
Jo Reichertz, Leiter des Forschungsschwerpunktes Kommunikationskultur am KWI.
ReferentInnen:
Richard Bettmann (KWI), Tilo Grenz (Universität Wien), Andreas Hepp (Universität Bremen), Hubert Knoblauch (TU Berlin), Friedrich Krotz (Universität Bremen), Matthias Meitzler (KWI), Michaela Pfadenhauer (Universität Wien), Caroline Plewnia (KWI), Gerhard Vowe (Heinrich Heine-Universität Düsseldorf)
Hinweise zur Teilnahme:
Die Teilnahme ist kostenlos. Da die Teilnehmerzahl auf 30 begrenzt ist, bitten wir um verbindliche Anmeldung bis zum 10. Juni 2016 an Maria Klauwer (maria.klauwer@kwi-nrw.de).
Termin:
30.06.2016 ab 13:30 - 01.07.2016 14:30
Anmeldeschluss:
10.06.2016
Veranstaltungsort:
Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI), Gartensaal,
Goethestr. 31,
45128 Essen
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
Zielgruppe:
Wissenschaftler
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
überregional
Sachgebiete:
Gesellschaft, Informationstechnik, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
Arten:
Konferenz / Symposion / (Jahres-)Tagung, Seminar / Workshop / Diskussion
Eintrag:
18.05.2016
Absender:
Helena Rose
Abteilung:
Pressestelle
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event54339
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