Die seit der Antike bis über das Mittelalter hinaus verwendeten Naturfarbstoffe wie Purpur aus der Purpurschnecke, Karmin aus Schildläusen oder Krapprot aus Färberröte sowie das Blau aus Indigopflanze und Färberwaid waren aufwendig zu gewinnen. Dementsprechend waren sie nur begrenzt verfügbar, kostbar und eher begüterten Käuferschichten vorbehalten.
Der Anbau von heimischem Färberwaid unterlag oft königlichen Regelungen, und erst in der Zeit des Dreissigjährigen Krieges erfolgte ein Übergang zur Nutzung der tropischen Indigopflanze.
Die Einfuhr des mittelamerikanischen Produktes nach Europa war bis zur industriellen Revolution geprägt von Politik, Piraterie und Handelskriegen.
Erfindungen wie Spinnmaschinen oder dampfbetriebene Webstühle begünstigten einen kontinuierlichen Aufschwung der Textilindustrie. Die hergestellten Stoffe aus tierischer oder pflanzlicher Wolle, Seide oder sonstigen Garnen verlangten nach lichtechten, leuchtenden und gewebsschonenden Farben in grossen Mengen, umsetzbaren Rezepturen und neuartigen Aufdruckverfahren zur Einfärbung.
Zeugdruckereien und Tuchfabriken stellten ihre mit verschiedenen Farbnuancen gedruckten Motive dem Kunden in Stoffmusterbüchern vor. Eine wichtige Rolle spielen hier die Zusammenstellungen von Adolf Jenny-Trümpy aus Ennenda, der an der ETH Chemie studierte.
Erstmals wurde 1826 Anilin von Otto Unverdorben durch Kalkdestillation aus Indigo hergestellt, 1834 aus Steinkohlenteer von Friedlieb Runge. 1856 synthetisierte William Perkin den ersten künstlichen Teerfarbstoff Mauvein, der bei den modebewussten Frauen sehr erfolgreich wurde. Zu etwa dieser Zeit begann in Amerika der Siegeszug der aus blauem Denimstoff gefertigten Arbeitshosen von Levi Strauss, die ab 1920 Blue Jeans hiessen. Weitere um 1870 synthetisierte Farbstoffe waren beispielsweise Anilin-Gelb, -Schwarz oder -Blau, Bismarck-Braun oder das Hofmann-Violett.
Wesentlich beteiligt an dieser Farbstoff-Entwicklung waren auch ETH-Professoren wie Karl Heumann oder später Heinrich Zollinger. In Deutschland führte akademisches Wissen rasch zu einer teilweise auch von Weltkriegen und Patentstreiten beeinflussten Gründung von Grossfirmen wie BASF (Badische Anilin und Soda-Fabrik), Bayer, Degussa und Hoechst. Im Dreiländereck prägten bald die 4 grossen Basler Unternehmen CIBA, Geigy, Sandoz und Roche die Chemisch-Pharmazeutische Industrie der Schweiz.
«Farbe» aber ist heute schon lange kein Luxusprodukt mehr.
Freitag, 12. Mai 2017, 16.00–18.45 Uhr
ETH Zürich, Campus Hönggerberg, Gebäude HCI, Hörsaal J 7
Programm:
16.00–16.20 Uhr - Dr. Barbara Brauckmann (Öffentlichkeitsarbeit D-CHAB, ETH Zürich): «Farbstoffe und Druckmusterbücher am früheren Departement Chemie»
16.20–16.40 Uhr - Prof. Dr. Christian Iseli (Zürcher Hochschule der Künste ZHdK): «Die Sehnsucht nach dem Analogen»
16.40–17.00 Uhr - Dr. phil. Anne Wanner-JeanRichard (Textilhistorikerin Rheinfelden): «Die Musterbücher aus Ennenda»
17.00–17.20 Uhr - Peter Schulthess (Textilkaufmann und Kulturschaffender): «Indigo - Mode als Treiber der Industrialisierung»
17.30–17.50 Uhr - Dr. phil. nat. Peter Scheibli (Textilfarbstoffchemiker, Basel): «Aufstieg und Niedergang der Basler Textilfarbstoff-Industrie»
17.50–18.10 Uhr - Dr. Michael Kessler (Pharmazie-Historisches Museum Basel): Vom Seidenband zum Sirolin»
18.10–18.40 Uhr - Prof. Dr. Thomas Hengartner (Collegium Helveticum) Abschlussdiskussion mit ReferentInnen und Publikum
18.45–19.45 Uhr - H-Stock: Vitrinenausstellung zum Thema Farben (Gestaltung von Szenograf Michael Gruber, Skeno Zürich)
Hinweise zur Teilnahme:
Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme an unserem Diskussionsforum ein und freuen uns auf Ihre Anmeldung über: brauckmann@chem.ethz.ch
Termin:
12.05.2017 16:00 - 18:45
Veranstaltungsort:
ETH Zürich, Campus Hönggerberg, Vladimir-Prelog-Weg 1-5, Gebäude HCI, Hörsaal J 7
Zürich
Zürich
Schweiz
Zielgruppe:
jedermann
E-Mail-Adresse:
Relevanz:
regional
Sachgebiete:
Chemie
Arten:
Ausstellung / kulturelle Veranstaltung / Fest, Seminar / Workshop / Diskussion, Vortrag / Kolloquium / Vorlesung
Eintrag:
07.04.2017
Absender:
Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften
Abteilung:
Hochschulkommunikation
Veranstaltung ist kostenlos:
ja
Textsprache:
Deutsch
URL dieser Veranstaltung: http://idw-online.de/de/event57196
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